USA: ISM PMI zeigt stark steigende Einkaufspreise der Firmen an - Nord LB
Vor wenigen Minuten sind in den USA aktuelle Zahlen zur Entwicklung des ISM PMI Manufacturing gemeldet worden. Berichtsmonat ist bereits der Juni. Der wohl wichtigste nordamerikanische Stimmungsindikator konnte sich auch am aktuellen Rand trotz eines leichten Rückgangs weiterhin oberhalb der Marke von 60 Zählern halten. Mit 60,6 Punkten wird von der Zeitreihe folglich noch immer ein deutliches Anziehen der ökonomischen Aktivität in der US Industrie signalisiert.
Die wichtige Produktionskomponente des ISM PMI Manufacturing ist Juni auf immerhin 60,8 Punkte gestiegen. Der von der US-Industrie tastsächlich realisierte Output erhöht sich damit weiterhin zügig. Es wird sogar noch ein etwas schnelleres Tempo der Erholung angezeigt. Dies ist ohne jeden Zweifel eine positive Nachricht.
Die Auftragskomponente, welche leicht in die Zukunft blickt, konnte sich im Juni mit einem leichten Rückgang auf einem sehr hohen Niveau stabilisieren. Mit nun 66,0 Punkte werden sich auch weiterhin zügig füllende Auftragsbücher angezeigt. Dies ist ebenfalls erfreulich.
Die ISM-Preiskomponente zog am aktuellen Rand sogar auf 92,1 Zähler an. Die Einkaufspreise in der US-Industrie legen folglich fast schon bedenklich stark zu. Das Thema Inflation sollte für die Finanzmärkte also weiterhin von hoher Relevanz bleiben. Auch die US-Notenbank könnte langsam beginnen, mit gewisser Sorge auf die ISM PMI Manufacturing Prices Paid zu blicken. In normalen Zeiten hat dieser Sub-Index keine wirklich große Bedeutung für die US-Geldpolitik. Die Notenbanker in Washington beginnen aber, sich zunehmend Sorgen bezüglich steigender Inflationserwartungen bei den Wirtschaftssubjekten zu machen. Damit könnten die aktuellen Entwicklungen bei den Prices Paid also doch eine gewisse Relevanz haben.
Die Arbeitsmarktkomponente ist dagegen auf 49,9 Punkte gefallen und notiert am aktuellen Rand nun sogar ganz knapp unterhalb der „magischen“ Marke von 50 Zählern. Mit Blick auf den US-Arbeitsmarkt würden wir diese Nachricht aber nicht zu negativ bewerten wollen. Die mangelnde Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal dürfte zumindest eine Erklärung für den Rückgang sein. Die angezeigte Schwäche wäre somit also eher ein Zeichen für eine Stärke – der US-Arbeitsmarkt ist aktuell einfach leergefegt.
Die verbalen Rückmeldungen der Befragungsteilnehmer deuten auch weiterhin sehr klar auf Knappheitsprobleme hin. Auch Personalengpässe werden von einigen Einkaufsmanagern thematisiert (z. B. „lack of labor is killing us“).
Fazit: Der ISM PMI Manufacturing hat sich im Juni nur leicht abgeschwächt. Mit 60,6 Punkten wird weiterhin ein klares Anziehen der ökonomischen Aktivität angezeigt. Die „Schwäche“ bei der Arbeitsmarktkomponente würden wir aktuell noch nicht überbewerten wollen. Der Anstieg der Prices Paid könnte aber langsam zu einem Problem für die US-Notenbank werden. Die Konferenz in Jackson Hole gewinnt mit den jüngsten Angaben zur makroökonomischen Preisentwicklung in den Vereinigten Staaten immer stärker an Bedeutung. Es dürfte für die Fed in der Tat notwendig werden, den Finanzmärkten bald einen Plan für eine vorsichtige Neuausrichtung der US-Geldpolitik vorzustellen.