Börse: Uniper, China, Inflation und Arbeitslosenquote im Fokus - Nord LB
In China hat sich die Stimmung in der Industrie und im Dienstleistungssektor im Juni aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den verarbeitenden Sektor erhöhte sich auf 50,2 (Mai: 49,6) Punkte. Der Subindex für die Produktion legte auf 52,8 (Vormonat: 49,7) Zähler zu, jener für den Auftragseingang verbesserte sich auf 50,4 (48,2) Punkte. Der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleistungsbranche stieg auf 54,7 (47,8) Punkte.
Der deutsche Einzelhandel hat trotz der Inflationsproblematik im Mai ein Plus verzeichnet. Wie Destatis auf Basis vorläufiger Daten mitteilte, erhöhten sich die Umsätze nach Abzug der Inflation um 0,6% (nominal: +2,0%) gegenüber dem Vormonat. Auf Jahressicht lagen die preisbereinigten Umsätze im Mai allerdings um 3,6% (nominal: +4,1%) niedriger.
Die dt. Importpreise sind im Mai weniger stark als erwartet gestiegen. Nach Angaben von Destatis erhöhte sich der Einfuhrpreisindex im Vergleich zum Vormonat um 0,9% und zum Vorjahr um 30,6%. Energieimporte waren um 2,2% teurer als im Vormonat, im Jahresvergleich lag der Anstieg bei 143,8%, was vor allem auf die extremen Preissteigerungen bei Erdgas zurückzuführen war. Der Einfuhrpreisindex ohne Energie erhöhte sich um 0,6% zum Vormonat und um 16,6% im Jahresvergleich.
Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist im Mai auf 5,3% (April: 5,0%) gestiegen. Zwar ist der Arbeitsmarkt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit weiter stabil, jedoch werden jetzt ukrainische Geflüchtete in den Statistiken der Jobcenter miterfasst.
Ausblick
Heute Vormittag erfolgt zunächst die Veröffentlichung der Verbraucherpreisdaten der Eurozone. Nach den HVPI-Zahlen für Deutschland als Sondersituation (-0,1% M/M) sowie Spanien (1,8% M/M) und Frankreich (0,8% M/M) mit starken Anstiegen ist es möglich, dass auch die Veränderungsrate für die Eurozone nochmals leicht höher ausfallen kann. Am Nachmittag wird der ISM PMI der USA bekannt gegeben. Hier rechnen wir unter Kenntnis der bereits vorliegenden regionalen Stimmungsumfragen aus dem verarbeitenden Gewerbe mit einem Rückgang beim nationalen ISM PMI.
Rentenmarkt
Vor allem die schlechte Stimmung an den Aktienmärkten ließ die Kurse deutscher Staatsanleihen weiter ansteigen. Auch US-Treasuries wurden wieder vermehrt nachgefragt, was auf die Risikoscheu der Anleger zurückgeführt werden kann.
Aktienmarkt
Die Sorge vor einem drohenden Aus der Gaslieferungen ließ die Anleger am deutschen Aktienmarkt die Flucht ergreifen. Insgesamt verlor der Dax im ersten Halbjahr -19,5%. Ukraine-Krieg, Inflation und Energiekrise machen sich deutlich bemerkbar. DAX -1,69%, MDAX -2,11%, TecDAX -0,76%. An der Wall Street bröckelten die Kurse weiter. Zu hoch sind die durch die Zinswende ausgelösten Rezessionsängste. Dow Jones -0,82%, S&P-500 -0,88%, Nasdaq-Comp. -1,33%.
Unternehmen
Der Energieversorger Uniper hat seine Prognose für das Gesamtjahr gekippt. Von Januar bis Juni werden sowohl das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) als auch der bereinigte Konzernüberschuss vorläufigen Zahlen zufolge "signifikant" unter den Vorjahreswerten liegen, teilte Uniper mit. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte der Konzern ein EBIT von 580 Mio. EUR und einen bereinigten Konzernüberschuss von 485 Mio. EUR erzielt. Für 2022 hatte Uniper bislang ein ber. EBIT von 1,0 - 1,3 Mrd. EUR und einen ber. Nettogewinn von 0,8 - 1,1 Mrd. EUR geplant. Seit Juni flossen nur noch 40% der vereinbarten Gasliefermengen aus Russland nach Deutschland, was den Konzern dazu veranlasste, nun die Bundesregierung um Hilfe zu bitten. Diese bestätigte, dass man sich in Gesprächen zur Stabilisierung des Energieversorgers befinde. Ob die steigenden Einkaufspreise nun auf die Absatzpreise umgewälzt werden oder ob es ein staatliches Rettungsprogramm geben wird, bleibt abzuwarten. Papiere von Uniper verloren in der Spitze bis zu 23%.
Devisen
Der Euro verlor an Wert und fiel kurzzeitig unter die Marke von 1,04 USD.
Rohstoffe
Die Ölpreise gaben vor der dem Hintergrund der Sitzung der Opec+ leicht nach. Eine stärkere Reaktion blieb angesichts der wenig überraschenden Meldung, die Fördermenge würde auch im August moderat erhöht, jedoch aus.
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