Chinas Wachstumseinbruch ist ein ernsthaftes Risiko für die Weltwirtschaft - Commerzbank
Die Wachstumsabschwächung in China aufgrund des restriktiven Pandemiemanagements ist in vollem Gang. Bereits jetzt wurde sie nur von der Finanzkrise und dem Einbruch zu Beginn der Pandemie übertroffen. Während diese beiden Krisen überraschend auftraten, ist die aktuelle Wachstumsschwäche aber eine Krise mit Ansage. Umso bemerkenswerter ist es, dass China diese zulässt, nachdem es jahrelang gelang, einen schwankungsarmen Wachstumspfad zu erhalten. Der Anstieg der Lagerbestände zeigt, dass, trotz Produktionsabschwächung, relativ viel produziert wird, die Waren aber nicht beim Konsumenten und im Export ankommen.
Aktien
Aurubis, Q2-Zahlen
Bayer, Fraport, Munich Re, Q1-Zahlen
Porsche Automobil Holding SA, Q1-Zahlen
Zu Wochenbeginn standen die europäischen Aktienmärkte weiter unter Druck. Inflationssorgen sowie weitere Zinsstraffungen, Lieferkettenprobleme und der Ukraine-Krieg stellen erhebliche Konjunkturrisiken dar. In diesem Umfeld hat auch die Wall Street ordentlich Federn gelassen. Der Dax 40 schloss unter großen Schwankungen letztlich um 2,2% leichter bei 13.381 Punkten. Die größten Verluste hatte die Börse in Wien (-3,6%) zu verbuchen. Im Dax 40 konnte lediglich E.ON, im Vorfeld der Hauptversammlung am 12. Mai (Dividende 0,49 EUR/Aktie), um 1% zulegen. Deutlich abgeschlagen rangierte Delivery Hero (-13,3%). Die Deutsche Post (-7%) war mit Dividendenabschlag (1,80 EUR/Aktie) auf dem vorletzten Platz. Trotz angehobenem und sehr gutem Ausblick verlor der Technologiewert Infineon 6%. Im marktbreiteren MDAX (-3,3%) bewegte sich Gerresheimer (+0,5%) noch im Plus. Am unteren Ende notierten Carl Zeiss Meditec und TeamViewer (je -6,4%). Das Schlusslicht bildete Rheinmetall (-10%). Der französische Pharmawert Euroapi (Abspaltung von Sanofi) belegte mit +2,1% im EuroStoxx 50 (-2,8%) Rang 1, während ASML (-7,2%) hinten lag. Auf europäischer Sektorenebene bewegten sich alle Branchen im Minus. Die geringsten Verluste zeigten Versorger (-1,0%) und Finanzwerte (-1,1%). Technologieaktien (-2,4%) und Energietitel (-2,6%) rangierten am Ende der Performancerangliste. Wachstumssorgen schickten auch die US-Börsen gen Süden. Der Dow Jones verlor 2%, der marktbreitere S&P 500 3,2% und der technologielastige Nasdaq 100 sogar 4%. Alle Branchen tendierten schwächer. Die stärksten Verluste verzeichneten Energietitel (-7,7%), gefolgt von Immobilienwerten (-3,8%). Asiens Börsen notierten teilweise leichter, so der Nikkei 225.
Anleihen
Italien: Industrieproduktion (März), 10:00 Uhr
Deutschland: ZEW-Umfrage (Mai), 11:00 Uhr
Die Renditen klettern unaufhaltsam nach oben. Die laufende Verzinsung zehnjähriger Bundesanleihen erreichte gestern zwischenzeitlich mit fast 1,19% den höchsten Stand seit Sommer 2014. Immer mehr Stimmen aus dem EZB-Rat plädieren für eine Leitzinsanhebung schon im Juli. Hingegen versucht EZBChefin Lagarde, diese Diskussion zu entschärfen. Sie betonte in einem am Montag veröffentlichten Gespräch, dass eine Stagflation, also eine wirtschaftliche Stagnation mit einhergehender Inflation, nach Ansicht der EZB für den Euroraum nicht wahrscheinlich sei. Die Anleihekäufe sollen voraussichtlich zu Beginn des dritten Quartals enden. Chinas Zentralbank kündigte in ihrem Bericht zur Umsetzung der Geldpolitik im ersten Quartal an, die Wirtschaft stärker zu unterstützen. Allerdings werde die Zentralbank nicht auf flutartige Stimulierungsmaßnahmen zurückgreifen oder den Immobilienmarkt als kurzfristige Stütze der Wirtschaft einsetzen. Einige Fachleute sehen sogar Rezessions-Risiken in China und plädieren für mehr Konjunkturimpulse der Politik. China peilt ein Wirtschaftswachstum von 5,5% an, wir prognostizieren für 2022 jedoch nur eine Zunahme des BIP um 3,5%. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt leidet zunehmend unter der harten Null-COVID-Strategie der Regierung. Nachdem letzte Woche erneut die Einkaufsmanagerindizes enttäuschten (sie deuten allesamt an, dass die Wirtschaft schrumpft), schwächt sich auch der Außenhandel immer mehr ab. Die gestern vermeldeten Exportdaten zeigen im April nur noch ein Plus von 3,9% gegenüber dem Vorjahresmonat. Das war der niedrigste Wert seit Juni 2020. Im März waren die Ausfuhren noch um 14,7% gestiegen. Die Importe stagnierten im April, was für die deutsche Exportwirtschaft kein ermutigendes Zeichen darstellt.
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