US-Einzelhandelsumsätze: Lieferengpässe und Inflation als Probleme - Nord LB
Vor einigen Minuten sind in den USA Angaben zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze im Berichtsmonat Juli veröffentlicht worden. Diese noch vorläufigen Daten zeigen am aktuellen Rand einen recht deutlichen Rückgang der Zeitreihe um 1,1% M/M an. Die Zahlen sind eine negative Überraschung. Daran kann auch die leichte Aufwärtsrevision der Angaben für den Berichtsmonat Juni wenig ändern.
Ein Blick auf die Details der Daten zu den Einzelhandelsumsätzen in den USA offenbart eine anhaltende Schwäche der Absatzzahlen in den Autohäusern. Hier kam es mit einer Veränderungsrate von -3,9% M/M im Juli nun zum dritten klaren Rückgang in Folge. Diese Entwicklung ist jedoch allenfalls vom Ausmaß her eine gewisse negative Überraschung. Grundsätzlich war aufgrund der Probleme mit Lieferengpässen schon mit wieder schwachen Zahlen zu rechnen gewesen. Exklusive Automobile gaben die Einzelhandelsumsätze am aktuellen Rand entsprechend "nur" um 0,4% M/M nach. Der Absatz von Kraftfahrzeugen in den USA zollt den Knappheitsproblemen in der US-Industrie somit auch weiterhin Tribut. Der Handel ist zwar offenkundig in der Lage, in diesem Umfeld höhere Preise bei den Kunden durchzusetzen, was diese Komponente der nominalen Zeitreihe Einzelhandelsumsätze in gewissem Umfang stabilisieren kann, die Käufer reagieren aber zunehmend auch mit einer verringerten Nachfrage nach Kraftfahrzeugen auf die veränderte Preispolitik. Hinweise in diese Richtung hatten jüngst beispielsweise schon die Zahlen zum Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan geliefert. Man sollte in der Summe aber wohl auch weiterhin nicht zu skeptisch auf die Umsätze in den US-Autohäusern blicken. Auf Basis der nichtsaisonbereinigten Zeitreihe notiert der Anstieg der Jahresrate hier im Juli nämlich bei immerhin 15,6%.
Die eng an den US-Immobilienmarkt gekoppelten Umsatzzahlen mit Möbeln und Baumaterialien haben am aktuellen Rand beide jeweils auch nochmals nachgeben müssen. Die Veränderungsraten der zwei Zeitreihen notieren bei -0,6% M/M beziehungsweise -1,2% M/M. Lieferengpässe sollten auch an dieser Stelle eine zumindest partielle Erklärung darstellen können.
Die Umsätze an den Tankstellen sind im Berichtsmonat Juli dagegen erwartungsgemäß gestiegen. Hier zeigte sich in Zahlen gesprochen ein Zuwachs von 2,4% M/M. Exklusive Benzin verringerten sich die Einzelhandelsumsätze am aktuellen Rand entsprechend um 1,4% M/M.
Die für die BIP-Berechnung in den USA relevante Kontrollgruppe gab im Juli um 1,0% M/M nach. Auch diese Zahl ist eine gewisse negative Überraschung. Der Konsument in den Vereinigten Staaten bleibt aber grundsätzlich wohl auch weiterhin eine Stütze der nordamerikanischen Wirtschaft. Die anhaltende Erholung am US-Arbeitsmarkt dürfte an dieser Stelle schon helfen.
Fazit: Die aktuellen Zahlen zur Entwicklung der US-Einzelhandelsumsätze zeigen für den Berichtsmonat Juli einen Rückgang um 1,1% M/M an. Diese Angaben sind schon eine negative Überraschung. Klare Belastungen offenbaren sich bei den Absatzzahlen im Automobilbereich. Hier sind eindeutig noch immer Knappheitsprobleme zu diagnostizieren. Lieferengpässe sind aber nicht nur im Kraftfahrzeugbereich weiterhin eine große Herausforderung. Der Handel versucht in diesem Umfeld zunehmend, höhere Preise bei den Kunden durchzusetzen. Diese Geschäftspolitik hat aber offenkundig eine immer stärker dämpfende Wirkung auf die Nachfrage. In der Summe sind die aktuellen Zahlen zu den US-Einzelhandelsumsätzen nicht hilfreich für die internationalen Aktienmärkte und stützen daher den US-Dollar, der relativ zum Euro weiterhin als Low-Beta-Währung gilt.