Börsen-Ausblick: Fresenius, FMC, Volkswagen und die Fed im Fokus - Nord LB
Die deutschen Exporte sind im März stärker als erwartet zurückgegangen. Die Ausfuhren sanken kalender- und saisonbereinigt um 3,3% gegenüber dem Vormonat, wie Destatis mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Exporte um 8,1% höher. Die Importe stiegen im März um 3,4% gegenüber Februar. Auf Jahressicht ergab sich ein Anstieg von 20,3%. Insgesamt wurden im März kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 120,6 Mrd. EUR exportiert und Waren für 117,4 Mrd. EUR importiert. Der Außenhandelsüberschuss betrug nur noch 3,2 Mrd. EUR nach 11,1 Mrd. EUR im Feb. und 14,0 Mrd. EUR im Vorjahr.
Am deutschen Automarkt hat sich der Absatzrückgang im April beschleunigt. Die Verkäufe sanken um 21,5% im Vergleich zum Vorjahr auf 180.264 Pkw.
Die globale Passagiernachfrage im Luftverkehr hat sich im März trotz des Russland-Konflikts und der Lockdowns in China weiter erholt, lag nach Angaben der IATA aber noch 41% unter dem Niveau von März 2019.
Der US-ISM Services PMI ist im April auf 57,1 Punkte zurückgegangen. Die ökonomische Aktivität bei den befragten Unternehmen zieht somit weiterhin an; diese Bewegung hat sich aber etwas verlangsamt. Die Einkaufsmanager beginnen, sich immer größere Sorgen bezüglich der Inflationsentwicklung zu machen.
Die US-Notenbank hat den Leitzins erwartungsgemäß um 0,5% angehoben. Fed-Chef Powell sagte jedoch, dass noch kräftigere Zinsschritte derzeit nicht in Erwägung gezogen würden und beruhigte damit die Märkte. Zudem kündigte die Fed an, dass ab 1. Juni die Anleihebestände verkleinert werden sollen.
Ausblick
Heute steht die Zinsentscheidung der Bank of England an: Das Monetary Policy Committee wird die Bank Rate höchstwahrscheinlich um 25Bp auf dann 1,00% anheben. Es wäre seit Dezember die mittlerweile vierte Anhebung in Folge. Spannend werden erstens die weiteren Zinsaussichten, die Entscheidungen zu möglichen anstehenden Maßnahmen im Rahmen des Quantitative Tightenings sowie das Entscheidungsverhalten innerhalb des neun Personen umfassenden Gremiums sein. Das britische Pfund scheint zuletzt von seinem Ende 2020 bis Ende 2022 währenden Aufwertungstrend ggü. dem Euro in eine gewisse Seitwärtsbewegung übergegangen zu sein.
Rentenmarkt
Deutsche Bundesanleihen haben zulegen können, was u.a. als Reaktion auf die jüngsten Verluste gedeutet werden kann. US-Staatsanleihen haben nach der Zinsanhebung und den Aussagen der Fed Kursgewinne verzeichnet.
Aktienmarkt
Vor der Zinssitzung der Fed haben die Akteure am dt. Aktienmarkt Zurückhaltung geübt. Die Kurse tendierten gen Süden. DAX -0,49%, MDAX -0,79%, TecDAX -0,63%. Die Wall Street reagierte mit einem Kurssprung auf die Aussagen von Notenbank-Chef Powell, dass noch größere Zinsschritte als den am Mittwoch vorgenommenen (+0,5%) derzeit nicht in Erwägung gezogen würden. Dow Jones +2,81%, S&P 500 +2,99%, Nasdaq-Comp. +3,19%.
Unternehmen
Fresenius hat in Q1 seinen Aufwärtstrend mit Erlösen von 9,72 Mrd. EUR (+8%) fortgesetzt. Das bereinigte EBIT hingegen ging leicht auf 996 Mio. EUR (-1%) zurück. Der bereinigte Gewinn nach Steuern und Dritten stieg um 6% auf 462 Mio. EUR. Für das lfd. Jahr hat der Gesundheitskonzern seine Prognosen bestätigt.
Fresenius Medical Care (FMC) konnte den Umsatz in Q1 um 8% auf 4,548 Mrd. EUR verbessern. Operativ verdiente der Konzern mit 348 Mio. EUR 27% weniger als im Vorjahr, nach Steuern und Dritten verblieb ein Gewinn von 157 (249) Mio. EUR.
Ungeachtet der anhaltenden Versorgungsunsicherheit bei Chips und der geopolitischen Verwerfungen hält VW an der Jahresprognose fest. In Q1 verzeichnete der Autobauer bei um ein Fünftel rückläufigen Verkäufen ein leichtes Umsatzplus von 0,6% auf 62,74 Mrd. EUR. Das op. Ergebnis kletterte dank hoher Zuflüsse aus Finanzinstrumenten (Rohstoffabsicherungen) auf 8,45 (4,81) Mrd. EUR. Nach Steuern verdiente VW 6,72 (3,41) Mrd. EUR.
Devisen
Der Euro hielt sich vor der US-Zinsentscheidung auf Vortagesniveau. Konjunkturdaten aus dem Euroraum beeinflussten nicht.
Rohstoffe
Die steigende Wahrscheinlichkeit für ein Ölembargo der EU gegen Russland hat die Ölpreise in die Höhe getrieben. Hinzu kamen fallende US-Rohöllagerbestände.
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