Am Morgen: DAX, Deutsche Wohnen, Hella und die US-Konjunktur im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Erneute Staus vor einem großen Container-Umschlaghafen in China drohen die Lieferengpässe der deutschen Wirtschaft zu verschärfen. China baut seinen Vorsprung vor dem früheren Maschinenbau-Exportweltmeister Deutschland einer Studie zufolge massiv aus. Die chinesischen Ausfuhren von Maschinen und Anlagen werden in diesem Jahr um fast 31% auf 296 Mrd. USD zulegen, die deutschen dagegen nur um 13% auf 249 Mrd. USD.
Wegen stark steigender Preise hat sich die Stimmung der US-Konsumenten im August so stark eingetrübt wie seit Dezember 2011 nicht mehr. Das Barometer für die Verbraucherlaune sank auf 70,2 Zähler von 81,2 im Juli. Experten hingegen hatten mit einer Stagnation gerechnet. Die Verbraucher schätzten laut vorläufigen Ergebnissen ihre aktuelle Lage schlechter ein als zuletzt. Auch ihre Erwartungen für die kommenden Monate sanken deutlich. Sie erwarten mit Blick auf die nächsten zwölf Monate eine Verteuerung von Waren und Dienstleistungen in Höhe von 4,6%.
Rentenmarkt
Die Kurse deutscher Staatsanleihen haben nach enttäuschenden US-Konjunkturdaten zugelegt. Am Freitag konnten die Kurse der US-Staatsanleihen im Gegensatz zum Vortag ihre Anfangsgewinne halten und sogar deutlich ausbauen. Die festverzinslichen Papiere waren nach der jüngsten Entwicklung der Corona-Krise in China mit der Schließung wichtiger Container-Terminals für den internationalen Seehandel gefragt. Zudem sorgte das überraschend eingetrübte USKonsumklima am Nachmittag für ordentlich Schub.
Aktienmarkt
Bereits am Vormittag konnte der DAX– also an einem Freitag den 13. – über die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten springen. Trotz der weiterhin eher verhaltenen Stimmung an den asiatischen Aktienmärkten hat der deutsche Aktienleitindex damit neue Rekordmarken gesetzt. Er profitierte dabei auch von guten Vorgaben aus den USA. Der Mangel an attraktiven Anlagealternativen zwingt renditehungrige Investoren auch weiterhin fast schon zum Kauf von Aktien. Hinzu kommt die Angst der Anleger, bei einem anhaltenden Kursanstieg nicht in angemessenem Umfang in Dividendenpapiere investiert zu haben. DAX+0,25%, MDAX +0,32%, TecDAX -0,36%.
Die US-Börsen zeigten sich kaum verändert. Die News am Freitag ließen keine klare Richtung zu. Gefragt war Walt Disney (+1%). Der eigene Streamingdienst und trotz Corona-Krise gut besuchte Freizeitparks hievten den Unterhaltungskonzern wieder in die Gewinnzone. Dow +0,04%, S&P-500 +0,16%. Der Nikkei-225 wird von jüngsten chinesischen Daten zur Industrie im Juli tief ins Minus gedrückt. aktuell 27.497,06 Punkte.
Unternehmen
Deutsche Wohnen hat im ersten Halbjahr mehr verdient und bestätigt die Jahresprognose. Die Berliner stellten sich zudem erneut hinter eine Fusion mit Vonovia. Das für die Immobilienwirtschaft zentrale Ergebnis aus dem operativen Geschäft (FFO I) stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2% auf 291,4 Mio. EUR. Die durchschnittliche Vertragsmiete des Deutsche-Wohnen-Portfolios betrug zum Halbjahr 7,15 (VJ: 6,13) EUR je Quadratmeter, die Leerstandsquote verbesserte sich auf 1,6 (1,8) %.
Für den Autoscheinwerfer-Spezialisten Hella endet eine Ära. Nach fast 100 Jahren im Familienbesitz wird das Unternehmen für bis zu 6,8 Mrd. EUR an den franz. Autozulieferer Faurecia verkauft. Faurecia erklärte, man wolle mit der Übernahme von Hella „die Nummer sieben unter den globalen Automobilzulieferern mit einem hochmodernen Technologieportfolio schaffen, das alle Megatrends der Branche abdeckt”. Die Franzosen erhoffen sich von Hella besseren Zugang zu deutschen Autobauern, Hella soll bei Herstellern in China und Japan Fuß fassen, mit denen Faurecia gut im Geschäft ist. Zusammen kommen Faurecia und Hella auf 23 Mrd. EUR Umsatz und ein operatives Ergebnis von 3,2 Mrd. EUR. Bis 2025 soll der Umsatz auf mehr als 33 Mrd. EUR steigen, bei einem Ebitda von 5 Mrd. EUR.
Devisen
Der Euro profitierte von einem überraschend und deutlich eingetrübten Konsumklima in den USA im August.
Öl / Gold
Die Ölpreise gaben unter der Sorge der Verbraucher, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten verlangsamen könnte, etwas nach. Gold blieb auf Wochensicht unverändert. Es ging auf demselben Stand aus der Woche, auf dem das glänzende Metall die Woche begann.