Rosa Welle - Börse München
In Deutschland explodieren die Corona-Zahlen: „Deutschland soll boostern – aber fast ohne Impfzentren“ heißt es in Die Welt dazu und noch seltsamer im Artikel direkt daneben: „Merkel sieht die Notlage, Scholz schafft sie ab“. Ob sich das Virus auch daranhält? Jedenfalls schließen die Christkindelsmärkte, bevor sie überhaupt geöffnet haben: „Bars zu – keine Weihnachtsmärkte“ so die Augsburger Allgemeine Zeitung. Die Stadt München überlegt, die bereits gekaufte Ware an Bedürftige zu verteilen, gibt es also bald Freiglühwein statt Freibier? Unbeeindruckt davon erreicht der DAX immer neue Höchststände, wenn auch in Trippelschritten. „Dax markiert erneut Rekordhoch“ so die Börsen-Zeitung – 0,3 Prozent hatte er am Montag zugelegt. Zum Wochenende hält er jetzt aber wohl die Luft an.
Traum
Weichmacher sind beliebt, aber umweltschädlich. Deshalb stellt Börse Online besser „Die neuen Reichmacher“ auf den Titel, denn sie „profitieren vom Materialmangel“. Eher das Gegenteil von Mangel nimmt sich Focus Money vor: „Der Traum vom ewigen Leben“ heißt es da, „und die Hoffnung auf gigantische Gewinne“ werden damit erzeugt. Ein ewiges Leben mit gigantischen Verlusten ist wahrscheinlich weniger verheißungsvoll. Das Euro Magazin für Dezember lockt mit: „So investiert Ihr Nachbar“ und will damit einen „exklusiven Einblick“ gewähren. Aber wohin? Ein Mann im hellen Anzug versucht, über einen Bretterzaun zu blicken, was auch immer er auf der anderen Seite sehen mag. Wir waren kurz irritiert, weil ebenfalls groß auf dem Titel der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis prangt und wir dachten, es geht um seine Investitionen. Er plädiert aber für „Gebt mehr Geld aus!“, wobei der Nachsatz „als ihr habt“ fehlt. Euro am Sonntag empfiehlt die „8 Aktien für die Jahresendrally“ – da leistet die Formel 1 mehr Auswahl.
Telekom
Sie wird gerne zur Begründung für den Börsenfrust der Deutschen herangezogen: Die Telekom-Aktie. Am Donnerstag feierte sie ihr 25jähriges Jubiläum. „Rosarote Enttäuschung“ hieß es in der Süddeutschen Zeitung dazu. Auf über 100 Euro kletterte der Kurs anfänglich, heute liegt er bei knapp 17 Euro, 2012 rutschte er sogar unter 8 Euro. Immerhin, eine „zweite Chance für Magenta“ will Euro am Sonntag/Börse Online der Aktie einräumen, gibt aber zu, „viele Anleger haben ihren Kater nach dem Volksaktienrausch noch nicht überwunden“. Fast zehn Millionen Deutschen hatten eine der drei Emissionen der Aktie zum Kauf genutzt. „Warum sich die T-Aktie jetzt lohnen könnte“ fragt das Handelsblatt und blickt hoffnungsvoll in die Zukunft, während Die Welt „Drei Lehren aus der T-Tragödie“ zieht. Eine lautet zum Beispiel: Nicht alle Eier in einen Korb legen, selbst wenn sie rosa sind und von einem beliebten Schauspieler beworben werden.
Turbo
„Einkommens-Turbo“ ist ein Artikel in der Abendzeitung überschrieben, der sich weder mit Turbo-Zertifikaten befasst noch mit der Jahresendrally, sondern schlicht auf ETFs abzielt. Denn, wer „sein Geld in einen ETF investiert, der kann jeden Monat mit einem netten Zusatzverdienst rechnen“, so weiter im Text. Es geht dabei insbesondere um ausschüttende ETFs, die also ihre Dividenden auszahlen und nicht wieder reinvestieren. Schade, denn die thesaurierenden ETFs lassen so etwas wie einen Zinseszinseffekt – auf dem Sparbuch eher ein theoretisches Konstrukt – wahr werden.
Teddy
Vergangene Woche berichteten wir darüber, dass es an Weihnachten unterm Baum trist aussehen könnte, weil viele Hersteller unter Materialengpässen leiden. Vielleicht gab dies den Anlass für Börse Online, über „Die Mutter aller Teddys“ zu berichten, Margarete Steiff. Wir lernen, es war ihr Lieblingsneffe Richard Steiff, der den legendären Teddybären mit beweglichen Armen erfand, den Erfolgsschlager des Unternehmens, vor allem in den USA, nicht zuletzt aufgrund von Theodore „Teddy“ Roosevelt. Nachdem in Teddybären keine Chips verbaut werden, dürfte an ihnen auch dieses Jahr kein Mangel herrschen.
Trend
Es sind gar nicht nur die jungen Nerds, die vorzugsweise in Kryptos investieren, sondern längst Superreiche und institutionelle Investoren. „Reiche setzen auf Bitcoin“ schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Dreistellige Millionenbeträge investierten Unternehmen und sogar eine Versicherung in Kryptowährungen. Und fast ein Drittel der Family Offices der Superreichen wollen ihre Positionen in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Allerdings, bisher beträgt der Anteil am Gesamtvolumen nur 1 Prozent – da die Offices im Durchschnitt mehr als 1,1 Milliarden Dollar verwalten, ist das jedoch nicht zu verachten.
Autor der Presseschau: Ulrich Kirstein, Bayerische Börse AG
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Deutsche Telekom.