Deutschland: Massiver Einbruch der Nachfrage aus Übersee - VP Bank
Die deutschen Auftragseingänge für das verarbeitende Gewerbe gehen im Oktober um 6.9 % zurück. Der Auftragsrückgang wirkt brutal. Das Infektionsgeschehen in Asien macht sich nun bemerkbar. Auch wenn der Rückgang zum Grossteil auf das Konto der volatilen Grossaufträge geht, auch ohne diese verbleibt noch ein Minus. Das aktuelle Zahlenwerk mahnt zur Vorsicht: Von nun an wird es beim monatlichen Auftragseingang wieder volatiler zugehen. Die Industrie hatte seit Mai 2020 einen nahezu ungebremsten Lauf.
Die Corona-Nachholeffekte scheinen nun abzuebben. Und darüber hinaus gilt: Die Auftragseingänge aus dem Ausland ausserhalb der Eurozone gehen um gewaltige 18.1 % zurück. Dahinter dürfte sich vor allem China verbergen. Neuerliche Lockdowns in Asien bremsen hierzulande die Industrie aus. Die gegenwärtige Viruswelle ist damit eine neuerliche Belastung für die Weltwirtschaft. Der Umgang mit den hohen Infektionszahlen ist verglichen mit den vorangegangenen Wellen ein anderer. Grossflächige Lockdowns bleiben aus, daher fliessen aber auch keine üppigen staatlichen Hilfsgelder. Die Industrie ist also der derzeitigen Viruswelle finanziell ungeschützter ausgesetzt.
Um einmal über den aktuellen Tellerrand hinauszublicken: Der Koalitionsvertrag der Ampelparteien bietet für die deutsche Industrie ein grosse Chance. Die Dekarbonisierung der Wirtschaft erfordert hohe Investitionsleistungen in neue Technologien. Davon kann und wird die deutsche Industrie profitieren. Auch andere Länder werden dem deutschen Weg folgen müssen. Die damit verbundenen Ausgaben in die Infrastruktur und neue Techniken versprechen längerfristig gutgefüllte Auftragsbücher. Es wird zukünftig vor allem das Problem bestehen, das nötige Personal zu bekommen. Der demografische Wandel ist bereits jetzt schon eine Herausforderung, er wird aber mit jedem Jahr an Schärfe gewinnen. Kurzum: Es braucht einem um die deutsche Industrie auch längerfristig nicht Bange zu sein. An Aufträgen wird es wohl nicht fehlen, auch wenn die Neubestellungen kurzfristig wieder mehr von Aufs und Abs geprägt sein dürften.
Autor: Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank