Corona-Variante Omikron: Nachlassende Sorgen - Börse München
Kräftig erholt: Die deutschen Aktienmärkte haben in der vergangenen Woche deutlich zugelegt. Zurückzuführen war dies auf erhebliche Kurszuwächse an den beiden ersten Handelstagen der Woche. Nachlassende Sorgen in Bezug auf die Corona-Variante Omikron sowie solide Konjunkturdaten animierten die Anleger an diesen, nach den Verlusten der vorangegangenen Woche wieder zuzugreifen. Im weiteren Wochenverlauf ließ die Begeisterung allerdings nach, der Handel wurde spürbar ruhiger. Einige Investoren realisierten Gewinn, zudem dämpften Bedenken in Bezug auf die Inflationsentwicklung und den chinesischen Immobilienmarkt die Stimmung.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) legte im Wochenvergleich dennoch um 3,0 Prozent auf 15.623,31 Punkte zu. Der MDax verbesserte sich um 2,0 Prozent auf 34.397,14 Zähler. Der TecDax kam um 2,0 Prozent voran auf 3.832,87 Punkte. Der m:access All-Share allerdings sank gegen den Trend um 1,3 Prozent auf 2.680,56 Zähler.
Deutlich stärker als der Dax konnte der Kurs der Porsche Holding zulegen, nämlich um 11,1 Prozent auf Wochensicht. Die Gesellschaft, die die Mehrheit der Stammaktien am Volkswagen-Konzern hält, profitierte unter anderem von Spekulationen, VW könnte die Sportwagentochter Porsche, die nicht mit der Porsche Holding verwechselt werden darf, an die Börse bringen. Die Titel von Volkswagen selbst legten auf Wochensicht um 10,4 Prozent zu. Der Kursrutsch um 12,7 Prozent bei Daimler war eher rechnerisch und auf den Börsengang der abgespalteten Lkw-Tochter Daimler Truck zurückzuführen. Die Daimler-Aktionäre hatten für je zwei Daimler-Aktien eine Daimler-Truck-Aktie erhalten.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche merklich nachgegeben. Der gestiegene Optimismus der Anleger in Bezug auf die Konjunkturentwicklung, der durch einige Wirtschaftsdaten befeuert wurde, sowie ein Nachlassen der Bedenken in Bezug auf die Omikron-Variante ließen die als sicher geltenden Bundespapiere weniger attraktiv erscheinen. In der Folge zog die Rendite der marktbestimmenden zehnjährigen Bundesanleihe im Wochenvergleich von -0,39 auf -0,35 Prozent an. Die Umlaufrendite rückte von -0,46 auf -0,42 Prozent vor.
Die US-Börsen haben in der vergangenen Woche noch deutlicher zugelegt als ihre hiesigen Pendants. Auch hier gaben zeitweilig nachlasssende Omikron-Ängste Auftrieb. Zudem fielen Inflationszahlen zwar so hoch aus wie seit 1982 nicht mehr, einige Marktteilnehmer hatten aber offenbar eine noch höhere Teuerung befürchtet. Der Dow-Jones-Index gewann im Wochenvergleich 4,0 Prozent auf 35.970,99 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index stieg um 3,8 Prozent auf 4.712,78 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index kletterte um 3,9 Prozent auf 16.331,98 Punkte.
Ausblick
In der aktuellen, letzten vollen Handelswoche des Jahres dürfte die Geldpolitik das dominierende Thema an den deutschen Aktienbörsen sein. Vier große Notenbanken – die US-Notenbank Fed, die Europäischen Zentralbank, die Bank of England sowie die Bank of Japan – geben die Ergebnisse ihrer jeweiligen Ratssitzung bekannt. Die größte Aufmerksamkeit dürfte dabei natürlich die Fed erhalten. Angesichts der aktuell sehr hohen Inflationsraten bei gleichzeitig stabilen Konjunkturdaten gilt es als sicher, dass die Fed ihre Geldpolitik rascher strafft als noch vor Kurzem angenommen. Mit Spannung wird aber erwartet, was die US-Notenbanker konkret ankündigen werden. Bei den Ratssitzungen in Europa und Japan rechnen Beobachter kaum mit Überraschungen, hinsichtlich der Bank of England gehen die Meinungen auseinander. Hier hatten einige Marktteilnehmer bereits bei der vergangenen Sitzung auf eine geldpolitische Straffung spekuliert.
Die genannten vier Termine dürften zwar die anstehenden Konjunkturdaten überstrahlen, doch auch von dieser Seite gibt es eine ganze Reihe potenziell marktbewegender Nachrichten. So kommen aus Deutschland und der Eurozone beispielsweise Einkaufsmanagerindizes und das Ifo-Geschäftsklima, aus den USA stehen unter anderem die Einzelhandelsumsätze, Zahlen zum Immobilienmarkt und der Herstellungsindex der Philadelphia Fed auf der Agenda. Auch aus China und Japan kommen wichtige Wirtschaftsindikatoren.
Neben diesen Faktoren könnten allerdings auch „alte Bekannte“ wie die Entwicklungen in der Corona-Pandemie oder die Lage des chinesischen Immobilienriesen Evergrande erneut eine Rolle spielen, auch wenn diese zuletzt zeitweise in den Hintergrund getreten waren.
Am Freitag könnte es zudem zu durch die Nachrichtenlage nicht zu erklärende Kursänderungen kommen: Am sogenannten „Hexensabbat“, dem großen Verfalltag an den Derivatebörsen, versuchen Akteure immer wieder, Kurse in die von ihnen gewünschte Richtung zu bewegen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 13.12.: Großhandelspreise in Deutschland; Tankan Herstellungsindex (Japan)
Dienstag, 14.12.: Industrieproduktion in der Eurozone; Erzeugerpreise in den USA
Mittwoch, 15.12.: Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank; Einzelhandelsumsätze in den USA; New York Empire State Index (USA); Import- und Exportpreise in den USA; Einzelhandelsumsätze in China
Donnerstag, 16.1.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und die Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank; Handelsbilanz der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England; Baubeginne und -genehmigungen in den USA; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA); Markit PMI Gesamtindex (USA); Industrieproduktion in den USA
Freitag, 17.01.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Erzeugerpreise in Deutschland; Verbraucherpreise in der Eurozone; Großer Verfalltermin an den Terminmärkten; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Japan
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG