Ist kaufen immer richtig? - Börse München
Anlegerinnen und Anleger hatten in dieser Woche mit einiger Spannung die EZB-Sitzung erwartet. Das Ergebnis war überschaubar: Die „EZB tritt Zinsspekulationen entgegen“, so die Börsen-Zeitung, das heißt, die „EZB bleibt bei ihrer lockeren Geldpolitik“, klärt die Frankfurter Allgemeine Zeitung auf. Die Welt machte es gleich inflationär: „Inflation, Inflation, Inflation – doch die EZB bleibt locker“! Der geschäftsführende Wirtschaftsminister Peter Altmaier musste abspecken, zumindest beim Wirtschaftswachstum: Statt 3,5 Prozent erwirtschaftet Deutschland 2021 nur noch 2,6 Prozent. 2022 darf dafür wieder zugelegt werden, nicht beim Ex-Wirtschaftsminister, sondern beim BIP-Wachstum! Und dann wäre da noch die „historische Schmach des FC Bayern“, so machte die Süddeutsche Zeitung nach dem 0:5 gegen Borussia Mönchengladbach auf. Gut, dass der FC Bayern nicht börsennotiert ist!
Richtig
Etwas widersprüchlich agieren unsere Finanzpublikationen in dieser Woche: „Wer jetzt kauft, macht alles richtig“, weiß Focus Money, während Börse Online der Meinung ist: „Das wird teuer“. Während Focus Money „DAX-Kursziele von 16.500 bis 18.000 Punkten“ ausruft, warnt Börse Online: „Warum der Klimaschutz die Inflation anheizt“, tröstet uns dann aber mit „welche Aktien davon profitieren“. Welche auch immer, Euro am Sonntag kennt „Die Lieblingsaktien der Deutschen“ und unterzieht sie einem Check. Immerhin, das Home-Bias fällt verhalten aus, von den zehn Aktien repräsentieren vier US-Unternehmen (und drei davon beginnen mit dem Buchstaben "A"), die anderen sechs sind bekannte DAX-Konzerne einschließlich der Deutschen Telekom!
Spinnen
Wir sind ja einiges gewohnt, Google hieß plötzlich Alphabet, die Mutter von Opel nennt sich Stellantis und Facebook heißt jetzt Meta. Denn der Konzern will Virtual Reality und Augmented Reality verbinden, und bei so viel Reality kommt schließlich Meta heraus. Avatare von uns sollen sich künftig im virtuellen Raum mit Avataren unserer Freunde und Kollegen treffen. Da hängen sie dann gemeinsam ab oder arbeiten zusammen. Für uns? Statt unser? Was tun wir und unsere echten Freunde in der wirklichen Welt? Man darf gespannt sein. Laut Wikipedia steht Meta für vieles, von der Wendemarke im römischen Zirkus über einen weiblichen Vornamen bis zur eher unbekannten ersten Frau des nicht weniger unbekannten Aigeus – Vater des immerhin ziemlich bekannten Theseus. In Zusammenhang mit Facebook gefiel uns am besten: „Gattung der Echten Webspinnen“!
Sparen
Heute ist Weltspartag, den man sich mangels Zinsen eigentlich sparen könnte. Eine Erfindung aus dem Jahr 1924, bald wird er also hundert, der Spartag. Aber auch Investments in Aktien sind schließlich eine Form des Sparens, gerne auch über Sparpläne. Vielleicht heißt der Tag ja irgendwann Weltsparplantag? 116 Milliarden Euro „entsparen“ die Sparer dieses Jahr aufgrund fehlender Zinsen und hoher Inflation, so eine aktuelle Berechnung der DZ Bank. „Sparer im Krisenmodus“ nennt das Die Zeit online. „Aktiensparen für Kinder und Enkel“ bringt es einmal mehr die Abendzeitung auf den Titel und den Punkt.
Einhorn
In klassischen Märchen oder Sagen können Einhörner fliegen. Zumindest war dies in den Kinderbüchern so, die ich meiner Tochter vorlesen musste, äh, durfte. Laut Börsen-Zeitung ist diese Eigenschaft auch für Einhörner im Wirtschaftsleben dringend geboten, denn, so die Headline: „Deutschlands Einhörner: Der Weg an die Börse führt über den großen Teich“! Schade für die hiesige Börsenkultur, aber wer wollte ihnen die Flügel stutzen?
Dino-Liebe
Man kann ja so ziemlich alles sammeln: Kunst, Bitcoin, Briefmarken, Oldtimer, Aktien. Laut Euro am Sonntag hat nun ein US-Sammler in Paris das Exemplar eines Triceratops für 6,6 Millionen Euro erworben. Er habe sich bei einem Aufenthalt in der französischen Hauptstadt in den Dinosaurier mit dem charakteristischen Nackenschild und den beiden Hörnern verliebt, hieß es. Wenn das mal seine Frau erfährt.
Autor der Presseschau: Ulrich Kirstein, Bayerische Börse AG