Terragon: Verzögerungen sorgen für die Liquiditätsprobleme
Terragon hat am frühen Nachmittag mitgeteilt, dass man die im Mai fällige Zinszahlung für eine Anleihe bis Januar 2023 stunden will. Jetzt werden die Hintergründe klar.
Der achtmonatige Aufschub geht auf unvorhergesehene Projektverzögerungen zurück. Dadurch ist ein Liquiditätsengpass entstanden. Vorstandschef Michael Held: „Im Wesentlichen geht es um pandemiebedingt verlängerte Projektlaufzeiten sowie durch exogene Krisen auf dem Weltmarkt massiv gestiegene Rohstoff- und Baukosten. Das hatte darüber hinaus erhöhte Anforderungen der Bankpartner an die Eigenkapitalanteile im Rahmen der Projektfinanzierungen zur Folge. Daraus ergibt sich ein erhöhter Liquiditätsbedarf der Gruppe in der Größenordnung von rund 6,5 Mio. EUR.“ Held will über seine Beteiligungsgesellschaft 2,4 Millionen Euro zuschießen, um den Engpass zu meistern.
Die jüngsten Verzögerungen betreffen unter anderem ein Projekt in der Regattastraße in Berlin. Dort verschiebt sich die Übergabe von Ende 2021 auf November 2022. Hier fehlen Baukapazitäten. In Duisburg ist eine Baugenehmigung verspätet eingetroffen. Dort fordert eine Bank daraufhin ein erhöhtes Eigenkapital, man hat inzwischen das Risikoverhalten geändert.
Auch in Wilhelmshaven und Dortmund sorgen Unsicherheiten bei der Baukostenentwicklung zu höheren Eigenkapitalforderungen. Held sagt, dass ein einzelnes dieser Probleme für Terragon verkraftbar gewesen wären, in der Summer seien sie aber so schwerwiegend, „dass wir uns zu dem Vorschlag einer temporären Stundung der Anleihezinsen bei gleichzeitiger Erhöhung des Zinssatzes für den Zeitraum der Stundung gezwungen sehen.“
In Wilhelmshaven und Dortmund will man mit baldigen Forward-Funding-Vereinbarungen die Fremdfinanzierung ablösen. In Berlin soll das Projekt beschleunigt fertig werden. Auch andere Maßnahmen sollen helfen, die Situation rasch zu klären. Dazu Michael Held: „Das Geschäftsmodell der TERRAGON AG ist nach wie vor solide. Es fußt auf einem steigenden Bedarf an Service-Wohnen aufgrund des demographischen Wandels. Es gibt eine stabile Nachfrage, die wir mit unserem Angebot bedienen.“ Er zeigt sich überzeugt, „dass wir diesen temporären Liquiditätsengpass hinter uns lassen werden.“
Vom 23. Mai bis zum 25. Mai sollen Anleger im Rahmen einer Abstimmung ohne Versammlung über einen gemeinsamen Vertreter und somit auch über die Stundungen entscheiden.
Zuvor wird Held Investoren in einem Webcast am 5. Mai Rede und Antwort stehen.