Aktien: ASML, Infineon, Ölpreis und Konjunkturdaten im Fokus - Nord LB
Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im Dezember wegen teurer Energie und Vorprodukte so stark angehoben wie noch nie. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (Vorläufer für die Entwicklung der Inflation) stiegen um 24,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat (19,2%). "Dies war der stärkste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung 1949", teilte das Statistische Bundesamt mit. Im Jahr 2021 legten die Erzeugerpreise um durchschnittlich 10,5% zu.
Die wegen gestörter globaler Lieferketten verstärkt diskutierte Rückverlagerung internationaler Produktion würde der deutschen Wirtschaft einer Studie zufolge mehr schaden als nutzen. Dadurch würde die Wirtschaftsleistung um fast 10% geschmälert, wie das Münchner Ifo-Institut in einer veröffentlichten Studie ermittelte. "Wenn wir ausgelagerte Teile der Wertschöpfung nach Deutschland zurückholen, führt das dazu, dass weniger wettbewerbsstarke Tätigkeiten plötzlich große Anteile im Mix der deutschen Wertschöpfung gewinnen", hieß es weiter.
Der heutige Freitag ist von der Datenseite eigentlich ziemlich unerquicklich: Die US-Frühindikatoren um 16:00 Uhr halten wirklich nicht, was sie versprechen und eigentlich sein sollten („früh“), da sie sich aus mehreren, teilweise bereits bekannten Indikatoren, zusammensetzen. Also Schnee von gestern! Insofern dürfte der Blick bereits auf die kommende Woche gerichtet sein, die größere Spannung verheißt. Mit dem deutschen ifo-Geschäftsklimaindex am Dienstag und den BIP-Wachstumszahlen aus verschiedenen Ländern am Ende der Woche dürften die Märkte einiges zu verarbeiten bekommen. Hinzu kommt die FOMC-Sitzung am Mittwoch, die vermutlich mehr oder weniger konkrete Hinweise bereits auf eine im März anstehende erste Leitzinsanhebung liefern wird. Vielleicht wagen die US-Notenbanker dabei bereits einen Ausblick auf die nächsten Quartale. Ihre Intentionen bezüglich der aufgehäuften Wertpapierbestände wären natürlich von besonderem Interesse.
Rentenmarkt
Am deutschen Anleihemarkt kletterten die Kurse nach oben. Die deutsche Zehnjahresrendite, die am Vortag zwischenzeitlich erstmals seit knapp 3 Jahren wieder positiv war, rutschte somit wieder in das negative Terrain. Am US-Anleihenmarkt sorgten unterschiedlich ausgefallene Konjunkturdaten für wenig Bewegung. Während der Industrieindikator Philly-Fed-Index deutlich zulegte, trübte sich die Lage am Arbeitsmarkt ein. Letztlich gingen aber auch hier die Renditen etwas zurück.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt startete zunächst ziemlich orientierungslos in den Handel. Erst im späteren Handel konnten sich die positiven Vorzeichen durchsetzen, nachdem es freundliche Signale von der Wall Street gab. DAX +0,65%; MDAX +0,60%, TECDAX +1,79%.
Die US-Börsen wagten einen erneuten Erholungsversuch. Doch wie am Vortag konnten sich auch gestern anfängliche Stabilisierungsansätze nicht durchsetzen. Anleger blieben wegen einer möglicherweise schnelleren und umfangreicheren geldpolitischen Straffung durch die US-Notenbank nervös. In den nächsten Tagen dürfte vor allem die Fahrt aufnehmende Berichtssaison in den Fokus rücken. Gestern lieferten u.a. American Airlines und Travelers ihre Q4-Zahlen. Der USVersicherungskonzern hat deutlich mehr verdient als am Markt erwartet; American Airlines hat den Verlust weiter eingegrenzt und die Erwartungen der Anleger übertroffen. Dow Jones -0,89%; S&P 500 -1,10%%; Nasdaq-Corp. -1,30%.
Unternehmen
Der Chipausrüster ASML will im laufenden Jahr um ein Fünftel wachsen. In dieser Prognose ist der jüngste Feuerschaden im Berliner Werk bereits berücksichtigt. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz noch um 33% auf 18,6 Mrd. EUR. Der Gewinn kletterte sogar um 65% auf 5,88 Mrd. EUR. ASML ist der größte Produzent von LithografieSystemen, die für die Belichtung von Siliziumwafern benötigt werden und damit für die Entstehung von Schaltkreisen und bis zu 150 Mio. EUR kosten können.
Infineons Kunden müssen weiter mit verzögerten Lieferungen von Chips rechnen. "Bei Chips, die wir selbst fertigen, vor allem Leistungshalbleiter und Sensoren, werden wir voraussichtlich im Sommer weitestgehend lieferfähig sein", hieß es vom Unternehmen. "Bei Chips, die wir von anderen Herstellern beziehen, dürften die Engpässe vielfach bis Ende des Jahres andauern."
Devisen
Der EUR zeigte sich gestern wenig verändert, mit anderen Worten - er blieb stabil.
Öl
Nachdem die Ölpreise in den letzten Tagen nur eine nach oben ausgerichtete Tendenz kannten, legten sie gestern eine Verschnaufpause ein. Relevante neue Daten lagen nicht vor.