Börse: BMW, Delivery Hero, Stellantis und VW im Fokus - Nord LB
Die jap. Exporte sind im Mai den 15. Monat in Folge gestiegen und haben dabei v.a. von einer robusten Auslandsnachfrage nach Stahl und mineralischen Brennstoffen profitiert. Die Ausfuhren kletterten auf Jahressicht unerwartet stark um 15,8% (April: +12,5%). Die Importe sprangen um 48,9% nach oben.
Die Talfahrt am europäischen Automarkt ging auch im Mai weiter. Allerdings hat sich das Tempo verlangsamt. Die Pkw-Neuzulassungen sanken um 12,5% (April: -20,2%) auf 948.149 Fahrzeuge. Damit ergibst sich für die ersten 5 Monate ein Minus von 12,9% ggü. dem Vorjahreszeitraum auf rund 4,53 Mio. Einheiten. Unter den einzelnen Herstellern schrumpfte der Absatz beim VW-Konzern um 21,5% und bei Stellantis um 14,6%. BMW setzte 13,3% weniger ab, Mercedes verzeichnete ein Minus von 8,3%.
Überraschend hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Geldpolitik gestrafft. Der Leitzins sowie der Bankeinlagensatz steigen um je 50 Basispunkte auf -0,25%. „Die straffere Geldpolitik soll verhindern, dass die Inflation in der Schweiz breiter auf Waren und Dienstleistungen übergreift“, hieß es von der SNB. Sie teilte weiter mit, dass in absehbarer Zukunft weitere Zinserhöhungen nötig werden könnten, um die Inflation auf mittlere Frist im Bereich der Preisstabilität zu halten. Für 2022 rechnet die SNB mit einem Anstieg der Teuerung um 2,8% (bisher: 2,1%) und für 2023 sowie 2024 mit 1,9% (0,9%) und 1,6% (0,9%) Inflation.
Auch die Bank of England (BoE) hat die Geldpolitik weiter verschärft. Die Währungshüter setzten die Bank Rate um 0,25% auf 1,25% herauf. Drei von neun Mitgliedern des Gremiums hatten sich sogar für einen Zinsschritt um 0,5% ausgesprochen. Perspektivisch wird das aktuelle makroökonomische Preisumfeld zwar für einen anhaltenden Handlungsdruck auf das Monetary Policy Committee sorgen, die konjunkturelle Lage im Vereinigten Königreich limitiert die Möglichkeiten der Notenbank allerdings wohl schon bereits jetzt dabei, den nahezu gordischen „Inflationsknoten“ mit dem scharfen Schwert Leitzinsanhebungen zu durchschlagen. Man sollte beim Blick auf die Geldpolitik in London also perspektivisch eher keinen zu großen Aktivismus erwarten.
Die Arbeitskosten im Euroraum sind in Q1 mit höherem Tempo gestiegen. Die Arbeitskosten pro Stunde erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,2% (Q4/21: +1,9%). Die Lohnkosten nahmen um 2,7% zu und die Lohnnebenkosten um 4,8%.
Ausblick
In den USA wird heute auf die Angaben zur Entwicklung der Industrieproduktion zu achten sein. Nach dem deutlichen Anstieg im April dürfte diese Zeitreihe im Mai nun etwas „gemächlicher“ zulegen, was für die meisten Beobachter aber wohl keine negative Überraschung wäre. Zudem werden vom Conference Board noch aktuelle Daten zu den Frühindikatoren veröffentlicht.
Rentenmarkt
Die überraschende Erhöhung des Leitzinses in der Schweiz hat die Anleger am Rentenmarkt auf dem falschen Fuß erwischt. Die Rendite deutscher Bundesanleihen stieg auf ein 8-Jahreshoch. US-Staatsanleihen haben im Handelsverlauf ins Plus gedreht. Dabei halfen u.a. schwächere US-Konjunkturdaten.
Aktienmarkt
Kein guter Tag am deutschen Aktienmarkt: Die unerwartete und deutliche Zinsanhebung in der Schweiz hat die Anleger noch weiter verunsichert und zu deutlichen Einbußen am Markt geführt. DAX -3,31%, MDAX -3,77%, TecDAX -2,97%. Die Angst, dass die Zinserhöhungen in wichtigen Industrieländern in eine Rezession führen, hat die Wall Street deutlich belastet. Dow Jones -2,42%, S&P-500 -3,25%, Nasdaq-Comp. -4,08%.
Unternehmen
Delivery Hero will 2022 weiterhin im Plattformgeschäft die Gewinnschwelle erreichen. Dagegen rechnet der Essensdienst-Lieferant im Integrated-Verticals-Geschäft, in dem das Quick-Commerce-Schnell-Liefergeschäft aus lokalen Lagerhäusern angesiedelt ist, nach wie vor mit einem Verlust auf Basis des bereinigten EBITDA von bis zu 525 Mio. EUR. 2023 soll beim bereinigten EBITDA die Gewinnschwelle auf Konzernebene erreicht werden.
Devisen
Die unerwartete Zinserhöhung in der Schweiz und die Gasliefer-Problematik nach Europa verunsicherte die Finanzmärkte und mit ihnen auch den Euro, der zeitweilig knapp unter 1,04 US-$ fiel. Erst schwächere US-Konjunkturdaten sorgten für eine Erholung.
Rohstoffe
Nach einem freundlichen Start haben die Ölpreise angesichts schwächelnder Finanzmärkte nachgegeben. Zudem wirkten auch noch die unerwartet gestiegenen US-Rohöllagerbestände nach.
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