Gute Nachrichten für EU-Banken: Geringe Kapitalanforderungen nach Vorschlag der EU-Kommission - Commerzbank
Es gibt sie noch, die guten Nachrichten im Rahmen der zu finalisierenden Basel III-Reform (wegen vieler grundlegender Änderungen häufig auch als Basel IV bezeichnet). Die EU-Kommission hat unlängst ihre Vorschläge dazu veröffentlicht. Demnach steigt der Kapitalbedarf der EU-Banken bis zur voll umfänglichen Geltung um 6,4% bis 8,4% – bezogen auf die Mindestanforderungen. Eine zuvor vorliegende Studie der Europäischen Bankenaufsicht EBA zeigte noch eine Belastung, die etwa doppelt so hoch war (13,1% bis 18,5%). Die Änderungen sollen zudem graduell und später als bisher erwartet (ab 2025 beginnend) umgesetzt werden – bis zur vollumfänglichen Implementierung 2029/2030. Damit haben Banken Zeit, ihre Geschäftspolitik auf die neuen Rahmenbedingungen einzustellen. Ein zentraler Punkt der zuvor vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht als Grundlage ausgearbeiteten Regelungen ist die Einführung eines sogenannten Output-Floors. Den Regulatoren war das „Kleinrechnen“ von Eigenkapitalanforderungen durch die Nutzung interner Modelle der Banken ein Dorn im Auge. Künftig sollen die Eigenkapitalanforderungen nach internen Modellen mindestens 72,5% des Standardansatzes ausmachen. Mithin kann die Eigenmittelanforderung damit um maximal 27,5% gesenkt werden. Kritik gibt es unverändert an der Berechnung und Erfassung von Krediten an Unternehmen ohne externes Bonitätsrating, wovon z.B. in Deutschland in hohem Maße der gewerbliche Mittelstand betroffen ist. Hier soll es Erleichterungen wie auch bei hochwertigen Hypothekenkrediten geben. Weiterhin sollen Banken Nachhaltigkeitsrisiken (ESG) in ihre Risikomanagementsysteme verankern. Dies wird auch im Rahmen der jährlichen Stresstests durch die Aufsicht geprüft. Fazit: Endlich gibt es Klarheit. Die niedriger als erwartet ausgefallenen Kapitalanforderungen sind – soweit dies so verabschiedet wird – eine gute Nachricht für Rentabilität und Ausschüttung der Banken. Auch steigt die Vergleichbarkeit von risikobasierten Eigenkapitalquoten der Institute. Dies dürfte die Attraktivität des Sektors erhöhen.
Anleihen
China: Caixin-Index, Dienstleistungen (Nov), 2:45 Uhr
Frankreich: Industrieproduktion (Okt), 8:45 Uhr
Euroraum: Einkaufsm. Dienstleist. (Nov), 10:00 Uhr
USA: Arbeitsmarktbericht (Nov), 14:30 Uhr
USA: ISM-Index, Dienstleistungen (Nov), 16:00 Uhr
USA: Auftragseingänge (Okt), 16:00 Uhr
Die neue Virusvariante, Omikron, hat auch die USA erreicht. Die Sorge vor einer weltweiten Verbreitung hat zu einer Flucht in sichere Häfen geführt. Davon profitierten am Mittwoch auch die Kurse von US-Staatsanleihen. Die Rendite 10-jähriger US-Papiere fiel auf knapp 1,41% und erholte sich gestern leicht auf 1,43%. Die Rendite von Bundesanleihen mit gleicher Laufzeit liegt aktuell bei -0,38% – nur leicht verändert ggü. Mittwoch. Im Euroraum ist die Arbeitslosenquote im Oktober um ein Zehntel von 7,4% auf 7,3% zurückgefallen. 64.000 zusätzliche Stellen wurden geschaffen. Ohne die aktuellen Probleme – vierte Pandemiewelle, mangelnde Vorprodukte etc. – wäre die Arbeitsmarktentwicklung wohl positiver ausgefallen. Gemessen an der Arbeitslosenquote hat sich der Arbeitsmarkt weitgehend wieder erholt. Zu bedenken ist aber, dass vielerorts Kurzarbeit noch weit verbreitet ist. Überraschend kräftig sind im Oktober im Euroraum die Produzentenpreise angestiegen. Die von Bloomberg befragten Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Anstieg um 3,8% gerechnet, tatsächlich lag der Anstieg aber bei 5,4% – im Vergleich zum Vormonat. Das impliziert eine Veränderung zum Vorjahr von 21,9%. In Deutschland haben sich Bund und Länder auf eine einheitliche Verschärfung der Corona-Regeln geeinigt. Nach Modellrechnungen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC könnte die Omikron-Variante das Infektionsgeschehen in der EU dominieren. Bei dieser Variante wurde jedoch meist ein schwächerer Krankheitsverlauf beobachtet.
Aktien
Allianz, Kapitalmarkttag und Strategie-Update
Aurubis, detaillierte Jahreszahlen
Das Auf und Ab an den europäischen Aktienbörsen setzt sich weiter fort. Nach den deutlichen Kursgewinnen vom Mittwoch erfolgte gestern erneut eine Gegenbewegung, die sich angesichts der Kehrtwende im US-Handel vom Vorabend bereits angedeutet hatte. Der erste Omikron-Fall in den USA sorgte wieder für steigende Pandemie-Ängste, die im Duett mit Aussagen des Fed-Präsidenten, die auf eine restriktivere Vorgehensweise der US-Notenbank hinweisen, das Sentiment kippten. In diesem Umfeld gaben die europäischen Leitindizes einen großen Teil der Vortagsgewinne wieder ab. Im Dax 40 gab es, angeführt von den Aktien der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia (+1,6%); nur wenige Titel, die leichte Kursgewinne verbuchen konnten. Ganz am Ende der Performanceliste standen die Anteilscheine von Infineon (-4,6%) sowie der eigentlichen Pandemie-Profiteure Zalando (-5,0%) und Delivery Hero (-7,6%). Ein Bericht über eine angeblich nachgebende Nachfrage für das neue iPhone belastete insbesondere Halbleiterunternehmen sowie die Apple-Zulieferer. Im EuroStoxx stand somit vor allem der IT-Sektor (-4,4%) unter Druck. Der Stimmungswechsel erfasste die meisten Branchen im Euroraum. Lediglich die Sektoren Grundstoffe (+0,5%) und Nahrungsmittel (+0,4%) konnten sich etwas gegen den negativen Trend stemmen. Im Gegensatz zum europäischen Handel starteten die US-Börsen einen erneuten Erholungsversuch. Insbesondere der Leitindex Dow Jones Industrial, der wesentlich von den Kursgewinnen der Boeing-Aktie (+7,5%) profitierte, konnte deutlicher zulegen. Der Flugzeugproduzent scheint bei der Wiederzulassung des Krisenjets 737 Max in China Fortschritte zu machen. Auf Branchenebene gab es nur Gewinner. Am positivsten setzten sich Industrie und Finanzen (jeweils +2,9%) in Szene. Die asiatischen Börsen zeigen sich heute Morgen überwiegend leicht erholt.