Innovation „Made in Europe“: Es muss nicht immer USA sein - Warburg Invest
Die USA und China, die gemessen am Bruttoinlandsprodukt größten Volkswirtschaften der Welt, liefern sich nicht nur hinsichtlich ihrer Wirtschaftsleistung ein enges Wettrennen. Auch ihr rivalisierender Führungsanspruch in innovativen Wirtschaftsbereichen wie der Technologiebranche besteht fort. Sei es im Bereich der Elektromobilität, bei digitalen Technologien oder der Biotechnologie – Europa droht in vielen Bereichen an den Rand gedrängt und auf den Zuschauerplatz in der Wettkampfarena der Innovationsführerschaft verwiesen zu werden.
Doch bei genauerem Hinsehen ist festzustellen, dass Anleger sich nicht ausschließlich an der BIP-Größe oder einzelnen Tech-Giganten orientieren sollten. Auch in Europa gibt es zur Genüge hochinnovative Unternehmen, die in ihrem Bereich führend sind und sogar weltweit an der Spitze liegen. Oftmals handelt es sich dabei um kleine oder mittelgroße Unternehmen. Das Anlagesegment der europäischen Small und Medium Caps bietet Anlegern die Möglichkeit, von der Innovationskraft Europas direkt zu profitieren.
Europa bei Innovationsrankings vorne
Europa braucht sich hinsichtlich seiner Innovationskraft nicht zu verstecken. Im Bloomberg Innovation Index, dem jährlich von Bloomberg aufgestellten Ranking der innovativsten Länder der Welt, sind in diesem Jahr in den Top 10 mehrheitlich europäische Länder vertreten – diese belegen sieben Plätze. Nach Südkorea und Singapur auf Platz 1 und 2 ist auf Platz 3 mit der Schweiz ein europäisches Land ganz weit vorne. Deutschland folgt auf Platz 4 und ist damit von seiner Spitzenposition auf Platz 1 im Vorjahr verdrängt. Die USA haben es auf Platz 10 noch knapp in die Top 10 geschafft, während China auf Platz 15 rangiert. Bloomberg bewertet für den Index u.a. die Forschungs- und Entwicklungsausgaben, die Produktionsfähigkeit von Volkswirtschaften und die Konzentration von börsennotierten High-Tech-Unternehmen.
Innovationsperlen herausfiltern
Innerhalb der Länder Europas gibt es eine vielfältige Unternehmenslandschaft mit unterschiedlich ausgeprägter Innovationskraft. Einen Spezialfall stellen dabei die Hidden Champions dar. Der vor 30 Jahren von Unternehmensberater Hermann Simon geprägte Begriff umfasst mittelständische Unternehmen, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind, aber in einer Nische Weltmarktführer sind. Dabei sind sie von makroökonomischen Entwicklungen weniger abhängig und unterliegen ihren eigenen Wachstumstreibern. Laut Simon weisen Deutschland, Österreich und die Schweiz ideale Bedingungen für die Etablierung von Hidden Champions auf, wie föderale Strukturen oder das duale System der Berufsausbildung. Intern sind Hidden Champions von einer hohen Internationalisierung und Wettbewerbsorientierung getrieben.
Ein gutes Beispiel dafür ist das Schweizer Unternehmen VAT*. VAT zählt zu den führenden Vakuumventilherstellern weltweit. Diese speziellen Ventile werden vor allem in der Halbleiterindustrie eingesetzt und bilden in puncto Reinheit und Steuerbarkeit das Rückgrat des technologisch höchst anspruchsvollen Produktionsprozesses. Die Chip-Nachfrage steigt durch den Digitalisierungstrend stetig und die Endkunden benötigen immer stärkere Prozessoren. Die damit einhergehende stetig höhere Transistorendichte bedingt eine immer kleinere Fehlertoleranz im Nanometerbereich, die nur unter Reinraumbedingungen und damit maßgeblich durch die Vakuumtechnologie von VAT gewährleistet werden kann.
Ein anderes Beispiel für einen innovativen Hidden Champion ist CellaVision* in Schweden, der weltweit führende Anbieter digitaler Lösungen für die medizinische Mikroskopie im Bereich der Hämatologie. Durch die Lösungen des Unternehmens können die Hämatologielabore auf der ganzen Welt den Prozess der Analyse von Blut und anderen Körperflüssigkeiten verbessern, automatisieren und transformieren.
Ein aktiver Asset Management-Ansatz ermöglicht es, solche innovativen Small und Mid Caps zu identifizieren. Dadurch können Anleger sogar frühzeitig an von innovativen Small und Mid Caps ausgelösten Branchentrends partizipieren.
Beim aktiven Stock Picking ist es jedoch nicht ausreichend, ausschließlich die Innovationskraft der Unternehmen im Anlageuniversum in Betracht zu ziehen. Vielmehr ist es die Aufgabe des Fondsmanagers, das ganze Bild im Blick zu haben und neben der Analyse der Fundamentaldaten (u.a. Wachstum, Bilanzqualität, Cashflow-Generierung) auch im engen Austausch mit dem Management der Unternehmen zu stehen. Unternehmen, die ein überzeugendes Geschäftsmodell, ein vorausschauendes Management sowie einen Wettbewerbsvorteil besitzen, können dies auch langfristig in steigende Umsätze und Gewinne umsetzen. Zu einer zukunftsorientierten Ausrichtung gehört außerdem auch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien.
Megatrends durchziehen alle Branchen
Bei der Suche nach innovativen Unternehmen muss der Fondsmanager sich nicht auf einzelne Branchen beschränken. Denn Megatrends wie die Digitalisierung oder Nachhaltigkeit prägen alle Branchen. Hinsichtlich der Länderauswahl sind ebenso keine Grenzen gesetzt. So können sich auch in vermeintlich weniger fortschrittlichen Ländern und Regionen Europas hochinnovative Unternehmen befinden. Letztlich entscheidet sich auf Mikroebene, wie ein Unternehmen mit Trends und Innovationen umgeht.
*Dieser Wert befindet sich im Warburg – D – Fonds Small&Midcaps Europa.
Autor: Zoltan Koch, Fondsmanager des Warburg – D – Fonds Small&Midcaps Europa bei Warburg Invest