Fed beginnt mit dem Zinserhöhungszyklus - Commerzbank
Wie erwartet, erhöhte die US-Notenbank (Fed) gestern die Leitzinsen um 25 Basispunkte (Bp.). Damit steigt der Zielkorridor für die Leitzinsen auf 0,25-0,50%. Es gab eine Gegenstimme von James Bullard, Präsident der Fed von St. Louis, der für eine Zinsanhebung um 50 Bp. plädierte. Laut dem Kommuniqué geht die Fed davon aus, dass fortlaufende Erhöhungen der Leitzinsen nötig sein werden. Zudem will die Fed schon in den nächsten Sitzungen mit dem Abbau ihres Wertpapierbestandes zu beginnen. Die Wertpapierkäufe wurden erst Anfang März 2022 eingestellt. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine seien zwar unsicher, dürften aber kurzfristig zu mehr Inflationsdruck und weniger Wachstum führen. So hat die US-Notenbank für 2022 ihre Wachstumsprognose von 4,0% auf 2,8% kräftig gesenkt und die Inflationsprognose von 2,6% auf 4,3% deutlich angehoben. Für 2023 und 2024 wurden die Projektionen fast unverändert beibehalten. In den sogenannten „Dot Plots“, in denen die zukünftigen Leitzinserwartungen der einzelnen FOMC-Mitglieder abgetragen werden, wird jetzt ein Leitzins von 1,9% per Jahresende erwartet, also 100 Bp. mehr als bei den letzten Projektionen. Dazu wären 7 Zinsanhebungen in diesem Jahr nötig, also eine auf jeder kommenden Sitzung. Für 2023 werden Zinserhöhungen von 100 Bp. von den US-Notenbankern erwartet. In der Pressekonferenz betonte Fed-Chef Jerome Powell mehrfach, wie eng der US-Arbeitsmarkt sei. So kommen auf jeden Arbeitslosen rechnerisch 1,7 offene Stellen. Es sei daher auch Zeit, die Zinsen zu erhöhen und das Wertpapierportfolio zu reduzieren. Preisstabilität sei die Voraussetzung für einen fortgesetzten Aufschwung. Man werde die Instrumente der Notenbank einsetzen, damit sich die Inflation nicht auf erhöhtem Niveau festsetzt. Sollte dazu ein höheres Tempo erforderlich sein, werde man entsprechend handeln. Die Renditen der US-Treasuries stiegen nach Veröffentlichung des Kommuniqués kräftig an, vor allem im kurzlaufenden Bereich, gaben dann aber wieder nach. Der US-Dollar stärkte sich nur kurzzeitig in der Breite, schwächte sich dann aber wieder ab.
Aktien
BMW, Rheinmetall, Investorentag, Jahreszahlen
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern fester. Die relevanten Leitindizes stiegen um bis zu 4% (Niederlande). Rückenwind erhielten die Märkte zunächst einmal von den sehr guten Vorgaben aus Asien, wo die Leitindizes in China und Hongkong, die seit Tagen sehr stark unter Druck geraten waren, eine fulminante Erholungsrally hinlegten. Verantwortlich hierfür zeichneten Ankündigungen von Chinas Komitee für Finanzstabilität und Entwicklung, wonach die zuletzt sehr angeschlagenen Aktienmärkte stabilisiert werden sollen und es auch geldpolitische Impulse zur Ankurbelung der Konjunktur geben könnte. Zudem will der Staatsrat in Peking weiterhin Notierungen chinesischer Firmen im Ausland unterstützen, weshalb v.a. Technologiewerte eine sehr starke Erholungsrally erlebten. Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit, dass es zunächst keine neuen Regulierungen in Branchen wie IT/Internet etc. gibt. Zum anderen bekamen die Märkte erneut Rückenwind durch die Hoffnung auf Fortschritte in Bezug auf eine friedliche Beilegung des Krieges zwischen Russland und der Ukraine. Der Dax stieg daher um 3,8%. Tagesgewinner war die Aktie von Hellofresh (+12,2%), Tagesverlierer die Aktie von Eon (-0,8%). Der Volatilitätsindex VDAX sackte gestern deutlich auf 36 Punkte ab, was für eine erhöhte Risikobereitschaft der Anleger spricht. Auf europäischer Sektorenebene führte der Bereich Technologie (+6,6%) die Performancerangliste an. Alle anderen Sektoren wiesen ebenfalls Gewinne aus. Die US-Börsen tendierten nach der Entscheidung der US-Notenbank, den Leitzins um 25 Basispunkte anzuheben, ebenfalls fester. Gefragt waren v.a. Gebrauchsgüter- und IT-Werte, die im Schnitt um 3,3% zulegten. Energieaktien büßten als Tagesverlierer 0,4% ein. Die Börsen in Asien tendierten freundlicher. In Hong Kong setzte sich die Rally von gestern fort. H-Aktien gewannen im Schnitt mehr als 6%. Der Nikkei 225-Index legte um 3,5% zu. Der Leitindex in Taiwan gewann 3%.
Anleihen
Großbritannien: BoE Zinsentscheidung, 13:00 Uhr
USA: Baubeginne/-genehmigungen (Feb.), 13:30 Uhr
USA: Philadelphia-Fed-Index (März), 13:30 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
USA: Industrieproduktion (Feb.), 14:15 Uhr
Nicht nur die Aktienmärkte hatten bisher einen performanceseitig schlechten Start ins Jahr 2022. Auch die Rentenmärkte bewegen sich seit Jahresanfang überwiegend deutlich im negativen Bereich. So weisen beispielsweise europäische Staatsanleihen auf Index-Ebene bis dato eine Performance von minus 2,4% auf. Europäische Unternehmensanleihen wurden neben dem allgemeinen Trend zu steigenden Zinsen zusätzlich noch durch Spreadausweitungen belastet - hier ging es mit minus 4,8% noch weiter bergab. Zumindest kurzfristig dürfte es auch weiterhin holprig bleiben. Zu schwer wiegt die aktuelle Verunsicherung aus der Kombination aus einer möglichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, bei zeitgleich hohen Inflationsraten. Vielerorten werden die hieraus potenziell resultierenden Stagflationsrisiken und deren Auswirkungen auf die Asset Allokation diskutiert. Für eine Einschätzung unseres Hauses diesbezüglich verweisen wir auf das Insight „Ukraine-Krieg - Was wir an unserer Anlagestrategie ändern“ vom 07.03.2022. Ein Fazit hieraus ist, dass praktisch in jedem Szenario mittelfristig mit weiterhin unverändert hartnäckig hohen Inflationsraten zu rechnen sein wird und die großen Notenbanken EZB und Fed hierauf reagieren werden müssen. Und genau das tat die Fed auf ihrer gestrigen Sitzung auch, indem sie wie allgemeinhin erwartet den ersten 0,25% Zinsschritt seit 2018 vollzog. (siehe im Blickpunkt). Neben der Aktualisierung der Projektionen bzgl. BIP, Inflation und Arbeitslosenrate, hat die Fed auch ihre Einschätzung eines angemessenen Leitzinses deutlich nach oben angepasst, was für weiter steigende Renditen spricht.
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