Börse: RWE, Siemens, Getreidepreise und Russland-Exporte im Fokus - Nord LB
Aufgrund von Sanktionen sind die deutschen Exporte nach Russland im März eingebrochen. Wie Destatis mitteilte, wurden Waren im Wert von 1,0 Mrd. EUR nach Russland exportiert, ein Minus von 58,7% im Vergleich zum Vorjahr. Große Rückgänge verzeichneten die Exporte von Maschinen, die auf Jahressicht um 73,6% auf 165,8 Mio. EUR sanken, und die Exporte chemischer Erzeugnisse, die um 40,9% auf 158,7 Mio. EUR rückläufig waren. Die Importe dagegen stiegen aufgrund erhöhter Rohstoffpreise um 77,7% auf 4,4 Mrd. EUR. Die eingeführte Menge von Erdöl und Erdgas aus Russland ging im März gegenüber dem Vorjahresmonat jedoch um 27,8% zurück.
Die Wirtschaft Großbritanniens ist in Q1 schwächer gewachsen als erwartet. Das BIP stieg gegenüber dem Schlussquartal 2021 um 0,8%. Verglichen mit Q1 des Vorjahres stieg das BIP zu Jahresbeginn um 8,7%. Den deutlichsten Wachstumsbeitrag leistete der Dienstleistungssektor, der von der verbesserten Corona-Lage profitiert haben dürfte.
Stark gestiegene Getreidepreise haben unter anderem dazu geführt, dass die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte so stark zugenommen haben wie nie zuvor. Destatis zufolge zogen die Preise im März um 34,7 Prozent an (15,1 Prozent im Februar). Vor allem pflanzliche Produkte verteuerten sich.
Ausblick
Heute werden in den USA vorläufige Daten zur Entwicklung des Verbrauchervertrauens der University of Michigan gemeldet. Im April hatten die Befragungsteilnehmer ihre persönliche Finanzsituation wieder freundlicher eingeschätzt, was dem Stimmungsindikator etwas Auftrieb gegeben hat. Die negativen Auswirkungen der Inflation auf die Kaufkraft der privaten Haushalte bleibt aber ein zentrales Problem.
Rentenmarkt
Deutsche Staatsanleihen waren vor dem Hintergrund der schwächeren Aktienmärkte erneut gefragt. US-Treasuries konnten ihre Kursgewinne ebenfalls ausbauen.
Aktienmarkt
Am deutschen Aktienmarkt ging es nach anfänglichen Verlusten wieder leicht bergauf. Dennoch schlossen die Indizes im Minus, was auf verstärkte Inflationssorgen zurückgeführt werden kann. DAX -0,64%, MDAX -1,51%, TecDAX -0,12%. An den US-Aktienmärkten ging es weiter bergab. Insbesondere Tech-Aktien waren zunächst wieder vom Abverkauf betroffen, da die Marktteilnehmer eine bevorstehende Rezession befürchten. Dow Jones -0,33%, S&P 500 -0,13%, Nasdaq-Comp. +0,06%.
Unternehmen
Deutlich erhöhte Strompreise haben bei RWE in Q1 den Gewinn sprudeln lassen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sprang im Vorjahresvergleich auf 1,460 (0,883) Mrd. EUR. Nach Steuern und Dritten verdiente der Energiekonzern auf bereinigter Basis 735 (340) Mio. EUR, was deutlich über den Erwartungen lag. RWE rechnet für das Gesamtjahr weiter mit einem bereinigten EBITDA von 3,6 bis 4,0 (2021: 3,65) Mrd. EUR. Auch die erneuerbaren Energien trugen zu dem verbesserten Geschäftsergebnis bei. Aufgrund günstigerer Windverhältnisse und der Inbetriebnahme neuer Anlagen wurde 20 Prozent mehr Wind- und Solarenergie erzeugt.
Der geordnete Rückzug nach 170 Jahren Geschäftsaktivitäten in Russland hat das Geschäft von Siemens in Q2 (31.03.) gebremst. Wertminderungen und andere Belastungen (vor allem in der Bahntechniksparte) in Höhe von insgesamt 600 Mio. EUR haben das Ergebnis der industriellen Geschäfte um 13% auf 1,8 Mrd. EUR gedrückt. Da zugleich der Umsatz um 16% auf 17 Mrd. EUR anzog, ging die Marge von 14,7 auf 11,0% zurück. Der Auftragseingang verzeichnete einen Anstieg auf vergleichbarer Basis um 22% auf 21,0 Mrd. EUR. Siemens bestätigte die Jahresprognose 2021/22, wonach der Gewinn je Aktie von zuletzt 8,32 Euro auf 8,70 bis 9,10 EUR zulegen soll.
Devisen
Der Euro setzte wegen der allgemeinen Unsicherheit seine Talfahrt fort. Im späten Handelsverlauf sackte er auf ein Fünf-JahresTief von 1,0373 USD ab.
Rohstoffe
Die Ölpreise haben die Kursgewinne des Vortages nach anfänglichen Verlusten fortgesetzt. Durch den Teil-Stopp russischer Gaslieferungen sind die europäischen Gaspreise nach oben geklettert.
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