mic AG: „Mit faytech wechseln wir auf die Überholspur“
Am Point-of-Sale nimmt die Automatisierung zu – zu den Profiteuren zählt die mic AG. Nach der Übernahme der faytech AG steuert die Münchner Gesellschaft, die vor einer Umfirmierung in Pyramid AG steht, in diesem Jahr auf einen Pro-forma-Gruppenumsatz von 100 Millionen Euro zu. EBIT und Nettoergebnis der Tochter Pyramid lagen 2021 am oberen Rand der Prognose-Bandbreite bzw. leicht darüber.
Im Exklusivinterview mit unserer Redaktion erläutert Vorstand Andreas Empl die Potenziale und Synergien der faytech-Übernahme und nimmt auch zu den jüngsten Aktienverkäufen Stellung. Die mic-Beteiligung Securize IT Solutions will schon bald ein Reverse-IPO-Target präsentieren.
www.4investors.de: Sie haben vorläufige Geschäftszahlen 2021 für die 100-prozentige mic-Tochter Pyramid Computer GmbH vorgelegt. EBIT und Nettoergebnis liegen am oberen Rand der veröffentlichten Prognose-Bandbreite bzw. leicht darüber. Demnach müssten Sie mit dem operativen Abschneiden der Pyramid zufrieden sein, oder?
Empl: Wir sind mit diesem Ergebnis sehr zufrieden – insbesondere mit der Profitabilität, die sich gegenüber dem Vorjahr weiter verbessert hat. Denn sieht man sich die Zahlen genau an, so fällt auf, dass Pyramid zwar ein EBIT von 5,3 Millionen Euro ausweist, darin sind aber auch einmalige Abschreibungen enthalten. Das bereinigte operative Ergebnis fällt entsprechend nochmals besser aus.
www.4investors.de: Für 2022 hat Pyramid im vergangenen Jahr eine Umsatzsteigerung von mindestens 15 Prozent auf 67 Millionen Euro bis 71 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Woher nehmen Sie den Optimismus, nachdem der Umsatz in 2021 nur leicht über Vorjahr lag?
Empl: Das Jahr 2021 war wesentlich geprägt von Turbulenzen im Beschaffungs- und Logistikbereich, die ein stärkeres Wachstum verhindert haben. Wir sind für 2022 auch deshalb so zuversichtlich, da sich die Reorganisation des Vertriebs im laufenden Jahr nun auszahlen wird. Während der Hochphase der Pandemie war es schwierig, Neukundenakquisitionen durchzuführen. Dabei muss man auch die mehrmonatige Vorlaufzeit berücksichtigen, die es benötigt, um substanzielle Neukundenprojekte zu gewinnen. In den vergangenen Monaten konnten wir aber nicht nur das Bestandskundengeschäft weiter ausbauen, sondern insbesondere im zweiten Halbjahr 2021 zahlreiche neue Projekte für 2022 akquirieren. Neben Kunden aus dem Food- und Retail-Bereich sehen wir zudem große Potenziale in neuen Branchen wie Travel und Mobility sowie Healthcare.
www.4investors.de: Welche Impulse erwarten Sie von der faytech-Übernahme?
Empl: Mit faytech werden wir internationaler und dynamischer. Die wesentlichen Impulse kommen dabei direkt vom Management und den erst kürzlich gewonnenen Projekten. Da faytech im Vergleich zur Pyramid deutlich mehr Kunden betreut, rechnen wir damit, dass wir massive Skaleneffekte heben können durch „Cross Selling“ der Produkte und Lösungen. Erste Schulungen der Vertriebsmannschaften haben bereits stattgefunden. Zudem sind wir alle sehr motiviert! Mit faytech wechseln wir auf die Überholspur.
www.4investors.de: Der faytech-Kauf soll laut früheren Aussagen Synergien von 1 Million Euro schaffen. Bleibt es bei dieser Aussage?
Empl: Diese Größenordnung ist realistisch – und sie kann in den Folgejahren sogar noch zunehmen. Weitere Synergien sehen wir im Aufbau eines gemeinsamen und wegweisenden Kompetenz- und Innovationszentrum für P.O.S.-, QSR- und industrielle Touchgeräte. Pyramid und faytech haben das Potenzial, in lukrativen Marktnischen zum Weltmarktführer aufzusteigen.
www.4investors.de: Inwiefern sind Pyramid und faytech aktuell von der Lieferkettenproblematik und dem Engpass bei Halbleitern betroffen? Welche Auswirkungen hat dies auf die Geschäfte im laufenden Jahr?
Empl: In Teilbereichen ist die Situation nach wie vor herausfordernd. Aber beide Unternehmen konnten die Krise aufgrund ihrer langjährigen Beziehungen bisher sehr gut meistern. Flexibilität in der Produktion ist gefragt und die haben wir nun mit faytech.
www.4investors.de: Sie haben die Übernahme der Polygon – Produktdesign, Konstruktion, Herstellung GmbH nicht weiterverfolgt. Allerdings ist Polygon-Gründer Michael Reuter zum 01. Januar zu Pyramid gewechselt. Warum? Was wird er dort künftig machen?
Empl: Michael Reuter ist für Business Development und die Umsetzung vor allem neuer Projekte zuständig. Mit seinem umfassenden Erfahrungsschatz ist er eine große Bereicherung für unser motiviertes Team.
www.4investors.de: Wie sehen Ihre 2022er-Planungen inklusive faytech aus? Erwarten Sie im laufenden Jahr noch Sonderbelastungen auf Ebene der mic AG?
Empl: Für das laufende Geschäftsjahr erwarten wir keine weiteren Sonderbelastungen mehr auf der Ebene der mic AG. Die Planungen beider Unternehmen sehen einen „Pro-forma“-Gruppenumsatz von ca. 100 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr vor. Das „Pro-forma“-Gruppen-EBIT soll dabei zwischen 7,7 Millionen Euro und 8,1 Millionen Euro liegen. Zudem werden wir erstmals in 2022 einen Konzernabschluss umsetzen.
www.4investors.de: Trotz dieser positiven Aussichten haben Sie Anfang dieser Woche 67.500 mic-Aktien verkauft. Was sind die Hintergründe? Planen Sie weitere Aktienverkäufe?
Empl: Der aktuelle Verkauf eines Teils der von mir gehaltenen mic-Aktien hatte rein steuerliche Gründe. Im vergangenen Monat habe ich die letzte Tranche der zuvor „gelockten“ Boni-Aktien erhalten, damit verbunden ist eine größere Steuerschuld. Um diese zu begleichen, musste ich einen Teilverkauf tätigen. Ich glaube fest an den Erfolg der neuen Pyramid AG und habe für meine noch bestehende Aktienposition einen langfristigen Anlagehorizont. Ich erhalte auch einen Teil meines Gehalts in Aktien der mic AG.
www.4investors.de: Die Pyramid wies zum Jahresanfang 2022 eine Liquidität in Höhe von etwa 10 Millionen Euro aus. Jetzt haben Sie eine Ausschüttung von 7 Millionen Euro an die mic AG beschlossen. Schmälert dieser Liquiditätsabfluss den Handlungsspielraum der Pyramid nicht zu sehr?
Empl: Nein, Pyramid hat genügend Liquiditätsreserven, um seinen Wachstumskurs wie geplant umzusetzen. Insbesondere hat Pyramid seinen Warenbestand frühzeitig erhöht, um genau diesen Spielraum zu gewährleisten. Zudem arbeitet die Gesellschaft sehr cashflow-stark.
www.4investors.de: Planen Sie für 2022 weitere Akquisitionen?
Empl: In den nächsten Monaten werden wir uns zunächst auf die Integration der faytech AG in die „neue“ Pyramid AG fokussieren. Aber natürlich prüfen wir weitere potenzielle Targets, die mittelfristig in unsere Buy-and-Build-Strategie passen würden.
www.4investors.de: Wie ist der Stand der Dinge bei ihrem 14-prozentigen Anteil an der Securize IR Solutions AG?
Empl: Der Status ist vielversprechend. Der angekündigte Exit der Securize-Beteiligung DISO AG ist in vollem Gange und wir sind zuversichtlich, den Verkauf noch im ersten Quartal 2022 abschließen zu können. Anschließend folgt die schon angekündigte Barkapitalerhöhung. Zudem wird die Gesellschaft hoffentlich schon sehr bald ein ausgewähltes Reverse IPO-Target präsentieren können. Lassen Sie sich überraschen.
www.4investors.de: Sie planen eine Umfirmierung der mic AG in Pyramid AG. Wo sehen Sie die neue Pyramid AG in fünf Jahren?
Empl: Ausgehend von unserem Umsatzziel von 100 Millionen Euro in 2022 gehen wir von einem dynamischen Wachstum in den nächsten fünf Jahren aus. Dabei profitieren wir davon, dass immer mehr Interaktionen am Point-of-Sale automatisiert werden müssen. Entsprechend kann sich das Wachstum sogar noch beschleunigen. Aber das wird man vor allem nach der Pandemie sehen. Zudem haben wir ein enorm motiviertes und kompetentes Aufsichtsratsgremium mit einem starken Netzwerk. Und richtig, die kommende Hauptversammlung wird über den Beschlussvorschlag entscheiden, die mic AG in Pyramid AG umzubenennen. Dies wäre aufgrund des neuen wirtschaftlichen Schwerpunkts unserer Gesellschaft nur konsequent.