Das Pfund feiert auch eine Corona-Party - iBanFirst
Während Großbritannien mit Spannung auf die Ermittlungen gegen die Corona-Party von Premierminister Boris Johnson wartet, steigt das Pfund weiter an. Die steigenden Zinsen, die hinter diesem Vorstoß stehen, könnten für Boris Johnson in Zukunft zu einem noch größeren Problem werden als seine Lockdown-Eskapaden.
Vor ein paar Wochen hatte kaum jemand von ihr gehört, aber bald werden alle Augen auf Sue Gray gerichtet sein. Die hochrangige britische Beamtin hat untersucht, wie Johnson gegen seine eigenen Korruptionsvorschriften verstoßen hat. Die Boulevardpresse wird sich zweifellos an ihrem Bericht über die "Lockdown-Partys" in Downing Street 10 ergötzen, die von Abschiedsdrinks und kostenlosen Getränken bis zu einem Online-Weihnachtsquiz reichen. Spannend wird sein, ob es Johnson gelingt, sich aus dem Schlamassel herauszureden. Sollte er in einigen Wochen immer noch Premierminister sein, könnte Johnson im Laufe des Jahres vor einer ganz anderen Herausforderung stehen.Johnson? Nein: BoE!
Während alle Augen auf Johnson gerichtet sind, wird das Pfund gefeiert. Gegenüber dem Euro ist die Währung seit Anfang Dezember um 2 Prozent gestiegen. Und in den letzten zwölf Monaten beträgt der Zuwachs sogar mehr als 6 Prozent. Dieser Aufschwung hat nichts mit Johnsons Eskapaden dafür mit der Politik der britischen Zentralbank zu tun. Die Bank of England (BoE) hat die Zinssätze im Dezember bereits um ein Viertelprozent erhöht. Es besteht eine sehr gute Chance, dass im Rahmen der Sitzung am kommenden Donnerstag ein weiteres Viertelprozent hinzukommen wird. Diese Zinserhöhungen sind notwendig, um die Inflation einzudämmen, die im Laufe des letzten Jahres auf über 5 Prozent gestiegen ist.
Die Inflation wird zunächst angekurbelt
Die hohe Inflation ist teilweise vorübergehend. So ist beispielsweise der Preis für ein Barrel Brent-Öl in den letzten 12 Monaten um 60 Prozent gestiegen. Wenn dies nicht wieder geschieht, werden die Auswirkungen der höheren Kraftstoffpreise allmählich abklingen. Aber das braucht Zeit. In der Zwischenzeit könnte die Inflation sogar noch weiter steigen, da Johnson alle Corona-Regeln zurückgenommen hat. Viele Vertriebsketten leiden nach wie vor unter dem Druck der Containerknappheit und den Folgen des Brexits. So könnte sich die wachsende Wirtschaftstätigkeit bald in höheren Preisen niederschlagen. Eine erneute Zinserhöhung wäre ein Sprungbrett für die BoE, um die Geldmenge auch in anderer Hinsicht zu drosseln.
Wer wird britische Staatsanleihen kaufen?
In den letzten Jahren hat die Bank Staatsanleihen und andere Vermögenswerte im Wert von Hunderten von Milliarden Pfund gekauft. Ein erster Schritt bestünde darin, nicht mehr automatisch neue Anleihen zu kaufen, sobald sie getilgt werden. Der nächste Schritt wäre, die stark ausgeweitete Bilanz zu verkleinern. Die große Frage ist, welche Parteien dann als Hauptkäufer von britischen Staatsanleihen auftreten werden. Schon jetzt ist klar, dass diese Parteien einen höheren Zinssatz als die 1,1 Prozent wollen, die derzeit für 10-jährige Darlehen gezahlt werden. Und diese höhere Vergütung wird sich bald in höheren Zinskosten für die britische Regierung niederschlagen. Im Moment sind die Devisenmärkte jedoch viel mehr an der bevorstehenden Zinserhöhung interessiert als an den steigenden britischen Kreditkosten und Johnsons Corona-Party.