Security Token Offerings: Finanzierungsinstrument der Zukunft und DeFi - Auto1 FT

Konzerne können sich frisches Kapitel über klassische Finanzierungsinstrumente wie die Emission von Wertpapieren, Kapitalerhöhungen oder Anleihen relativ einfach beschaffen. Anders stellt sich die Situation bei Startups und kleinen und mittleren Unternehmen dar. Doch diese Zielgruppe benötigt genauso regelmäßig Geld, um Innovationen zu beschleunigen, Zukunftsinvestitionen zu tätigen und weiter zu wachsen. Eine Lösung können Security Token Offerings (STOs) darstellen, die auf Blockchain-Technologie basieren.
Klassische Aktienemissionen zu teuer für Startups und KMU
STOs sind wertpapierähnliche Token, auf Basis einer Kryptowährung, die dem Besitzer je nach Ausgestaltung Dividendenzahlungen, andere Ausschüttungen oder gar eine Beteiligung versprechen. Der Erwerber besitzt damit einen fest definierten Wert. Die standardisierten Eigenschaften eines Wertpapiers – Handelbarkeit, Übertragbarkeit und bestimmte Anrechte – kommen auch bei STOs zur Anwendung. Finanziell gesehen, sind Security Token Offerings (STOs) daher nichts Neues: Es wird ein Vermögenswert, beispielsweise Eigenkapital, in kleinere Einheiten unterteilt, und dann an Investoren verkauft. Bei Wertpapieremissionen nutzen Unternehmen diese Form der Finanzierung bereits seit über 100 Jahren. Der wesentliche Unterschied zwischen Aktien und Security Token liegt in der Technologie. Denn STOs werden digital ausgegeben. Dies senkt die Emissionskosten erheblich, schließlich schlagen Investmentbanken und andere Dienstleister bei einem Börsengang oder einer Kapitalerhöhung ordentlich zu: Allein die Vorbereitungskosten einer traditionellen Aktienausgabe übersteigen regelmäßig den Betrag von einer Million US-Dollar, so die Unternehmensberatung PwC in einer Studie. Hinzu kommen laufende Kosten, die sich zwischen einer bis 1,9 Millionen US-Dollar bewegen. Dies können sich Start-ups und viele Mittelständler schlicht nicht leisten – zumindest nicht in ihrer Anfangsphase.
STOs als kostengünstige Alternative
Security Token Offerings sind da deutlich kostengünstiger. Der größte Kostenblock – die Beauftragung einer Investmentbank – entfällt völlig. Außerdem sind die Gebühren digitaler Börsen weitaus geringer als die der klassischen Handelsplätze. Doch die Blockchain-Technologie hat noch weitere Vorzüge. Sie erlaubt einen sehr schnellen, sicheren und günstigen Transfer der digitalen Wertpapiere an Investoren. Auch die Verwahrung der Assets gestaltet sich dank der manipulationssicheren Blockchain sehr risikoarm. Ebenso kann die fortlaufende Verwaltung mithilfe von Smart Contracts automatisiert werden, was die Kosten beim Emittenten zusätzlich senkt.
Erste Security Token Offerings in Deutschland bereits erfolgreich
In Deutschland wurden die ersten, von der Bafin genehmigten STOs bereits umgesetzt. Zum Erfolg der Token-Emissionen haben mehrere Faktoren beigetragen: Die Einbeziehung einer regulierten und somit rechtssicheren Plattform, die das Projekt technologisch begleitet und Emittenten mit Investoren zusammenbringt. Ebenso wird eine leistungsfähige Wertpapierhandelsbank benötigt, die Erfahrung in der Blockchain-Finanzierung besitzt und den Vertrieb übernimmt. Weiterhin empfiehlt sich die kapitalmarktaufsichtsrechtliche Begleitung durch eine spezialisierte Kanzlei.
Deutlich sicherer als ICOs
Im Vergleich zu den weitestgehend unregulierten – und daher auch umstrittenen – Initial Coin Offerings (ICOs) bieten STOs eine wesentlich höhere Sicherheit für Investoren. Beim Kauf eines Utility Tokens erwirbt man keine Rechte am Produkt oder Anteile an der Firma. Dort ist deshalb in hohem Maße Vertrauen im Spiel – das bei diversen Skandalen bereits verspielt wurde. Anders bei STOs: Hier muss der Emittent einen Wertpapierprospekt bei der Bafin einreichen, in dem er seine Anlage inklusive sämtlicher Risiken detailliert erklärt. Durch diese Qualitätskontrolle werden unseriöse Angebote von Beginn an herausgefiltert. Eine rechtliche Basis für tokenbasierte Anleihen existiert in Deutschland mittlerweile ebenfalls. So hat der Bundestag im Mai 2021 das Gesetz zur Einführung elektronischer Wertpapiere (eWpG) verabschiedet. Es besagt, dass Wertpapiere nun auch in einem „elektronischen Register“ wie der Blockchain hinterlegt werden dürfen. Das Gesetz soll die Digitalisierung des deutschen Finanzplatzes vorantreiben und ist ein Meilenstein für die Umsetzung der Blockchain-Strategie, die die Bundesregierung 2019 formuliert hat.
Ausweitung der digitalisierten Unternehmensfinanzierung zu erwarten
Technologisch ist die Blockchain-Finanzierung bereits heute ausgereift. Und spätestens seit der Verabschiedung des eWpG stehen entsprechende Projekte nun auch rechtlich auf einem sicheren Fundament. Nutzten bislang vorrangig Startups die Vorteile von STOs, könnte sich das Bild aufgrund dieser Entwicklung schon bald wandeln. Es ist davon auszugehen, dass sich eine wachsende Zahl etablierter Player aus dem Mittelstand mit konservativen Geschäftsmodellen für das neue Finanzierungsinstrument entscheidet. Und je mehr Unternehmen dieser Art bereit sind, ihre Anteile zu tokenisieren, desto eher könnten STOs zum vertrauenswürdigen Standard an den Finanzmärkten werden – so wie Aktien und Anleihen.
Über den Autor: Taimur André Rashid ist CEO von Auto1 FT, dem führenden Finanzpartner der Automobil-Industrie. Das 2017 in Berlin gegründete Fintech bietet digitale, schnelle und einfache Finanzierungslösungen für den Gebrauchtwagenmarkt. Das erklärte Ziel des Unternehmens ist die innovative Finanzierung und Unterstützung aller Bereiche der Mobility-Branche weltweit. Vor seiner Zeit bei Auto1 FT arbeitete Taimur in Deutschland für die Solaris Bank, im UK für die Barclays Investment Bank sowie in beiden Ländern für mehrere Fintechs sowie Standard & Poor’s.