DAX: Konjunktursorgen lassen den Index um die Marke von 13.000 Punkten „tanzen“ - Nord LB
Nachdem zwischenzeitlich vor allem die Sorge vor höheren Zinsen die Kurse an den internationalen Aktienmärkten belastet hatte, rückten zuletzt eher Bedenken bezüglich des Wirtschaftswachstums stärker ins Blickfeld der Anleger. In diesem Umfeld sind beim deutschen Bluechip-Index DAX beispielsweise die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine erreichten Tiefststände wieder in den Fokus gekommen. Entsprechend tanzt der DAX aktuell regelrecht um die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Punkten und hat diese am vergangenen Freitag sogar zwischenzeitlich unterboten. In den USA notiert der Leitindex S&P 500 inzwischen unterhalb von 4.000 Zählern. Positive Vorgaben aus Nordamerika haben am Freitag ab dem Nachmittag allerdings stützend auf den DAX gewirkt und den Index heute knapp oberhalb von 13.200 Punkten in den Handel starten lassen. Nach wie vor ist die Stimmung bei den Marktteilnehmern jedoch keinesfalls durch großen Optimismus gekennzeichnet. Vor allem die US-Wirtschaft bereitet einigen Investoren weiterhin größere Sorgen.
In der Tat scheinen immer mehr Anleger mit Blick auf das Land der unbegrenzten Möglichketen ein erhöhtes Rezessionsrisiko zu diagnostizieren. Sollte die US-Notenbank wirklich die aktuell noch von vielen Marktteilnehmern erwartete deutliche Straffung der Ausrichtung ihrer Geldpolitik vornehmen, würden sich zweifellos signifikante Belastungen für die nordamerikanische Ökonomie ergeben. Bei den US-Hypothekenzinsen im Laufzeitbereich 30 Jahre ist jüngst beispielsweise die Marke von 6% ins Blickfeld gerückt. Diese Entwicklung sorgt mittlerweile für klare Bremsspuren am Immobilienmarkt des Landes. So sind die Wiederverkäufe von Häusern im Mai um immerhin 3,4% M/M gefallen. Die US-Geschäftsbanken scheinen bei Immobilienfinanzierungen inzwischen deutlich restriktiver vorzugehen; die Kombination aus hohen Immobilienpreisen und klar gestiegenen Zinsen belastet die Kreditwürdigkeit vieler potentieller Immobilienkäufer mittlerweile recht nachhaltig. Diese Entwicklung hat eine nicht zu unterschätzende makroökonomische Bedeutung und könnte perspektivisch zu mehr Vorsicht bei der Fed führen. Die hohe Inflation ist in den USA allerdings zu einem sehr politischen Thema geworden. Nach den Kongresswahlen dürfte das FOMC aber zurückhaltender agieren können. Spätestens dann könnten Aktien wieder eine interessantere Anlagealternative werden. So liegen die KGVs von S&P 500 und DAX auf Basis der Konsensgewinnschätzung für das Jahr 2023 aktuell bereits unterhalb von 16 beziehungsweise 11, was fundamental günstig erscheint. Unterstützend dürften zudem attraktive Dividendenrenditen wirken. Mit Blick auf die kommenden 12 Monate sind wir folglich nicht übermäßig pessimistisch für die Asset-Klasse Aktien und sehen den DAX (WKN: 846900, ISIN: DE0008469008, Chart, News) in diesem Zeitfenster bei 13.500 Punkten. Zunächst droht aber wohl vorerst noch eine Phase mit möglichen Gewinnmitnahmen und deutlich erhöhter Volatilität.
Die weitere US-Geldpolitik hat auch Implikationen für das FX-Segment. Der Devisenmarkt scheint aktuell in der Gefahr zu sein, bereits zu viel Aktivität von der Fed zu erwarten. Perspektivisch sehen wir daher ein gewisses Aufwertungspotential beim Euro. Die momentane Stärke der US-Währung mag zudem US-Anleger zum Kauf von europäischen Aktien bewegen, was zwischenzeitlich zu einer Outperformance des DAX gegenüber dem S&P 500 führen könnte. Mit einer klaren Entkoppelung der zwei Zeitreihen voneinander ist aber natürlich dennoch nicht zu rechnen. Aus strategischer Sicht bleibt der US-Aktienmarkt daher wohl tonangebend für die globalen Börsen.
Fazit: Für den globalen Aktienmarkt bleiben größere Sorgen um die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von hoher Relevanz, was den DAX derzeit regelrecht um die Marke von 13.000 Punkten tanzen lässt. In diesem Umfeld könnte sich die Fed gezwungen sehen, nach der US-Kongresswahl vorsichtiger zu agieren, was dann wieder hilfreich für DAX & Co. wäre. Zunächst ist aber eher mit turbulenten Märkten zu rechnen.
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