Aktienmarkt: Die Anleger bleiben hoch nervös - Börse München
Extrem nervös: Die deutschen Aktienbörsen haben sich in der vergangenen Handelswoche stark schwankend präsentiert. Für teils deutliche Verluste sorgten dabei die bekannten Belastungsfaktoren: Inflation & Zinserhöhungen einerseits und die sich aufgrund des Ukrainekriegs und der chinesischen Anti-Corona-Maßnahmen eintrübenden Konjunkturerwartungen andererseits. Allerdings setzten die Märkte auch immer wieder zu Gegenbewegungen an, die wiederum zu spürbaren Gewinnen führten. In diesen Phasen belasteten dann sogar hohe Inflationsraten aus den USA nur kurzzeitig. Auch zu Ende der Handelswoche ging es aufwärts, eine Erholung an den ebenfalls von der Unsicherheit der Anleger geprägten US-Börsen verlieh hier zusätzlichen Auftrieb.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) überwand am vergangenen Freitag wieder die Marke von 14.000 Zählern und gewann im Wochenvergleich 2,6 Prozent auf 14.027,93 Punkte. Der MDax rückte um 0,2 Prozent vor auf 28.820,82 Zähler. Der TecDax verlor dagegen 1,7 Prozent auf 3.075,96 Punkte. Der m:access All-Share fiel um 5,1 Prozent auf 2.262,43 Zähler.
Bei den Einzelwerten stach wieder einmal HelloFresh heraus. Die Titel des Kochboxlieferanten verteuerten sich nach einem turbulenten Wochenverlauf letztlich um 9,5 Prozent auf Wochensicht. Damit wurden sie in der Dax-Wochengewinner-Liste nur von Zalando übertroffen, die sich nach dem heftigen Einbruch der Vorwoche um 9,8 Prozent erholten. Die Anleger von Bayer erlebten in der vergangenen Woche ein Wechselbad der Gefühle. Nach einem Kurssprung nach Vorlage der Quartalszahlen drückte ein Rückschlag im Rechtstreit um den Unkrautvernichter Glyphosat den Kurs. Auf Wochensicht blieb aber ein Plus von rund 3,0 Prozent. Im MDax rutschten die Titel von Rheinmetall um 11,2 Prozent ab, hier belastetet vor allem eine Analystenherabstufung den zuletzt erheblich gestiegenen Kurs.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche zugelegt. Die wachsende Unsicherheit der Anleger in Bezug auf die weitere Wirtschaftsentwicklung ließ die als sicher geltenden Bundespapiere wieder attraktiver werden, nachdem es bei deren Notierungen zuletzt deutlich nach unten gegangen war. Zwischenzeitlich belastete zwar auch in der vergangenen Woche die Erwartung steigender Zinsen dies- wie jenseits des Atlantiks, dies allerdings nur kurzzeitig. Im Wochenvergleich sank die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe von 1,14 auf 0,95 Prozent. Die Umlaufrendite ging von 0,94 auf 0,74 Prozent zurück.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche erneut nachgegeben. Zwar setzte hier zu Ende der Handelswoche eine spürbare Erholung ein, diese vermochte die Wochenbilanz allerdings nicht mehr ins Positive zu wenden. Der Dow-Jones-Index büßte im Wochenvergleich 2,1 Prozent ein auf 32.196,66 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index verlor 2,4 Prozent auf 4.023,89 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index gab ebenfalls 2,4 Prozent ab auf 12.387,40 Zähler.
Ausblick
Die inzwischen sattsam bekannten, oben genannten Belastungsfaktoren bleiben den deutschen Aktienbörsen auch in der aktuellen Woche erhalten. Und die Anleger dürften anhaltend nervös alles Neues aufnehmen, was es in Hinblick auf Geldpolitik und globale Konjunkturerwartungen gibt. Mit Blick auf erstere stehen dabei das Protokoll der Europäischen Zentralbank sowie die Inflationsdaten aus der Eurozone im Fokus.
Doch auch wenn nach Meinung vieler Marktbeobachter der grundsätzliche Abwärtstrend an den deutschen Börsen noch nicht gestoppt ist, so rechnen doch einige mit zumindest kurzzeitigen Erholungsbewegungen. Solche könnten auch in der aktuellen Woche die Gewinne der vergangenen Woche fortschreiben.
Daneben könnten weitere Wirtschaftsdaten die Stimmung an den Märkten beeinflussen, darunter in erster Linie die Einzelhandelsumsätze in den USA sowie Daten vom dortigen Immobilienmarkt. Zu Beginn der Handelswoche könnten schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus China die Stimmung der Anleger dämpfen. Am Ölmarkt hatten sich die Zahlen fast unmittelbar niedergeschlagen.
Hinsichtlich der Unternehmensnachrichten dürfte es dagegen ruhiger werden. Mit Daimler Truck legt noch ein Dax-Wert seine Quartalszahlen vor, daneben veröffentlichen noch einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe ihre Ergebnisse. Zudem stehen die Hauptversammlungen etlicher Unternehmen an, die ebenfalls Einfluss auf das Marktgeschehen haben könnten.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 16.05.: Großhandelspreise in Deutschland; Handelsbilanz der Eurozone; Einzelhandelsumsätze in China
Dienstag, 17.05.: Bruttoinlandsprodukt der Eurozone; Einzelhandelsumsätze in den USA; Industrieproduktion in den USA
Mittwoch, 18.05.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Hausbaubeginne und -genehmigungen in den USA; Bruttoinlandsprodukt Japans
Donnerstag, 19.05.: Zusammenfassung der jüngsten geldpolitischen Ratssitzung der Europäischen Zentralbank; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA); Verkäufe bestehender Häuser in den USA
Freitag, 20.05.: Erzeugerpreise in Deutschland; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Zinssatzentscheid der chinesischen Notenbank
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