Am Morgen: Allianz, Covestro, Gold und Konjunkturzahlen im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Die deutsche Wirtschaft hat ihre Produktion im Juni wegen Engpässen bei einigen Vorprodukten überraschend den dritten Monat in Folge gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,3% weniger her als im Vormonat. Dies war bereits der fünfte Rückgang in diesem Jahr, nur im März hatte es ein Wachstum gegeben. Der Rückschlag kommt überraschend: Ökonomen hatten diesmal mit einem Plus von 0,5% gerechnet. Im Mai gab es ein Minus von revidiert 0,8%, das damit gut doppelt so hoch ausfiel als ursprünglich ermittelt.
Die US-Arbeitsmarktdaten fielen im Juli stark aus: Sowohl der Stellenaufbau mit 943.000 als auch die deutlich gefallende Arbeitslosenquote auf 5,4% können als erfreulich robust bezeichnet werden. Zusammen mit den deutlich gestiegenen Stundenlöhnen um 0,4% M/M erhöhen die Zahlen den Druck auf die Fed zu reagieren. Sicherlich wären die Daten sogar noch besser ausgefallen, gäbe es nicht die bremsenden Faktoren auf der Arbeitsangebotsseite. Angesichts einer expansiven Fiskal- und Geldpolitik sollte sich die Konjunkturerholung fortsetzen und die Konsumdynamik zunehmen. Gebremst wird dies noch etwas durch die Delta-Variante, Inflationssorgen und Knappheiten bei Gütern und Arbeitskräften. Die Fed wird angesichts des „substantiell weiteren Jobaufbaus“ anstreben, im 2. Halbjahr einen Plan zu einem Tapering zum Jahreswechsel zu verkünden. Der Beschäftigungsmotor in den USA bleibt in Gang – und kommt mittlerweile sogar noch mehr auf Hochtouren!! DAX (nahe Allzeithoch), Renditen von Staatsanleihen sowie USD setzten ihre Anstiege fort.
Rentenmarkt
Unerwartet schwache Produktionsdaten aus der deutschen Industrie haben den deutschen Staatsanleihen keinen Auftrieb verliehen. Die US-Arbeitsmarktdaten sorgten allerdings für fallende Notierungen. Die Anleihekurse der US-Staatsanleihen haben nach der Veröffentlichung von unerwartet starken Daten vom US-Arbeitsmarkt deutlich nachgegeben.
Aktienmarkt
Der DAX hat zum Wochenschluss seine jüngsten Gewinne leicht ausbauen können. Geholfen haben im späten Handel u.a. überraschend robuste US-Jobdaten. Der MDAX gab sein Plus dagegen wieder ab. DAX+0,11%, MDAX -0,45%. An der Wall Street ging es hoch her. Nach überraschend positiven Zahlen vom US-Arbeitsmarkt waren Dividendentitel stark gesucht. Allerdings litt der Tech-Sektor: Eine steigende Inflation und höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. Dow +0,4%, S&P-500 +7,5%, Nasdaq Comp. -0,4%. Nikkei-225 feiertagsbedingt kein Handel.
Unternehmen
Europas größter Versicherungskonzern Allianz wird nach einem Gewinnsprung in Q2 auch für das Gesamtjahr positiver. Das operative Ergebnis werde in diesem Jahr wohl zwischen zwölf und 13 Mrd. EUR liegen und damit in der oberen Hälfte der bisherigen Zielspanne. Von April bis Juni erwirtschaftete der Konzern einen operativen Gewinn von 3,3 Mrd. EUR, der nicht nur um 29% höher ausfiel als im von der Corona-Pandemie geprägten Vorjahr, sondern auch die Analystenerwartungen weit übertraf. Sie hatte der Allianz im Schnitt 3,06 Mrd. EUR zugetraut. Der Nettogewinn stieg sogar um 46% auf 2,2 Mrd. EUR.
Der Kunststoffkonzern Covestro hat in Q2 einen Wachstumssprung geschafft und sieht noch kein Ende der Aufwärtsbewegung. In Q2 verbuchte Covestro gegenüber dem pandemiebedingt schwachen Vorjahr ein Umsatzplus von 83,5% auf 3,9 Mrd. EUR. Das operative Ergebnis stieg auf 817 (Vorjahr: 125) Mio. EUR. Covestro liege damit "über dem Vorkrisenniveau von 2019", betonte das Unternehmen.
Devisen
Der Euro rutschte am Freitag gen Süden. Zum einen belasteten Konjunkturdaten aus dem EUR-Raum, zum anderen ein gefragter USD, der nach den US-Arbeitsmarktdaten deutlich anzog.
Öl / Gold
Die Ölpreise verzeichneten in der vergangenen Woche die stärksten Verluste seit März. Daran vermochten auch die freundlicheren Notierungen am Freitag nichts zu ändern. Gold erwischte bereits einen schwachen Start in den Handelstag, doch Spekulationen auf ein nahendes Ende der ultra-lockeren US-Geldpolitik nach den überraschend starken USArbeitsmarktdaten erhöhten den Verkaufsdruck sogar noch.