ifo Geschäftsklima: Am Horizont zeichnen sich dunklere Wolken ab - Nord LB
Vor einigen Minuten hat das ifo-Institut in München die aktuellen Ergebnisse zu seiner vielbeachteten Umfrage unter deutschen Unternehmen veröffentlicht. Diesen Daten folgend hat sich die Stimmung in der Wirtschaft Deutschlands im Berichtsmonat August verschlechtert. In Zahlen ausgedrückt ist der Geschäftsklimaindex am aktuellen Rand auf 99,4 Punkte gefallen. Nach den Angaben zu den Stimmungsindikatoren des ZEW war zwar grundsätzlich mit einem Rückgang zu rechnen gewesen, die nun aus München gemeldeten Daten präsentieren sich aber noch eine Spur schwächer als zu erwarten war.
Diese Verschlechterung des Geschäftsklimas in Deutschland ist auf die Erwartungskomponente zurückzuführen. Die entsprechende Zeitreihe ist im August ziemlich deutlich gefallen. Sie notiert mit nur noch 97,5 Zählern sogar knapp unterhalb der pessimistischsten Prognosen der interessierten Beobachter. Grundsätzlich war nach den ZEW-Zahlen zwar mit einem Rückgang der Geschäftserwartungen zu rechnen gewesen, die nun zu beobachtende Entwicklung muss allerdings dennoch als negative Überraschung bezeichnet werden. Die befragten Firmen blicken also mit deutlich weniger Optimismus in die Zukunft. Vor allem in der deutschen Industrie scheinen Lieferengpässe zunehmend auf die Stimmung der Unternehmen zu drücken. Der bei einigen wichtigen Handelspartnern Deutschlands zu beobachtende deutliche Anstieg der Zahlen von Infektionen mit dem neuen Coronavirus hat zweifellos auch nicht geholfen.
Dagegen konnte sich die Geschäftsbeurteilung am aktuellen Rand unerwartet positiv präsentieren. Diese Zeitreihe notiert nun bei immerhin 101,4 Punkten. Auch hier war nach den ZEW-Daten nicht die Richtung der Bewegung die Überraschung – das Ausmaß des zu diagnostizierenden Anstiegs lag aber doch oberhalb der Erwartungen. Diese erfreuliche Nachricht hat natürlich geholfen, den Headlinie-Index im August nicht noch stärker unter Druck zu setzen. Ganz offensichtlich haben die ab dem Frühjahr umgesetzten Schritte zur Öffnung der deutschen Wirtschaft nach dem Corona-Lockdown den Firmen geholfen. Vor allem die Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor dürften von diesem veränderten Umfeld profitiert haben. Der Anstieg der Geschäftsbeurteilung relativiert die Schwäche der Erwartungskomponente natürlich in gewissem Umfang.
Die Finanzmärkte blicken in der Tat recht gelassen auf die aktuellen Zahlen zum ifo-Geschäftsklimaindex. Beispielsweise sind der DAX und der Euro nach der Meldung der Daten nicht unter spürbaren Druck geraten. Die Resultate der Umfrage des ZEW-Instituts in Mannheim hatten die Marktteilnehmer offensichtlich gut auf die aktuellen Nachrichten aus München vorbereitet. Im Gegensatz zur Fußballbundesliga ist die Konstellation Mannheim vor München bei den deutschen Sentiment-Indikatoren aber ein inzwischen allseits bekanntes Phänomen.
Fazit: Im August hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechtert. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist am aktuellen Rand auf 99,4 Punkte gefallen. Schwächere Angaben zur Erwartungskomponente haben klar belastet. Lieferengpässe in der Industrie und die globale Coronavirus-Krise dürften zur Erklärung dieser Nachricht eine große Rolle spielen. Damit zeichnen sich nun dunklere Wolken am Horizont ab. Der deutliche Anstieg der Geschäftsbeurteilung kann die Schwäche der Erwartungskomponente aber wohl zumindest teilweise relativieren.