Börsen-Ausblick: BASF, MTU Aero Engines, Ölpreis und Russland-Sanktionen im Fokus - Nord LB
Nach Angaben der deutschen Außenministerin Baerbock will Deutschland jetzt darauf hinwirken, dass ein russisches Ölembargo Teil des sechsten EU-Sanktionspaketes wird. Die Sanktionen sollten erst enden, wenn Russland alle Truppen aus der Ukraine abgezogen habe.
Die Importpreise in Deutschland sind im März so stark gestiegen wie seit Sept. 1974 nicht mehr. Mit plus 31,2% ggü. dem Vorjahr lagen die Einfuhrpreise deutlich über den Erwartungen. Im Vergleich zum Vormonat ergab sich ein Zuwachs um 5,7%.
Nach einer ersten Schätzung ist das dt. BIP in Q1 ggü. dem Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 0,2% und kalenderbereinigt im Vgl. zum Vorjahr um 3,7% gewachsen. Während der Außenbeitrag bremste, trugen die Investitionen zum Wachstum bei. Hier dürfte die Dynamik aufgrund der starken Eintrübung des Investitionsklimas jedoch schon bald spürbar zurückgehen. Für 2022 halten wir an unserer BIP-Prognose von 1,8% fest.
Die wirtschaftliche Dynamik in der Eurozone hat sich in Q1 nochmals leicht verringert. Immerhin legte das reale BIP trotz vielfältiger Belastungsfaktoren gegenüber dem Vorquartal um 0,2% zu. Für das Gesamtjahr erwarten wir ein BIP-Wachstum vom 2,7%. Zugleich markiert die Inflation im April mit 7,5% Y/Y ein neues Rekordhoch. Die EZB muss daher trotz der aktuellen Risiken für die Konjunktur entschlossen dem Preisdruck entgegentreten und Nettoankäufe sowie Negativzinsen zügig beenden.
Ausblick
Es beginnt eine mit vielen aktualisierten Konjunkturdaten gespickte Woche: Zu den Highlights gehören sicherlich aus den USA der ISM PMI (heute), der ISM Services PMI (Mittwoch) sowie der Arbeitsmarktbericht (Freitag). Die US-Beschäftigungszahlen dürften solide Tendenzen aufweisen, auch wenn die BIPZahlen für Q1 schwächer ausfielen als erwartet. Zu den wichtigsten Ereignissen der Woche zählen das FOMC-Meeting (Mittwoch) sowie die BoE-Zinsentscheidung (Donnerstag). Die Fed dürfte den Leitzins um 50Bp, die BoE um 25Bp auf dann einheitlich 1,0% anheben.
Rentenmarkt
Die veröffentlichten Inflationsdaten aus der Euro-Zone ließen die Renditen der deutschen Staatsanleihen weiter ansteigen. US-Treasuries waren zum Ende der Woche wenig gefragt, was auf starke Konjunkturzahlen zurückzuführen ist.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt konnte sich zum Wochenausklang stabilisieren. Getrieben durch gute Unternehmensberichte kletterte der DAX wieder auf über 14.000 Punkte, ging aber mit einem Minus von 2,2 Prozent aus dem Monat April. DAX +0,84%, MDAX -0,05%, TecDAX -0,22%. An der Wall Street wirkten am Freitag trübe Ausblicke einiger Tech-Konzerne und die anstehende Zinserhöhung belastend. Dow Jones -2,76%, S&P 500 -3,63%, Nasdaq-Comp. -4,17%.
Unternehmen
Preiserhöhungen, vor allem im Geschäft mit Basischemikalien haben BASF in Q1 zu einer Umsatzsteigerung auf 23,1 Mrd. EUR (+19%) verholfen. Positive Währungseinflüsse in allen Segmenten unterstützten dabei die Umsatzentwicklung. Das bereinigte EBIT legte um 21% auf 2,8 Mrd. EUR zu, während der Nettogewinn nach Dritten unter einer Wertberichtigung bei Wintershall Dea (NordStream 2) litt und mit 1,2 Mrd. EUR um 29% geringer ausfiel als im Vorjahr. Für das Gesamtjahr wurde die Prognose mit Erlösen zwischen 74 und 77 Mrd. EUR und einem bereinigten operativen Gewinn zwischen 6,6 und 7,2 Mrd. EUR bestätigt.
MTU (WKN: A0D9PT, ISIN: DE000A0D9PT0, Chart, News) war in Q1 wieder auf Wachstumskurs. Der Triebwerksbauer steigerte den Umsatz um 19% auf 1,18 Mrd. EUR. Das ber. EBIT erhöhte sich um 52% auf 131 Mio. EUR. Die EBIT-Marge verbesserte sich bereinigt auf 11,1% von 8,7%. Nach Steuern konnte MTU den bereinigten Gewinn auf 93 Mio. EUR (+60%) steigern.
Devisen
Die freundlichere Aktienmarktstimmung in Europa hat die Talfahrt des Euro zunächst beendet.
Rohstoffe
Die EU wird mit hoher Wahrscheinlichkeit bis Ende 2022 graduell Sanktionen gegen russisches Öl verhängen. Der Entscheidung steht noch die Zustimmung Ungarns im Weg, das sich gegen ein Energieembargo ausgesprochen hat. Die EU bezog 2020 31% ihrer Ölimporte aus Russland, während Russland 53% nach Europa exportierte. In der Nacht zum Montag überwogen jedoch noch die Sorgen um die Folgen der kompromisslosen Lockdown-Politik Chinas und die Ölpreise starten negativ in die Woche.
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