Am Morgen: Evergrande, Fedex, Traton und Verbio im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Die japanische Notenbank (BOJ) bleibt erwartungsgemäß bei ihrer lockeren Zinspolitik. Das kurzfristige Zinsziel blieb bei minus 0,1%, die Zielrendite für zehnjährige Staatstitel bei 0%. Die BOJ hielt an ihrer Einschätzung der Wirtschaft weiter fest und erklärte, dass diese sich tendenziell zwar erhole, sich aber aufgrund der Auswirkungen der Pandemie weiterhin in einem schwierigen Zustand befände.
Beschäftigte in Deutschland haben wieder mehr in der Tasche: Die Löhne sind im Frühjahr so stark gestiegen wie seit mindestens 2007 nicht mehr. Die Nominallöhne lagen in Q2 um 5,5% höher als im Vorjahresquartal. Abzüglich der auf 2,4% gestiegenen Verbraucherpreise ergab sich ein reales (preisbereinigtes) Plus von rund 3,0%. Hintergrund des Anstiegs sind auch die Lockerungen der Corona-Maßnahmen.
Das Ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft für 2021 gesenkt und dies mit den anhaltenden Lieferengpässen in der Industrie begründet. Das BIP dürfte nur noch um 2,5% (Juni-Prognose: 3,3%) zulegen, hieß es. "Die ursprünglich für den Sommer erwartete kräftige Erholung nach Corona verschiebt sich weiter", sagte Ifo-Konjunkturchef Wollmershäuser. Für 2022 hingegen sind die Forscher optimistischer und erwarten ein Wachstum von 5,1% (bisher: 4,3%), 2023 sollen es 1,5% werden.
Viel Spannung am Abend, doch wenig Neues von der Fed. Sie beließ den Leitzins bei 0,00% - 0,25%, stellte aber bereits für das kommende Jahr – und nicht mehr wie bisher für 2023 – eine Erhöhung der Zinsen in Aussicht. Bis Mitte 2022 sollen die Anleihenkäufe dann eingestellt werden. Im verbleibenden Jahr werden sie voraussichtlich ab November heruntergefahren.
Rentenmarkt
Vor der Sitzung der Fed haben sich deutsche Staatsanleihen nur in engen Grenzen bewegt. US-Treasuries haben nach den geldpolitischen Signalen der USNotenbank ihre Verluste ausgeweitet.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt profitierte von Schnäppchenjägern und nachlassenden Sorgen um den angeschlagenen chinesischen Immobilienriesen Evergrande. Da die News der Fed erst am späten Abend deutscher Zeit bekanntgegeben wurden, spielten sie keine Rolle beim gestrigen Handelsgeschehen. DAX +1,03%, MDAX+0,63 %, TecDAX -0,29%. Die Wall Street reagierte erleichtert auf die Äußerungen der US-Notenbank zur Geldpolitik. Außerdem hellte die Einigung des kriselnden Immobilienkonzerns Evergrande mit Anleihegläubigern die Stimmung der Anleger auf. Dow Jones +0,99%, S&P-500 +0,95%, Nasdaq-Comp. +1,02%. Fedex fiel um gut neun Prozent. Der Paket-Zusteller hatte enttäuschende Quartalsergebnisse vorgelegt und seine Geschäftsziele zurückgeschraubt. Nikkei-225: kein Handel wegen Feiertag.
Unternehmen
Die anhaltenden Lieferprobleme bei Halbleitern und anderen wichtigen Zulieferteilen belasten den Lkw-Hersteller Traton und sorgen für ein verringertes Verkaufsvolumen. Der Absatz dürfte in Q3 deutlich niedriger ausfallen als geplant, teilte das Unternehmen mit. Auch für Q4 werde mit einer ähnlichen Entwicklung gerechnet. Eine Prognose für die Zeit danach könne nicht gegeben werden, hieß es weiter.
Die steigende Nachfrage nach seinen Biokraftstoffen hat bei Verbio im Geschäftsjahr 2020/21 den Umsatz erstmals über die Milliarden-Marke gehievt. Mit einem Plus von 17,6% lagen die Erlöse bei 1,026 Mrd. EUR. Das operative Ergebnis (EBITDA) kletterte um 36,2% auf 166,3 Mio. EUR. Vor dem Hintergrund des aktuellen Absatz- und Rohstoffpreisniveaus sowie der angestrebten Produktionsauslastung kündigte der Vorstand für 2021/22 ein EBITDA von 150 Mio. EUR an.
Devisen
Am Devisenmarkt war vor der geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank Abwarten angesagt. Der Euro hat sich nur in einer engen Spanne bewegt.
Öl / Gold
Weiter rückläufige US-Lagerbestände und die noch immer nur schwache Förderung im Golf von Mexiko haben bei den Ölpreisen für einen Anstieg gesorgt. Gold präsentierte sich nahezu unverändert. Mögliche Zinserhöhungen führen traditionell zu einem geringeren Interesse bei dem zinslosen Edelmetall – goldener Glanz hin oder her.