DAX: Circa 16.000 Punkte – kein schlechtes Jahr für den deutschen Aktienmarkt! - Nord LB
Nachdem der DAX vor dem Fest unter gewissen Druck geraten war und zwischenzeitlich sogar ein Test der psychologisch wichtigen Marke von 15.000 Punkten drohte, haben die Investoren vor allem nach den Weihnachtsfeiertagen wieder mehr Zuversicht gezeigt. Es kam in der Tat regelrecht zu einer kleinen Rally, was beim Leitindex aus Frankfurt eine Bewegung in Richtung von 16.000 Zählern ausgelöst hat. Diese Entwicklung kann als versöhnlicher Ausklang eines in der Summe nicht unerfreulichen Jahres für den deutschen Aktienmarkt bezeichnet werden. Viele Anleger haben ihre Handelsbücher allerdings bereits geschlossen. Die Umsätze am Markt sind entsprechend gering. Folglich sollte die ökonomische Relevanz der aktuellen Bewegungen bei DAX und Co. sicherlich auch nicht überinterpretiert werden.
Fundamental betrachtet sind die globalen Aktienmärkte mittlerweile zweifellos nicht mehr günstig bewertet. Beispielsweise notiert das KGV des US-Leitindexes S&P 500 auf Basis der Konsensgewinnschätzung für das Jahr 2022 bei knapp über 21. Ein wichtiger Grund für die Kursentwicklung in der jüngeren Vergangenheit waren die extrem niedrigen Zinsen. In vielen Währungsräumen droht nun aber eine Neuausrichtung der Geldpolitik. Vor allem die US-Notenbank muss in diesem Kontext von den Anlegern genau im Auge behalten werden. Die Fed dürfte ihre Wertpapierkäufe im Jahr 2022 in der Tat noch zügiger herunterfahren, als ursprünglich avisiert worden war. Danach werden dann die Leitzinsen in den Vereinigten Staaten steigen müssen. Die Lage an der makroökonomischen Preisfront im Land der unbegrenzten Möglichkeiten lässt kaum einen Spielraum für ein weiteres Zögern zu. Die Notenbank in Washington ist um ihre Glaubwürdigkeit besorgt und muss insbesondere das Aufkeimen nachhaltig höherer Inflationserwartungen bei den Konsumenten verhindern. Zudem kann die neue Omikron-Variante wieder zu einer Verschärfung der Coronavirus-Krise führen, was die Weltwirtschaft – und damit auch die globalen Aktienmärkte – zum Start des Jahres 2022 noch belasten mag. Auch geopolitische Risiken könnten im neuen Jahr wieder stärker in den Fokus der Finanzmärkte rücken. Neben der Lage in der Ukraine muss in diesem Kontext wohl auch auf das Südchinesische Meer geblickt werden. Insofern drohen beim DAX im I. Quartal 2022 durchaus Turbulenzen. Unserer Auffassung nach könnte die Marke von 15.000 Punkten in diesem Umfeld durchaus zeitweise unterboten werden.
Die Aussichten sind mittelfristig aber gar nicht so unfreundlich. Die Inflationsentwicklung dürfte sich in vielen Ländern wieder normalisieren. Daher mag sich die eine oder andere Notenbank perspektivisch sogar unter weniger Handlungsdruck sehen, als manche Marktteilnehmer momentan noch zu befürchten scheinen. Zudem werden auch die Lieferkettenprobleme perspektivisch abklingen. Mit Blick auf die Wallstreet ist festzuhalten, dass sich der Aufschwung der US-Wirtschaft fortsetzen dürfte. Der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten sollte sich weiter erholen, was allerdings weniger an der Arbeitslosenquote ablesebar sein wird, sondern stärker die Zahlen zu den neugeschaffenen Stellen anziehen lassen dürfte. In der Summe sehen wir den DAX in 12 Monaten immerhin im Bereich von 17.000 Punkten.
Fazit: Zum Abschluss des Jahres 2021 ist beim DAX die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten zumindest wieder ins Blickfeld gerückt. Die kleine Rally nach den Festtagen hat zu einem versöhnlichen Ende eines für die Anleger am Aktienmarkt in der Summe nicht unerfreulichen Jahres geführt. Die Dividendenpapiere sind nun aber nicht mehr günstig bewertet. Unserer Auffassung nach drohen daher zunächst Turbulenzen, perspektivisch kann allerdings schon auf neue DAX-Rekorde gehofft werden!