Türkische Notenbank reduziert den Leitzins erneut - von 15 % auf 14 % - VP Bank
Der Wahnsinn nimmt kein Ende. Die türkische Lira ist im freien Fall und die Notenbank denkt nicht einmal daran, von ihrem Kurs abzuweichen. Damit spitzt sich die Situation in der Türkei weiter zu.
Mit der Währungsschwäche wird Inflation importiert. Schon jetzt ächzen die Bürger des Landes unter immer teurer werdenden Lebensmitteln. Das schürt politischen Unmut. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sieht sich jetzt schon Protesten ausgesetzt.
Auch die Ratingagenturen melden sich nun zu Wort. So hat S&P jüngst den Ausblick für die Türkei auf "negativ" herabgestuft. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit ehe die anderen Ratingagenturen ihre Bonitätseinschätzung ändern werden.
Zwar versucht die türkische Zentralbank die Lira mittels Devisenmarktinterventionen zu stabilisieren. Doch das Manöver zeigt bislang keinen Erfolg. Nur Zinserhöhungen könnten einen nachhaltigen Trendwechsel einleiten. Damit ist aber vorerst nicht zu rechnen. Zumindest signalisiert die Notenbank in ihrem Pressetext zur Zinssenkung verklausuliert, dass nun vorerst keine weitere Reduktionen des Leitzinses ansteht..
Das Damoklesschwert über dem Land bleibt ein mittelfristiger Zahlungsausfall. Allerdings haben die Fremdwährungsreserven seit Mai um rund 60 % zugenommen. Dazu dürfte unter anderem ein Swapabkommen mit der chinesischen Notenbank beigetragen haben.
Gerade weil die Devisenreserven gestiegen sind, dürften sich die Notenbank und der Staatspräsident verhältnismässig sicher fühlen. Kommt es aber zu weiteren Bonitätsverschlechterungen könnten ausländische Banken ihre Dollar-Ausleihungen an die Türkei reduzieren oder gar ganz einstellen. In diesem Falle würde die Zahlungsfähigkeit auf die Probe gestellt.
Autor: Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank