Börse: Repsol, Notenbanken und Konjunkturdaten im Fokus - Nord LB
In China sind die Erzeugerpreise im Mai um 2,1% gegenüber Vorjahr gestiegen, was leicht unter den Erwartungen der Ökonomen lag. Im Vergleich zum April sank der Verbraucherpreisindex um 0,2%, was u.a. auf sinkende Lebensmittelpreise zurückzuführen war, hieß es. Der Erzeugerpreisindex (PPI) stieg um 6,4% (April: 8,0%) gegenüber dem Vorjahr und um 0,1% gegenüber April.
Die Bundesbank hat ihre Inflationsprognosen für Deutschland für die nächsten Jahre zum Teil deutlich angehoben und gleichzeitig ihre Wachstumsprognosen, u.a. wegen der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, gesenkt. Für 2022 rechnet sie mit einem Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) um 7,1% (Dezember-Prognose: 3,6%). Die Prognose für die Teuerung für 2023 wurde auf 4,5% (2,2%) und für 2024 auf 2,6% (2,2%) erhöht. Die Prognosen für die Kerninflation (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) lauten nun auf 3,6% (2,3%), 3,2% (1,8%) und 2,4% (2,1%). Die Währungshüter rechnen zudem damit, dass das Wachstum des kalenderbereinigten realen BIP 2022 nur noch bei 1,9% (4,2%) liegen wird. Für 2023 wird ein Zuwachs von 2,4% (3,2%) prognostiziert, 2024 soll der Wert bei 1,8% (0,9%) liegen.
Die US-Verbraucherpreise zogen im Mai den 23. Monat in Folge um unerwartet deutliche 1,0% M/M an. Insbesondere bei den Öl- und Benzinpreisen, aber auch bei den Mieten, zeigten sich erneute Anstiege. Die Inflation zog damit nochmals an auf 8,6% - ein erneutes 40-Jahreshoch! Eine Wende an der Inflationsfront ist nicht erkennbar. Waren es zunächst die Disruptionen der Pandemie mit den Lieferkettenproblemen und den Ungleichgewichten zwischen Angebot und Nachfrage, kamen nun neben den konsumtiven Nachholeffekten die Effekte der Lockdowns in China und die durch den Russlandkrieg ausgelösten zusätzlichen Energie- und Nahrungsmittelpreiszuwächse hinzu. Das FOMC wird weitere Zinsanhebungen um jeweils 50bp (Juni und Juli) durchführen – es ist ja mittlerweile Millionen von Meilen hinter dem Geschehen! Perspektivisch ist aber eine Bremswirkung auf die Konjunktur zu beachten – und dann sicher heftig.
Ausblick
In dieser Woche stehen eine ganze Reihe von wichtigen Notenbanksitzungen weltweit an. Das Highlight bildet dabei natürlich jene des FOMC am Mittwoch, gefolgt von jenen der BoE und der SNB (Do.) sowie der BoJ (Fr.). Die Fed wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine große Zinsanhebung um 50bp durchführen und eine ebenso große für den Juli ankündigen. Die Inflationszahlen in den USA müssten bis September schon noch deutlich zurückgehen, wenn das FOMC zu dem Zeitpunkt dann eine Pause einlegen möchte. Daneben gilt es aber auch noch marktrelevante Datenveröffentlichungen zu analysieren, wie die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen (Di.), die US-Einzelhandelsumsätze Mi.) und die US-Industrieproduktion (Fr.).
Rentenmarkt
Deutsche Bundesanleihen hatten einen guten Start, der am Nachmittag durch die US-Teuerungsraten zunichtegemacht wurde. Am Ende gab es sogar deutliche Kursverluste. Die unerwartet hohe Inflationsrate in den USA hat die Kurse der US-Staatsanleihen deutlich unter Druck gesetzt.
Aktienmarkt
Am deutschen Aktienmarkt ging es auch vor dem Wochenende nach unten. Hauptgrund waren die akt. US-Inflationsdaten. DAX -3,08%, MDAX -2,97%, TecDAX -2,47%. Die US-Börsen wurden von der verschlechterten Verbraucherstimmung und der hohen Inflationsrate stark belastet. Dow Jones -2,73%, S&P-500 -2,91%, Nasdaq-Comp. -3,52%.
Unternehmen
Repsol trennt sich von einem Teil seines Tochterunternehmens für erneuerbare Energien. Wie das spanische Energieunternehmen mitteilte, verkauft es 25% an Repsol Renovables für 905 Mio. EUR an Credit Agricole Assurances und den Investor Energy Infrastructure Partners (EIP). Die Transaktion soll noch 2022 über die Bühne gehen, hieß es.
Devisen
Der Euro hat am Freitag weiter nachgegeben. Neben der Schwäche der Aktienmärkte war dies wohl auch auf die eher halbherzigen Zinsankündigungen der EZB vom Vortag zurückzuführen. Im späten Handel belastete zudem die hohe US-Inflationsrate.
Rohstoffe
Die neuesten US-Teuerungsdaten belasteten die Stimmung auch am Ölmarkt. Hinzu kam ein deutlich gesunkenes US-Konsumklima.
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