Auswirkungen aktueller externer Faktoren auf die Pharma-Branche - Commerzbank
Der Pharmasektor ist wichtigster Teil der Gesundheitsbranche, wir betrachten daher an ihm im Folgenden die aktuelle Situation. Bezüglich des Ukrainekrieges lässt sich festhalten, dass die von uns beobachteten Pharmakonzerne umsatzseitig kein signifikantes Exposure zu den beiden Ländern haben, selten übersteigt der regionale Umsatzbeitrag überhaupt nur die 1%-Marke. Zwar betreiben einige Unternehmen auch Produktionsstätten vor Ort, oftmals wird jedoch primär für den lokalen Markt produziert. Weder die großen Pharmafirmen noch die Branchenverbände fürchten derzeit wesentliche Versorgungsengpässe außerhalb dieser Region aufgrund der Kriegsgeschehnisse. Allerdings werden in beiden Ländern auch Arznei-Studien durchgeführt. Während diese in Russland weiterlaufen - was letztlich im Interesse aller Beteiligten liegt - sind die in der Ukraine bereits zum Teil zum Erliegen gekommen. Der Großteil der Pharmaunternehmen betreibt von der Anzahl her einen mittleren einstelligen Prozentsatz seiner Medikamenten-Studien in der Ukraine. Insgesamt wird dennoch nicht mit massiven Kostenfolgen von dieser Seite her gerechnet. Darüber hinaus verzeichnet die Mehrheit der Firmen nur geringe Lieferkettenprobleme und die Fracht- sowie Energiekosten als Teil der Gesamtkosten sind unterdurchschnittlich im Vergleich zu vielen anderen Sektoren. Insbesondere in den USA kämpft die Pharma-Industrie mittlerweile jedoch auch mit klar steigenden Lohnkosten, in Europa halten sich diese Kostensteigerungen bisher noch in Grenzen. In der Summe stellt die Kostenseite aktuell also nicht das Kernproblem für die Branche dar, auch wenn die Nettopreissetzungsmacht bei manchen Medikamentenklassen begrenzt ist. Problematisch sind dagegen eher die steigenden Zinsen, denn der mittlere Verschuldungsgrad ist in der Branche aufgrund der zahlreichen Zukäufe (sowohl in der Anzahl als auch im Gegenwert einer der weltweit aktivsten Branchen im M&A-Geschäft) heute höher als noch vor einigen Jahren, auch wenn die meisten Bilanzen von Extremwerten bei der Verschuldung noch weit entfernt sind. Fazit: Die Risiken aus den aktuellen Entwicklungen werden für die Branche vom Markt als überschaubar angesehen.
Aktien
Fraport, RWE, Traton, Jahreszahlen
Volkswagen, Wacker Chemie, Jahreszahlen
Hoffnungen auf Fortschritte in der derzeit laufenden vierten Verhandlungsrunde zwischen Russland und der Ukraine haben gestern zu einer weiteren Erholung im DAX (+2,2%) geführt, und der Index bewegte sich zwischenzeitlich sogar erstmals wieder über der Marke von 14.000 Punkten. Porsche (+5%) und Volkswagen (+4%) profitierten von am Freitagabend vorgelegten überzeugenden VW-Quartalszahlen. Die wieder steigenden Renditen führten Bankaktien wie die Deutsche Bank (+8%) nach oben. Mit Delivery Hero (-3%) und Hellofresh (-2%) standen dagegen wieder einstige Corona-Gewinner unter Druck. Im MDAX (+1,9%) profitierte Talanx (+4%) von der Bestätigung des Ausblicks für das laufende Geschäftsjahr. In Europa legte der Euro Stoxx 50 1,5% zu, angetrieben von der guten Performance von Banken wie ING (+4%) und BNP Paribas (+4%). Prosus (-10%) litt dagegen unter dem Einbruch chinesischer Technologieaktien, welche aufgrund neuer Corona-Lockdowns in China und regulatorischer Sorgen unter Druck standen. In New York gelistete Aktien chinesischer Technologiekonzerne wie Alibaba (-10%) fielen deutlich. In den USA entwickelte sich daher auch der Nasdaq 100 (-1,9%) sehr schwach und fiel auf das niedrigste Niveau seit Mai 2021. Der S&P 500 verlor 0,7%. ExxonMobil (-4%) litt unter dem zuletzt wieder rückläufigen Ölpreis. Apple verlor 3%, da die iPhone-Produktion im chinesischen Shenzhen durch Foxconn aufgrund der Lockdowns gestoppt werden musste. In Asien blieb der Handel in China sehr nervös, und der chinesische CSI 300 verlor mehr als 2%. Der Nikkei legte leicht um 0,2% zu. Der deutsche Aktienmarkt dürfte aufgrund der negativen Vorgaben aus den USA mit Kursverlusten in einen wahrscheinlich wieder sehr volatilen Handelstag starten.
Anleihen
China: Industrieproduktion (Februar), 3:00 Uhr
Deutschland: ZEW-Indikator (März), 11:00 Uhr
USA: Erzeugerpreise (Februar), 13:30 Uhr
USA: Empire State Index (März), 14:30 Uhr
Der Ukrainekrieg bleibt das bestimmende Thema an den Finanzmärkten. Die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland über ein Ende der Kämpfe wurden gestern erst einmal unterbrochen. Heute sollen diese jedoch fortgeführt werden. Einen Durchbruch gab es bisher nicht, allerdings hatten sich beide Seiten am Wochenende zurückhaltend optimistisch geäußert. Die Fortführung der Gespräche trug zur positiven Risikostimmung bei – sichere Staatsanleihen waren nicht gefragt und verbuchten Kursverluste. Die Renditen zogen deutlich an. Die zehnjährige laufende Verzinsung von Bundesanleihen erreichte mit knapp 0,38% vorübergehend den höchsten Stand seit November 2018. Zehnjährige US-Treasuries rentierten mit rund 2,15% so hoch wie zuletzt Mitte 2019. Mit der überraschend klaren Haltung der EZB zum Ausstieg aus den Kaufprogrammen sowie Spekulationen über gemeinsame Schulden in der EU gibt es aktuell weitere Renditetreiber. Hinzu kommt die Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwochabend, auf der mit einer Zinsanhebung um 25 Basispunkte fest gerechnet wird. Die Zinsstrukturkurve in den USA ist nun extrem flach geworden: Dreijährige US-Staatsanleihen wiesen zu Wochenbeginn eine Rendite von rund 2% aus, fünfjährige von 2,04% und die zehnjährigen lagen nur ca. zehn Renditestellen über den dreijährigen. Des Weiteren sorgt die hohe und steigende Inflation für den allgemeinen Zinsauftrieb. Wegen der großen Unsicherheit durch den Ukrainekrieg sind die Energieund Rohstoffpreise in den vergangenen Wochen massiv angestiegen und drohen, die Konjunktur zu belasten.
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