Börse: EZB-Zinswende, Heidelberger Druck und Konjunkturdaten im Fokus - Nord LB
Die chin. Exporte sind im Mai deutlich schneller als von Ökonomen prognostiziert, angestiegen. Die Ausfuhren verbesserten sich vor dem Hintergrund der Lockerungen der Corona-Beschränkungen um 16,9% (April: +3,9%) im Vergleich zum Vorjahr. Die Importe legten um 4,1% zu nach einer Stagnation im Vormonat. Der Handelsbilanzüberschuss betrug 78,8 (April: 51,1) Mrd. US-$ und lag ebenfalls deutlich über den Schätzungen.
Die Arbeitskosten in Deutschland haben in Q1 deutlich angezogen. Wie Destatis mitteilte, erhöhten sie sich um 2,4% gegenüber dem Vorquartal. Kalenderbereinigt lagen sie um 4,5% über Vorjahresniveau. Im Einzelnen erhöhten sich die Kosten für Bruttoverdienste im Vergleich zum Vorjahresquartal kalenderbereinigt um 4,3%, die Lohnnebenkosten stiegen um 5,3%.
Die weltweite Passagiernachfrage im Luftverkehr hat sich im April weiter erholt. Sie lag nach Angaben der IATA allerdings noch 37% unter dem Niveau von vor der Pandemie (April 2019). Besonders stark war die Erholung bei den internat. Verkehren.
Die EZB hat auf ihrer Junisitzung eine geldpolitische Zeitenwende eingeleitet. Infolge des Angebotsschocks durch den Krieg in der Ukraine hat sich der Inflationsausblick auch auf mittlere Sicht erheblich verschlechtert. Dem tragen die Währungshüter nun Rechnung, indem die APP-Nettoanleihekäufe zur Jahresmitte beendet und ab Juli auch die Leitzinsen schrittweise angehoben werden. Bereits im September werden somit Negativzinsen der Geschichte angehören, angesichts des anhaltenden Inflationsdrucks ist dann auch eine Erhöhung der Leitzinsen um 50 Basispunkte wahrscheinlich. Zudem gehen wir angesichts des hawkishen Statements der EZB davon aus, dass dies erst der Auftakt für eine ganze Serie von Zinserhöhungen sein wird. Entsprechend fiel die Reaktion der Kapitalmarktzinsen aus, und die zinstreibenden Faktoren sollten im Euroraum vorerst die Oberhand behalten
Ausblick
Nach einer Notenbanksitzung ist vor einer Notenbanksitzung: Jener gestern der EZB folgt schon nächsten Mittwoch die der Fed. Dabei wird das FOMC nochmal genau auf die heute anstehenden Inflationszahlen aus den USA schauen. Im Grunde war schon seit längerem zu erwarten, dass im Verlauf dieser Frühjahrund Sommermonate die Jahresrate der US-Verbraucherpreise sukzessive zurückgehen sollte, denn schließlich war absehbar, dass die im Vorjahr zu verzeichnenden hohen Monatsraten nach und nach aus der Statistik rausfallen. Doch das mit dem Rückgang der Inflationsrate, die derzeit bei 8,3% Y/Y liegt, klappt nur, wenn auch die aktuellen Monatsraten unterhalb jenen des Vorjahres liegen. Und das ist das Problem: Mit den erneut aufgrund der gestiegenen Öl- und Benzinpreise zu erwartenden hohen Preiszuwächsen auch im Mai – wir rechnen mit einem Plus um 0,7% M/M – wird die US-Inflationsrate nur marginal auf 8,2% zurückgehen können. Immerhin: Die Kernrate sollte um „nur“ 0,4% M/M bzw. 5,9% Y/Y anziehen. Insgesamt sprechen diese Zahlen aber für weitere Zinsanhebungen um 50bp der Fed im Juni und Juli.
Rentenmarkt
Die Ankündigung der EZB, die Zinswende einzuleiten, hat die Kurse der deutschen Staatsanleihen belastet und auch auf die US-Treasuries Druck ausgeübt.
Aktienmarkt
Die deutlich erhöhten Inflationsaussichten der EZB für 2022-2024 haben die Akteure am deutschen Aktienmarkt verschreckt. DAX -1,71%, MDAX -1,75%, TecDAX -2,20%. Die US-Börsen tendierten schwach und litten dabei v.a. unter den EZB-Aussagen zur Inflation und zur zukünftigen Geldpolitik. Dow Jones -1,94%, S&P-500 -2,38%, Nasdaq-Comp. -2,75%.
Unternehmen
Heidelberger Druckmaschinen (WKN: 731400, ISIN: DE0007314007, Chart, News) rechnet im GJ 2022/23 trotz der globalen Unsicherheiten mit Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis. Die deutlichen Preissteigerungen auf der Material-, Energieund Logistikseite will der Konzern dabei über Preiserhöhungen kompensieren. Die Erlöse sollen im lfd. GJ auf rd. 2,3 (Vorjahr: 2,183) Mrd. EUR klettern. Das Ergebnis nach Steuern soll mindestens leicht gegenüber dem Vorjahr (33 Mio. EUR) steigen.
Devisen
Die EZB-Entscheidung, die geldpolitische Wende nur mit moderaten Schritten einzuleiten, hat den Euro gegenüber dem US-$ an Boden verlieren lassen.
Rohstoffe
Die Nachricht, dass in Shanghai wieder Corona-Massentests angeordnet wurden, hat die Befürchtung vor neuen, belastenden Corona-Maßnahmen befeuert und die Ölpreise sinken lassen.
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