Am Morgen: Lufthansa, Siemens, Merck, Bayer und Continental im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Die deutsche Industrie hat im Juni wegen der starken Nachfrage aus dem Inland das größte Auftragsplus seit 10 Monaten geschafft. Die Unternehmen sammelten 4,1% mehr Bestellungen ein als im Vormonat. Das ist der größte Zuwachs seit August 2020. Ökonomen hatten einen Anstieg von 1,9% erwartet, nachdem die Aufträge im Mai noch um 3,2% gefallen waren.
Die Bank of England hat abermals keine Anpassungen an der Bank Rate vorgenommen. Diese verharrt damit weiterhin bei 0,10%, was keine Überraschung darstellt. Auch für Veränderungen an den Ankaufprogrammen gab es keine Mehrheiten. Die Inflationsentwicklung wird die Notenbank in London allerdings perspektivisch zu Veränderungen an ihrer geldpolitischen Ausrichtung zwingen. Man will aber nur sehr vorsichtig auf diesen neuen Wegen voranschreiten. Ein Hauptziel der Bank of England wird dann sein, keine größere Verunsicherung am GBP-Rentenmarkt aufkommen zu lassen.
Rentenmarkt
Bei den deutschen Staatsanleihen hielten sich die Kursausschläge in engen Grenzen. Der überraschend deutliche Anstieg der Auftragseingänge für die dt. Industrie im Juni sorgte kaum für Bewegung. Die Anleihekurse in Großbritannien sind dagegen gefallen. Die br. Notenbank hat erste vorsichtige Signale für eine geldpolitische Straffung gegeben. Eine restriktivere Geldpolitik würde tendenziell den Anleihemarkt belasten.
Aktienmarkt
Angesichts einer wahren Flut an Unternehmenszahlen hat sich der deutsche Aktienmarkt gut behauptet. Allein 6 der 30 Unternehmen aus dem Dax berichteten. DAX+0,33%, MDAX +0,68. DAX-Top: Merck +6,8%, DAX-Flop: Bayer -7,8%. Wall Street: Starke Firmenbilanzen und starker Schlussspurt sorgten für freundliche Kurse. Heute im Blick: Arbeitsmarkdaten! Dow Jones +0,78%, S&P-500 +0,60%, Nasdaq Comp. +0,78%. Nikkei-225 etwas freundlicher bei aktuell 27.881,22 Punkten.
Unternehmen
Die Lufthansa hat mit steigenden Fluggastzahlen den Verlust in der Corona-Krise verringert. In Q2 habe sich das bereinigte Betriebsergebnis auf -952 Mio. EUR belaufen. Der Verlust war damit viel niedriger als im Vorjahresquartal, als der Corona-Lockdown für einen Fehlbetrag von 1,7 Mrd. EUR sorgte. Der Umsatz stieg um 70% auf 3,2 Mrd. EUR, blieb aber weit entfernt vom Niveau normaler Zeiten, als die Lufthansa fast zehn Milliarden Euro Erlös eingeflogen hatte.
Siemens erhöht nach einem furiosen Quartal zum 3. Mal in diesem Jahr die Umsatz- und Gewinnerwartungen. Von April bis Juni hat sich der Nettogewinn im Vergleich zu dem stark von der Corona-Krise geprägten Q3 (VJ) auf 1,48 Mrd. von 535 Mio. EUR fast verdreifacht. Der Umsatz legte auf vergleichbarer Basis um 21% auf 16,1 Mrd. EUR zu, der Auftragseingang schoss sogar um 44% auf mehr als 20 Mrd. EUR Euro nach oben.
Der Merck-Konzern erhöht nach einem starken Q2 erneut seine Jahresprognose. Der Umsatz dürfte 2021 auf 18,8 bis 19,7 Mrd. EUR klettern. Zuletzt wurden 18,5 bis 19,5 Mrd. EUR in Aussicht gestellt, vergangenes Jahr waren es 17,5 Mrd. gewesen. Der bereinigte Betriebsgewinn soll auf 5,6 bis 6 Mrd. EUR steigen.
Bayer: überraschend deutlicher Ergebnisrückgang. In Q2 schrumpfte das operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen um 10,6% auf 2,6 Mrd. EUR. Analysten hatten im Schnitt mit 2,79 Mrd. EUR gerechnet. Zudem verbuchte Bayer die in der vergangenen Woche angekündigten weiteren Milliarden-Rückstellungen für die nicht enden wollende Klagewelle im Streit um den Unkrautvernichter Glyphosat.
Continental hat trotz der anhaltenden Chip-Krise die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft. Das bereinigte operative Ergebnis lag in Q2 bei 711 Mio. EUR. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte Conti noch einen op. Verlust von 635 Mio. verbucht. Während das Geschäft im Bereich Automotive Technologies durch die Engpässe bei Elektronikbauteilen beeinträchtigt worden sei, habe die Sparte Rubber Technologies mit dem Reifengeschäft zulegt.
Devisen
Der Euro zeigte sich kaum verändert. Anders präsentierte sich das britische Pfund: Es legte zu, nachdem die Bank of England erste vorsichtige Signale für eine geldpolitische Straffung gab.
Öl / Gold
Die Ölpreise stabilisierten sich gestern und profitierten von der insgesamt freundlichen Stimmung an den Finanzmärkten. Gold: Sie ahnen es bereits - weiterhin nahezu unverändert.