Deutschland: Erneut sattes Plus für die Auftragseingänge im Dezember - VP Bank
Die Auftragseingänge legen im Dezember um 2.8 % gegenüber dem November zu. Deutlicher Zuwachs also auch im Dezember, obwohl bereits schon im November ein sattes Plus von 3.6 % gegenüber dem Vormonat für die Auftragseingänge verbucht wurde. Für die Industrie war das Jahr 2021 somit ein sehr zufriedenstellendes – trotz aller bestehender Lieferschwierigkeiten bei Vorprodukten und Rohstoffen. Im gesamten Jahr 2021 war der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe um 17.8 % höher als im Jahr 2020 und 9.3 % höher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Die Auftragsbücher sind also gut gefüllt und sichern die Produktion weit in das laufende Jahr hinein. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes lag die Reichweite des Auftragsbestands zuletzt bei 7.6 Monate und hat damit einen neuen Höchststand seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2015 erreicht.
Der gute Auftragseingang im Dezember geht vollends auf das Konto des Inlandes. Die Inlandsaufträge stiegen um 11.7 % gegenüber dem November. Die Aufträge aus dem Ausland fielen dagegen um 3.0 %. Dabei nahmen die Auftragseingänge aus der Eurozone um 4.2 % ab. Die Auftragseingänge aus dem restlichen Ausland fielen um 2.3 %. Dabei dürfte auch die schwächere wirtschaftliche Entwicklung in China eine Rolle spielen. China ist derzeit nicht mehr das globale Powerhouse wie zu den Hoch-Zeiten der Pandemie im Jahr 2020.
Das verarbeitende Gewerbe hat also ein ordentliches Ruhepolster. Fliessen die Materialströme wieder in ausreichendem Masse, ist ein regelrechter Boom in der Industrie zu erwarten. Es müssen nicht nur die liegengebliebenen Aufträge abgearbeitet werden, sondern auch die leergefegten Lager wieder befüllt werden. Der Industrie stehen in der Post-Corona-Erholung also die besten Monate erst noch bevor.
Ein Risiko ist allerdings, dass die Omikron-Welle die Lieferschwierigkeiten weiter verschärft. Das würde infolge die Industrieproduktion im ersten Halbjahr weiter ausbremsen. Die Unternehmen werden auf die Lockdown-Massnahmen Chinas mit Argusaugen schauen. Die Abhängigkeiten von chinesischen Lieferanten ist gross. Es bedarf also vor allem einer Abflachung der Infektionswelle in China, damit die Freude über die guten Auftragseingänge wirklich zu einer ungetrübten wird.
Autor: Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank