Schnäppchenpreise ohne Nachfrage? - BÖAG Kolumne

Vor zwei Wochen war die Richtungsfrage noch offen, doch dann wurde im Fahrstuhl der Märkte der Abwärts-Knopf gedrückt. Rund 1.500 Punkte bzw. 10 Prozent ging es bis letzte Woche runter beim DAX. Die runde Marke von 13.000 Punkten hielt zunächst - anders als Anfang März, wo erst bei 12.440 ein relatives Tief erreicht wurde. Diesmal vorangegangen war auch ein massiver Einbruch bei den Kryptos - insbesondere beim Bitcoin, der von seinem Rekordstand im November um über 70 Prozent korrigierte und zeitweise unter 20.000 USD fiel. Der Mythos vom krisenfesten „digitalen Gold“ dürfte spätestens damit entzaubert sein und die Stimmung bei den Digitalwährungen liegt auf einem 3-Jahres-Tief.
Wer jetzt glaubt, durch eine breite internationale Streuung der Schwäche an den Aktienmärkten zu entgehen, dürfte enttäuscht sein: Selbst der MSCI All Countries World Index, mit knapp 3.000 Unternehmen aus 23 Industrie- und 24 Schwellenländern, notiert inzwischen mehr als 20 Prozent unter seinem jüngsten Hoch und ist damit auch im Bärenmarkt angekommen. Übrigens zum neunten Mal seit 1990, wissen die Experten der Deutschen Bank zu berichten und errechnen ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von nur noch 14,4.
Zwischenzeitliche Erholungen nähren die Hoffnung auf eine Bodenbildung, werden aber meist schnell enttäuscht. Auch die 13.000er-Marke beim DAX steht aktuell zur Diskussion. Trotz vielfach niedriger Bewertungen stellt sich auf der Käuferseite noch kein Jagdtrieb ein. Es gilt wohl weiterhin das Bonmot, dass der Aktienmarkt der einzige sei, bei dem die Kunden aus dem Laden rennen, wenn die Preise auf Ausverkauf stehen. Wer hätte gedacht, dass „Cash“ trotz rekordverdächtiger Inflation eine vergleichsweise sichere Vermögensposition sein könnte?
Autor: Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
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