USA: Einzelhandelsumsätze im Rückwärtsgang - Nord LB
In den Vereinigten Staaten sind heute aktuelle Angaben zur Entwicklung der US-Einzelhandelsumsätze veröffentlicht worden. Für den Dezember zeigen diese noch vorläufigen Daten einen überraschend deutlichen Rückgang um 1,9% M/M an. Diese Nachricht ist ganz eindeutig eine negative Überraschung. Größere Zweifel an der Beständigkeit der Konsumfreude der US-Verbraucher sind zwar noch nicht angebracht, vor allem optimistische Beobachter der US-Ökonomie werden nach den aktuellen Angaben zu den Einzelhandelsumsätzen aber wohl ihre BIP-Prognosen für das IV. Quartal nach unten hin anpassen müssen.
Bei der Zeitreihe handelt es sich bekanntlich um nominale Daten. Entsprechend hatten wir erwartet, dass vor allem die steigenden Verkaufspreise das Volumen der Umsätze im Handel stabilisieren würden können. Dies ist nun nicht zu beobachten. Offenkundig haben die Preiserhöhungen der jüngeren Vergangenheit am aktuellen Rand einen spürbaren Einfluss auf die Nachfrage gehabt. Der Verbraucher hat sich in diesem Umfeld offenkundig entschieden, zunächst das Pulver trockenzuhalten. Daten zur Kreditkartennutzung hatten dies eigentlich nicht erwarten lassen. Es mag gewisse Datenprobleme gegeben haben. So scheint der Start in den Dezember im Einzelhandel sehr schleppend verlaufen zu sein. Im Laufe des Monats hat sich die Nachfrage der Konsumenten aber offenbar erhöht. Insofern kann man noch auf eine gewisse Aufwärtsrevision der nun gemeldeten vorläufigen Zahlen hoffen. Das grundsätzliche Bild dürfte sich dadurch aber keinesfalls ändern. Zudem ist natürlich festzuhalten, dass die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den Vereinigten Staaten ab Anfang des Monats Dezember wieder kontinuierlich gestiegen sind. Diese Entwicklung hat dem US-Einzelhandel natürlich auch nicht geholfen. Gleiches gilt sicherlich ebenfalls für die weiterhin beobachtbaren Lieferengpässe.
Ein Blick auf die Details der heutigen Zahlen zeigt, dass die Absatzzahlen der US-Autohäuser im Berichtsmonat Dezember um 0,4% M/M gefallen sind. Diese Entwicklung ist allerdings keine Überraschung. Unter Ausklammerung der Automobile haben sich die Einzelhandelsumsätze entsprechend um 2,3% M/M verringert.
Bei den zwei sehr eng mit dem US-Immobilienmarkt verknüpften Unterkomponenten Möbel und Baumaterialien zeigen sich am aktuellen Rand wieder einmal divergierende Entwicklungen. Während erstere Zeitreihe im Dezember einen deutlichen Rückgang hinnehmen musste, konnten die Umsätze mit Baumaterialien recht klar anziehen. Dies ist vor allem angesichts der Stärke in den beiden Vormonaten eine positive Überraschung. Eine zu große Signalwirkung für die weiteren Entwicklungen am Immobilienmarkt der USA sollte an dieser Stelle aber wohl nicht erwartet werden.
Die für die BIP-Erhebung in den Vereinigten Staaten zentrale Kontrollgruppe der US-Einzelhandelsumsätze hat sich im Dezember um beachtliche 3,1% M/M abgeschwächt. Damit ist der Jahresausklang in 2021 zumindest mit Blick auf den US-Konsumenten auf jeden Fall nicht erfreulich verlaufen.
Fazit: Die Zahlen zur Entwicklung der US-Einzelhandelsumsätze im Dezember 2021 haben uns negativ überrascht. Offenkundig belasten die Preiserhöhungen der Vergangenheit nun den Konsum. Es kann zwar noch auf Aufwärtsrevisionen gehofft werden, diese sollten das grundsätzliche Bild der Lage aber kaum nachhaltig verändern. Dennoch dürfen die heutigen Daten auch nicht zu negativ interpretiert werden. Die Verbraucher haben offenbar nur das Pulver trockengehalten. In Verbindung mit einer anhaltenden Besserung der Beschäftigungssituation könnte dies beim US-Konsum für einen erfreulichen Start in das neue Jahr sprechen. Diese Erwartungshaltung mag ein Grund dafür sein, warum die Renditen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nach den Zahlen nicht klar unter Druck geraten sind.