DAX: 16.000 Punkte am Freitag dem 13.: ein schlechtes Omen? - Nord LB
Bereits am Vormittag konnte der DAX heute – also an einem Freitag den 13. – über die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten springen. Trotz der weiterhin eher verhaltenen Stimmung an den asiatischen Aktienmärkten hat der deutsche Aktienleitindex damit neue Rekordmarken gesetzt. Er profitierte dabei auch von guten Vorgaben aus den USA. So konnte der S&P 500 gestern im Tagesverlauf fast kontinuierlich zulegen und robbte sich damit immer näher an die Marke von 4.500 Zählern heran. Dieses Umfeld hat dem deutschen Aktienmarkt heute eindeutig geholfen. Das Zinsniveau bleibt bei der Erklärung dieser Entwicklung ein zentraler Einflussfaktor. So pendelt die Rendite von deutschen Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren noch immer unterhalb von -0,40%. Der Mangel an attraktiven Anlagealternativen zwingt renditehungrige Investoren auch weiterhin fast schon zum Kauf von Aktien. Hinzu kommt die Angst der Anleger, bei einem anhaltenden Kursanstieg nicht in angemessenem Umfang in Dividendenpapiere investiert zu haben.
Zudem verweisen einige Anleger inzwischen darauf, dass Aktien als guter Hedge gegen Inflationsgefahren angesehen werden können. Der momentan in vielen Volkswirtschaften beobachtbare deutliche Anstieg des makroökonomischen Preisniveaus ist ohne jeden Zweifel von hoher Bedeutung für die internationalen Finanzmärkte. Beispielsweise haben die aktuellen Angaben zur Entwicklung der US-Produzentenpreise viele Marktteilnehmer im Juli mit einem Anstieg der Jahresrate auf nun schon 7,8% überrascht. Die akademische Literatur liefert zwar keine ganz klaren Antworten auf die Frage, ob Aktien tatsächlich ein guter Inflationshedge sind, es gibt aber doch zumindest gewisse Indikationen in diese Richtung. Aus der Perspektive der Bewertungsmodelle betrachtet existieren beispielsweise empirische Studien, die zeigen, dass Dividendenausschüttungen der Unternehmen Hand in Hand mit dem makroökonomischen Preisniveau zu steigen scheinen.
Die Inflation ist an dieser Stelle aber ein zweischneidiges Schwert, da sie die Notenbanken zunehmend unter Handlungsdruck setzt. So dürfte die Federal Reserve um eine vorsichtige Verringerung ihrer Wertpapierkäufe perspektivisch nicht herumkommen. Da die ausgeprägte Stärke am Aktienmarkt vor allem die Folge der niedrigen Zinsen und der üppigen Versorgung mit Liquidität zu sein scheint, zeigt sich an dieser Stelle schon ein Risiko. Allerdings gehen die Finanzmärkte inzwischen eindeutig davon aus, dass die US-Zentralbank beim anstehenden „Tapering“ nur sehr vorsichtig agieren wird. Zudem dürften Leitzinsanhebungen auch in den USA noch lange auf sich warten lassen. Diese sicherlich korrekten Einschätzungen haben den Aktienmärkten in den USA und Deutschland zuletzt ohne jeden Zweifel geholfen. In jedem Fall werden die Anleger in der kommenden Woche genau auf das FOMC-Sitzungsprotokoll zu achten haben, um ein besseres Gefühl für die Diskussionsprozesse innerhalb der Federal Reserve zu erhalten. Auch die Konferenz in Jackson Hole wirft bereits ihren Schatten voraus. Die Bewertungsniveaus an den internationalen Aktienmärkten präsentieren sich nach dem jüngsten Kursanstieg nun aber natürlich bereits ziemlich ambitioniert. Das KGV des US-Leitindexes S&P-500 notiert auf Basis der Konsensgewinnschätzung für das Jahr 2022 beispielswiese bei 20,39. Damit scheinen mittlerweile viele Risiken (Geopolitik, Corona etc.) an den Börsen kaum mehr angemessen bepreist zu werden!
Fazit: Der DAX konnte heute über die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten springen. Dieser neue Rekord wird in die Geschichtsbücher eingehen. Die internationalen Aktienmärkte befinden sich nun aber zunehmend in der Gefahr, relevante Risiken nicht mehr angemessen zu bepreisen. Vor allem die weitere US-Geldpolitik muss in diesem Kontext genau im Auge behalten werden.