„Uninvestierbarkeit“ trifft auf „Kriegs-FOMO“ - BÖAG Kolumne
Der letzten Donnerstag gestartete Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine gilt als Zeitenwende und hat auch für Märkte sowie das Finanzsystem tiefgreifende Auswirkungen: Erweiterte Finanzsanktionen, teilweiser Ausschluss aus dem globalen Zahlungssystem, massenhafte Aussetzungen von Börsennotierungen, Rückzug von Geschäftskooperationen und Tochtergesellschaften. Die großen Indexanbieter planen das bisherige Schwellenland Russland aus ihren Produkten auszulisten, weil es nun als uninvestierbar gilt. Der DAX rutschte zunächst schnell unter die Marke von 14.000 Punkte und fiel trotz zwischenzeitlicher Erholung gestern auf den Stand von vor zwei Jahren zurück.
Doch Krieg kann auch ein Konjunkturmotor sein: Nach der Regierungsankündigung vom Sonntag, die Bundeswehr kurzfristig mit 100 Mrd. Euro Sondervermögen auszustatten, haben sich die Kurse der börsennotierten deutschen Rüstungskonzerne Rheinmetall und Hensoldt inzwischen verdoppelt. Noch heftiger stiegen solche Titel am Montagmorgen, als die ersten Handelsplätze eröffneten und viele diese Chancen um keinen Preis verpassen wollten. Diese "Fear of missing out" im Zusammenhang mit einem Krieg in Europa wirkt erschreckend. Positive Effekte verzeichnete auch das Geschäftsfeld der erneuerbaren Energien, denn die bestehende Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland ist in der Gesellschaft nochmals bewusst geworden.
Seit fast einer Woche ist also ein Krieg in Europa das allesbeherrschende Thema. Es ist nicht das einzige für die Finanzmärkte, aber dessen Entwicklungen sind vielleicht am wenigsten absehbar.
Autor: Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
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