USA: Der ISM PMI Manufacturing kann dem schwierigen Umfeld trotzen - Nord LB
Vor wenigen Minuten sind in den Vereinigten Staaten aktuelle Angaben zur Entwicklung des ISM PMI Manufacturing veröffentlicht worden. Dieser US-Stimmungsindikator ist von hoher Bedeutung für die internationalen Finanzmärkte. Die Zeitreihe konnte im Berichtsmonat Mai marginal anziehen. Mit nun 56,1 Punkten hält sich der Einkaufsmanagerindex für die Industrieunternehmen in den USA also klar oberhalb der „magischen“ Marke von 50 Zählern, welche nach mechanistischer Interpretation als Wachstumsschwelle gilt. Folglich wird eine Expansion der ökonomischen Aktivität in der US-Industrie mit sogar wieder leicht erhöhtem Tempo angezeigt, was angesichts des in der Summe doch recht schwierigen Umfeldes eine gewisse positive Überraschung darstellen dürfte. Neben der Aussicht auf höhere zukünftige Leitzinsen haben viele Beobachter vor allem auch mit stärkeren Belastungen durch die anhaltenden Lieferkettenprobleme gerechnet. Ganz offensichtlich hilft die weiterhin starke Nachfrage allerdings dabei, die Stimmung bei den befragten Einkaufsmanagern zu verbessern.
Beim Blick auf die Details der soeben gemeldeten Daten zeigt sich, dass die wichtige Produktionskomponente des Einkaufsmanagerindexes für die US-Industrie am aktuellen Rand ebenfalls leicht auf nun 54,2 Punkte zulegen konnte. Der von den Firmen tastsächlich realisierte Output legte im Mai also wieder etwas kräftiger zu als noch im April.
Die leicht in die Zukunft blickende Auftragskomponente zog im Mai auf immerhin 55,1 Zähler an. Damit werden sich wieder sehr zügig füllende Auftragsbücher bei den Firmen signalisiert.
Die Preiskomponente gab zwar etwas nach, notiert mit nun 82,2 aber auch weiterhin auf einem bedenklich hohen Niveau. Von einer Beruhigung an der makroökonomischen Preisfront in den USA kann also keine Rede sein. Die US-Industrie sieht sich noch immer mit stark steigenden Einkaufspreisen konfrontiert – und wird Mittel und Wege finden müssen, diesem Problem angemessen zu begegnen. Diese ist keine gute Nachricht für das FOMC!
Die Arbeitsmarktkomponente ist im Mai auf lediglich 49,6 Punkte gefallen. Sie notiert damit nun unterhalb der „magischen“ Marke von 50 Zählern, welche – zumindest nach mechanistischer Interpretation - als Wachstumsschwelle anzusehen ist. Bei der Erklärung dieser Entwicklung könnte der anhaltende Fachkräftemangel eine Rolle spielen.
Die verbalen Rückmeldungen der Befragungsteilnehmer deuten auch weiterhin klar auf einen signifikanten Lieferkettenstress hin. Erste Einkaufsmanager sehen allerdings offenbar Licht am Ende des Tunnels. Der Lockdown in Shanghai wird von anderen Unternehmen allerdings noch immer als große Herausforderung thematisiert. Die Inflationsentwicklung bleibt in diesem Umfeld ein Problem. Einzelne Einkaufsmanager weisen zudem darauf hin, dass ihre Unternehmen recht erfolgreich versuchen, mit intelligenten Personaleinsatzkonzepten auf die weiterhin starke Nachfrage ihrer Kunden zu reagieren.
Fazit: Der ISM PMI Manufacturing konnte im Mai leicht zulegen. Viele US-Industrieunternehmen haben zwar weiterhin Probleme mit dem Lockdown in Shanghai, die Stimmung bei den Firmen hat sich zuletzt aber dennoch verbessert. Steigende Einkaufspreise bleiben eindeutig eine Herausforderung für die befragten Einkaufsmanager. Dies spricht dafür, dass das FOMC bei der Neuausrichtung der US-Geldpolitik weiterhin voranschreiten müssen wird. Inflation ist in den USA inzwischen zu einem wichtigen politischen Thema geworden. Vor den Kongresswahlen sollte die Notenbank in Washington daher auf jeden Fall noch größere Aktivität zeigen wollen.
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