Blue Cap: Portfolio soll ausgebaut werden - Aktie weit unter NAV
War Blue Cap in den vergangenen Jahren aufgrund von Differenzen im Aktionärskreis in den Schlagzeilen, so hat sich dies inzwischen beruhigt. Neue Leute sind am Ruder, der Fokus liegt wieder auf dem operativen Geschäft. Einziges Überbleibsel von damals: Großaktionär PartnerFonds will sich von den Blue-Cap-Aktien trennen. Dies könnte ein Prozess sein, der über mehrere Jahre erfolgen dürfte und somit keinen zu großen Druck auf den Kurs ausüben sollte.
Seit Ende 2019 ist Tobias Hoffmann-Becking als Chief Investment Officer bei Blue Cap dabei. Auf einer m:access-Konferenz der Börse München zeigt Hoffmann-Becking auf, dass man Blue Cap durchaus als Dividendentitel ansehen kann. 1,00 Euro werden je Aktie ausgeschüttet, davon entfallen 0,25 Euro auf eine Sonderrendite. Das entspricht insgesamt einer Rendite von rund 3,8 Prozent zum aktuellen Kurs. Die Strategie ist klar: Man will die Basisdividende künftig mindestens stabil halten. Mit einem wachsenden Portfolio sollte sie jedoch weiter ansteigen können.
Neun Gesellschaften aus sechs Bereichen, die man alle als nicht börsennotierte Small Caps aus dem deutschen Mittelstand definieren kann, gehören aktuell zum Portfolio von Blue Cap. Davon sind acht Unternehmen Mehrheitsbeteiligungen der Münchener. Nach dem Erwerb werden die Unternehmen transformiert, sie sollen auf ein neues Niveau gebracht werden, um dann verkauft zu werden. Dieser Prozess dauert erfahrungsgemäß um die sechs Jahre.
In den vergangenen Jahren gab es mit em.tec, Wisap und Biolink drei Exits, im laufenden Jahr hat Blue Cap eine Akquisition (Hero) und eine add-on-Akquisition (Recyplast) getätigt. Der Vorstand bestätigt auf der virtuellen Konferenz, dass man in Gesprächen hinsichtlich weiterer Zukäufe sei. Ob man im laufenden Jahr aber noch einen Vollzug melden kann, ist unsicher. Wenn sich die Größe des Zukaufs im Rahmen hält, kann man dies mit eigenen Mitteln bewältigen, bei einer großen Akquisition wäre eine Kapitalerhöhung zur Co-Finanzierung eine Idee.
Mittelfristig will Blue Cap ein Portfolio von 12 bis 15 Gesellschaften betreuen. Der NAV soll bei mehr als 200 Millionen Euro liegen. Ende 2020 lag der NAV bei 153,9 Millionen Euro, umgerechnet waren das 38,58 Euro je Aktie. Das war trotz Corona-Krise ein Plus von 9 Prozent im Vergleich zu 2019. Auch durch die Zukäufe dürfte der NAV inzwischen weiter angestiegen sein.
Der Kurs von Blue Cap hat in den vergangenen Monaten fast 30 Prozent zugelegt. Die Aktie notiert bei 26,40 Euro. Für den Aktienkurs wären das rund 45 Prozent bis zum letzten bekannten NAV. Ganz zufrieden mit der Höhe des Abschlags ist man bei Blue Cap nicht. Hier setzt man auf Aufwärtspotenzial.