Am Morgen: Siemens Energy, Sanofi, PayPal und Konjunkturdaten im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Japans Wirtschaft ist in Q2 stärker gewachsen als die erste Schätzung vermuten ließ. Das Bruttoinlandsprodukt legte mit einer Jahresrate von 1,9% (Erstschätzung: +1,3%) zu, wie die Regierung mitteilte. Die starke Korrektur wurde vor allem deshalb notwendig, weil die Unternehmen mehr investierten als zunächst angenommen. Dennoch hinkt die japanische Volkswirtschaft bei der Erholung von der Corona-Krise hinterher. Auch sie leidet unter Engpässen bei Halbleitern (v.a. Automobilindustrie) und steigenden Corona-Neuinfektionen, während es zugleich Hinweise auf eine nachlassende Konjunktur beim wichtigen Handelspartner China gibt.
US-Währungshüter Bullard macht sich, ungeachtet des zuletzt verlangsamten Stellenwachstums, für ein Abschmelzen der Konjunkturhilfen der Fed stark. „Es gibt eine große Nachfrage nach Arbeitskräften, und es gibt mehr offene Stellen als Arbeitslose”, sagte Bullard. Er wies damit Befürchtungen zurück, wonach der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt ins Stocken geraten könnte. Bullard zufolge kann die Fed, ungeachtet des Rückschlags am Arbeitsmarkt, mit dem Herunterfahren der Anleihekäufe und Konjunkturhilfen („Tapering”) beginnen. „Das Tapering wird in diesem Jahr beginnen und irgendwann in der ersten Hälfte des nächsten Jahres enden”, sagte er.
Europas Banken müssen sich aus Sicht der EZB-Bankenaufsicht mit dem Aufbau von Risiken im Finanzsystem infolge der Corona-Krise beschäftigen. Bislang hätten die Institute zwar mit Hilfe staatlicher Stützungsmaßnahmen die Pandemie relativ robust durchstanden, sagte Chefaufseher Enria. Doch nach vorne blickend müssten sie wachsam sein. „Entscheidend ist, dass die Kontrolle von Kreditrisiken bei einigen Banken nicht hinreichend auf die Eigenschaften dieses Schocks zugeschnitten wurde”, erläuterte der Aufseher. Eine rechtzeitige und proaktive Bewertung der Entwicklung dieser Risiken sei so nicht möglich.
Rentenmarkt
Das Fehlen wichtiger Wirtschaftsmeldungen hat zu einem ruhigen Geschäft bei dt. Staatsanleihen geführt. Dass es trotzdem Kursgewinne gab, lag an der trüben Aktienmarktstimmung. Die Kurse der US-Staatsbonds sind u.a. wegen der schwächeren Aktienmärkte etwas gestiegen. Der Konjunkturbericht der Fed (Beige Book) hatte keinen Einfluss auf die Kursfindung. Nach Einschätzung der Notenbank hat sich das Wirtschaftswachstum in den USA zuletzt etwas abgeschwächt.
Aktienmarkt
Die Indizes am deutschen Aktienmarkt haben zur Wochenmitte schwach geschlossen und dabei u.a. unter Konjunktursorgen gelitten. Auch Aussagen von EZB-Ratsmitglied Holzmann, wonach ein früheres Ende der lockeren Geldpolitik denkbar ist, belasteten. Größter Verlierer im DAX waren Siemens Energy nach einer Herabstufung. Die Aktie verlor 7,63%. DAX -1,47%, MDAX -0,86%, TecDAX -1,08%. Die Notierungen an der Wall Street wurden von Aussagen von Analysten belastet, die den US-Aktienmarkt zunehmend skeptischer beurteilen und zur Vorsicht mahnen. Dow Jones -0,20%, S&P-500 -0,13%, Nasdaq-Comp. -0,57%. Der Nikkei-225 gibt aktuell um 0,76% auf 29.954 Zähler nach.
Unternehmen
Sanofi schlägt erneut mit einer Übernahme zu und will für 1,9 Mrd. US-$ das US-Biotechunternehmen Kadmon Holdings kaufen. Pro Aktie will der franz. Pharmakonzern 9,50 US-$ zahlen, was einem Aufschlag von 79% auf den Schlusskurs vom Dienstag entspricht. Mit der Übernahme ergänzt Sanofi sein Portfolio um Medikamentenkandidaten für die Behandlung von Immunerkrankungen und fibrotische Erkrankungen sowie Krebsimmuntherapien. Erst im August hatte Sanofi die Übernahme des Biotechunternehmens Translate Bio für 3,2 Mrd. US-$ angekündigt.
PayPal übernimmt den japanischen Bezahldienstleister Paidy für 2,7 Mrd. US-$ in bar und baut damit seine Position auf dem asiatischen Markt aus. Die japanische Führungsmannschaft wird an Bord bleiben, hieß es. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. Das Geschäft mit Ratenzahlungen boomt seit Beginn der Corona-Pandemie.
Devisen
Vor der mit Spannung erwarteten EZB-Sitzung am Donnerstag hat sich der Euro gegenüber dem US-$ etwas verbilligt.
Öl / Gold
Die Ölpreise zogen u.a. wegen der nach wie vor reduzierten Förderung im Golf von Mexiko an. Der Goldpreis hat sich auf dem Vortagesniveau behauptet.