USA: Halbwegs „substantieller Jobaufbau“ treibt Fed zur ersten Zinsanhebung! - Nord LB
Soeben wurden Daten zum US-Arbeitsmarkt im Dezember gemeldet. Diese Zahlen sind sehr relevant für die Finanzmärkte: Ein von der Fed selbst geforderter „weiterer substantieller Jobaufbau“ könnte ein (nochmaliges) Vorziehen der für 2022 bereits angepeilten Zinsanhebungen bedeuten.
Laut der vom Bureau of Labor Statistics durchgeführten Unternehmensbefragung sind 199.000 Jobs geschaffen worden. Die beiden Vormonate wurden aber um 141.000 hoch revidiert, so dass in der Summe unsere Prognose recht gut getroffen wurde. Für die optimistischeren Marktteilnehmer fallen die Zahlen aber durchaus leicht enttäuschend aus – auch die Angaben von ADP ließen etwas mehr erwarten. Schwächer als in den Vormonaten entwickelten sich vor allem die Bereiche private Dienstleistungen, Bildung, Freizeit/Gastronomie sowie der verarbeitende Sektor.
Positiv zu bewerten ist der Rückgang der Arbeitslosenquote von 4,2% auf 3,9% – deutlicher als erwartet. Damit ist das Niveau von Februar 2020 wieder unterschritten! Anzumerken ist, dass in dieser (separat ermittelten) Haushaltsbefragung ein Beschäftigungsanstieg von 650.000 angegeben wurde, der von einem Zuwachs in der Labor Force begleitet war.
Die Stundenlöhne zogen um 0,6% M/M deutlich stärker als erwartet an. Der in einigen Sektoren vorherrschende Arbeitskräftemangel sorgt weiter für steigende Löhne. Dies wird die Fed – neben den Payrolls und der Arbeitslosenquote – in ihren Einschätzungen zu beachten haben.
Der Arbeitsmarktbericht fiel insgesamt recht stark aus: Die Payrolls liegen zwar nicht in dem von Jerome Powell für die aktuellen Monate angestrebten Bereich von 500k bis 550k, doch für einen höheren Beschäftigungszuwachs scheint weiterhin offenbar nicht die Nachfrageseite der Unternehmen der bremsende Faktor zu sein, sondern die Arbeitsangebotsseite. Derzeit finden die Firmen einfach nicht genügend passende Arbeitskräfte! Vielleicht fürchten einige Personen noch coronabedingt die Rückkehr zum Job, vielleicht sorgten die staatlichen Transferleistungen für ein Abwarten. Diese beiden Faktoren werden aber perspektivisch an Relevanz verlieren.
Der Beschäftigungsmotor läuft – auch wenn die Payrolls auf dem ersten Blick kaum den von der Fed geforderten „substantiellen Jobaufbau“ widerspiegeln. Die Arbeitslosenquote praktisch auf einem Vorcoronaniveau und die hohen Stundenlöhne (4,7% Y/Y) machen dennoch eine geldpolitische Neuausrichtung zwingend erforderlich. So erhält die Fed also Rückendeckung für ihre Wende: Ein beschleunigtes Tapering ist bereits erfolgt, das FOMC-Protokoll von Mitte Dezember fiel zudem sehr hawkish aus. Zwar bleibt als Risiko eine resistente Covid-19-Variante bestehen, doch scheint zumindest Omikron weniger gefährlich zu sein. Die Güterengpässe werden zwar nicht so schnell zu beheben sein, aber sicherlich im Jahresablauf sukzessive abgebaut. Die Hoffnung ist, dass dies auch langsam die Inflation wieder dämpft, bevor letztere die Konjunktur wieder abwürgen könnte. Damit ist der Weg für einen Wirtschaftsaufschwung und Zinsanhebungen der Fed in 2022 geebnet.
Fazit: Die US-Arbeitsmarktdaten fielen recht stark aus: Zwar enttäuschte der Stellenaufbau mit 199.000 etwas, dafür überzeugte aber der nochmalige Rückgang der Arbeitslosenquote auf 3,9%. Der von der Fed angestrebte weitere „substantielle Jobaufbau“ ist zwar nicht ganz so wie erwartet eingetreten – was vor allem auch an einem Mangel an passenden Arbeitskräften liegt – aber die Arbeitslosenquote bereits wieder auf dem Vorcoronaniveau und die hohen Stundenlöhne erfordern dennoch zwingend eine geldpolitische Neuausrichtung. Das beschleunigte Tapering wird nachträglich ohnehin gerechtfertigt. Obwohl als Konjunkturrisiken impfresistente Covid-19-Varianten, Inflation und Engpässe bei Gütern und Arbeitskräften aufzuführen sind, scheinen die zunehmend hawkisheren US-Notenbanker wohl spätestens im II. Quartal 2022 den Leitzins erstmals seit langem wieder anheben zu wollen.