Am Morgen: Deutsche Bank, VW und Rohstoffpreise im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Die deutschen Großhandelspreise sind im Mai so stark gestiegen wie seit 2008 nicht mehr. Sie lagen um 9,7% über dem Vorjahresniveau bzw. um 1,7% über dem Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. Bereits in den Monaten zuvor hatte es mit +7,2% (April) und +4,4% (März) ein deutliches Plus gegeben. Als Grund nannten die Statistiker u.a. Basiseffekte, nachdem die Preise wegen der Corona-Pandemie im letzten Jahr deutlich abgerutscht waren. Aber auch der Anstieg der Import- und Erzeugerpreise aufgrund von Versorgungsengpässen hinterlässt Spuren. Die stärksten Preisanstiege gab es bei Mineralölerzeugnissen, die fast 47% teurer wurden, und im Handel mit Altmaterial und Reststoffen mit einem Plus von 64,6%. Bei Erzen, Metallen und Metallhalbzeug mussten 41,2% mehr bezahlt werden.
Die Bundesbank wird optimistischer für die deutsche Konjunktur. Die Notenbanker haben angesichts der allmählichen Wiedereröffnung der Wirtschaft ihre Konjunkturprognose für dieses und nächstes Jahr deutlich erhöht. Für 2021 wird nun ein kalenderbereinigter Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,7% (bisher: +3,0%) prognostiziert, für 2022 erwarten die Währungshüter ein Wachstum von 5,2% (bisher: 4,5%). 2023 soll das BIP dann um 1,7% zulegen, was einen marginalen Rückgang gegenüber der vorherigen Prognose von 1,8% darstellt. „Die deutsche Wirtschaft überwindet die pandemiebedingte Krise”, sagte Bundesbank-Präsident Weidmann. In den Prognosen werde davon ausgegangen, dass die Corona-Pandemie durch die Impfkampagne rasch und nachhaltig zurückgedrängt und die Schutzmaßnahmen zügig gelockert würden. „Schon in diesem Sommer könnte die Wirtschaftsleistung wieder das Vorkrisenniveau erreichen”, sagte Weidmann weiter. Aber auch die Prognose für die Inflationsrate wurde erhöht. So geht die Bundesbank nun von 2,6% (bisher: 1,8%) für 2021 aus. Für das nächste Jahr wird ein Anstieg der Teuerungsrate von 1,8% (bisher: 1,3%) und für 2023 von 1,7% (bisher: 1,6%) erwartet.
Die britische Wirtschaft ist im April rasant gewachsen. Das BIP stieg um 27,6% zum Vorjahresmonat bzw. um 2,3% gegenüber März. Trotz der konjunkturellen Aufholjagd ist das Vorkrisen-Niveau aber noch nicht erreicht: Die Wirtschaftsleistung liegt noch 3,7% niedriger als im Februar 2020.
Rentenmarkt
Die Aussichten auf eine weiterhin ultralockere Geldpolitik der EZB haben die Kurse der deutschen Staatsanleihen auch vor dem Wochenende angetrieben. Solide Konjunkturdaten haben die Kurse der US-Treasuries zum Wochenschluss belastet.
Aktienmarkt
Dass die Notenbanken die aktuell steigende Inflation immer noch als temporär bezeichnen, hat die Akteure am deutschen Aktienmarkt noch zuversichtlicher gemacht. Der DAX robbte sich nahe an sein Allzeithoch heran, der MDAX stieg erstmals über 34.000 Punkte. Die Aussicht, dass nachhaltig steigende Zinsen noch auf sich warten lassen, hat die Finanzwerte belastet. So verloren z.B. Deutsche Bank am Tabellenende 1,70%. DAX +0,78%, MDAX +0,73%, TecDAX +0,93%. Auch die verbesserte Stimmungslage der Verbraucher beim Index der Uni Michigan hat die US-Börsen nicht so richtig aus ihrer Lethargie reißen können. Dennoch schafften es die wichtigsten Indizes marginal ins Plus. Dow Jones +0,04%, S&P-500 +0,19%, Nasdaq-Comp. +0,35%. Der Nikkei-225 startet freundlich in die Woche: 29.133 (+0,6%).
Unternehmen
VW hat im Mai weltweit 860.300 Fahrzeuge ausgeliefert, ein Plus von 41,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit stiegen die Auslieferungen in den ersten fünf Monaten des Jahres um 33,4% auf 4,1 Mio. Fahrzeuge. Während Westeuropa im Mai einen Zuwachs von 98,8% verzeichnen konnte, kamen in China 7,5% weniger VW´s auf die Straße.
Devisen
Der Euro hat nach einem freundlicheren Beginn die Gewinne wieder eingebüßt und im Minus geschlossen.
Öl / Gold
Aussagen der Internationalen Energieagentur IEA, wonach diese mit einer weiteren Nachfrageerholung rechnet, hat den Ölpreisen Kursgewinne beschert. In einem freundlichen Börsenumfeld hat der Goldpreis leichte Abgaben verzeichnet. Damit gerät der seit März bestehende Aufwärtstrend in Gefahr.