BioNTech Aktie: Irrt die Börse?
Schlechte Zahlen von Moderna, deren Aktienkurs abstürzte, brachten gestern auch die BioNTech Aktie an der NASDAQ zwischenzeitlich stark unter Druck. Das Minus von 7,27 Prozent auf 273,94 Dollar auf Schlusskursbasis zeigt nicht das ganze „Desaster”, was zwischenzeitlich an der NASDAQ zu sehen war. Für BioNTech wurde ein Tagestief bei 263,63 Dollar notiert, sodass eine deutliche Inraday-Erholung den Kursverlust etwas erträglicher ausfallen ließ.
Dass Moderna die Prognose für 2021 aufgrund niedrigerer erwarteter Umsätze mit ihrem COVID-19 Impfstoff senken musste, ließ Befürchtungen hoch kochen, dass BioNTech am 9. November mit den Zahlen zum dritten Quartal ebenfalls enttäuschen könnte. Doch könnte die Börse hier irren. Ein Blick auf die Zahlen des BioNTech-Partners Pfizer, die in dieser Woche bereits vorgelegt wurden, zeigt: Der US-Pharmariese hat gegenüber dem Halbjahresbericht seine Umsatzprognose für den gemeinsam mit BioNTech entwickelten und vertriebenen COVID-19 Impfstoff Comirnaty von 33,1 Milliarden Dollar auf 36 Milliarden Dollar und die Zahl der Impfstoff-Dosen von 2,1 Milliarden auf 2,3 Milliarden angehoben - im Gegensatz zu Moderna, die den Umsatz im Mittel der neuen Prognose um 3,5 Milliarden Dollar gekappt hat.
BioNTechs Zahlen korrelieren in hohem Maße mit der Entwicklung von Pfizers Umsätzen mit Comirnaty. Die Mainzer sind an der erzielten Rohmarge für den Impfstoff beteiligt, profitieren damit ebenfalls von steigenden und besser als erwartet ausfallenden Erlösen. Der Blick auf die Halbjahreszahlen von BioNTech zeigt, dass mehr als 5,8 Milliarden Euro der insgesamt 7,3 Milliarden Euro Comirnaty-Umsätze aus der Vertriebskooperation mit Pfizer stammen - und diese hat die Vertriebs- und Umsatzprognose für 2021 seitdem erhöht.
Der 9. November könnte also spannend werden und zeigen, ob die Börse sich gestern in der kleinen Verkaufspanik rund um die Moderna-Zahlen bei BioNTech geirrt hat. Angesichts der angehobenen Pronose bei Pfizer sind positive Überraschungen bei BioNTech möglich.
Whistleblowerin: Unsaubere Arbeit bei Comirnaty-Zulassungsstudie?
Zudem belastete ein weiterer Bericht den Aktienkurs der Mainzer: Einem Bericht im BMJ zufolge mit Berufung auf eine Whistleblowerin soll es im Zuge der klinischen Studien für Comirnaty bei dem beauftragten Subunternehmen Ventavia zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Bei dem Studienzentren-Betreiber solle gegen die Doppelverblindung der Studie verstoßen worden sein. Zudem berichtete die Whistleblowerin über weitere Verstöße gegen Qualitätsstandards, unter anderem bei der Impfstofflagerung.
Allerdings sehen Experten darin keine Gefahr für Comirnaty. Zum einen habe sich der Impfstoff in anderen Studien und nicht zuletzt im Praxiseinsatz bewährt. Und selbst die geäußerten Vorwürfe schränken die Aussagekraft der Zulassungsstudie für Comirnaty nicht ein, zitiert unter anderem die Tagesschau Oliver Cornely, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Klinische Studien Köln. Auch die Zahlen sprechen dafür: Von den unsauberen Arbeiten bei dem Subunternehmen in den USA waren lediglich ein kleiner Bruchteil der 44.000 Probanden betroffen, die an der klinischen Studie teilgenommen haben.
BioNTech hat angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: BioNTech.