Wirksamkeit der Geldpolitik wird durch vorsichtige Haushalte und Unternehmen beschränkt - Commerzbank
Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, sprach gestern während der Pressekonferenz auch die dynamische Entwicklung der Geldmenge M1 im Euroraum an. Diese ist, dank der expansiven Politik der EZB, in den letzten 12 Monaten um 2,7 Billionen Euro auf insgesamt 10,5 Billionen Euro angestiegen, während das mit der Geldmenge zu finanzierende nominale Bruttoinlandsprodukt im Euroraum sogar zurückfiel. Das bedeutet, dass die Umlaufgeschwindigkeit von M1 weiter zurückgefallen ist, da Haushalte und Unternehmen verstärkt Geld halten und es aus Vorsichtsmotiven nicht investieren. Dieser Zusammenhang ist als Liquiditätsfalle bekannt. Er beschränkt die Effektivität der Geldpolitik.
Anleihen
Großbritannien: Industrieproduktion (April), 8 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen, Michigan (Juni), 16 Uhr
Wie erwartet hält die Europäische Zentralbank an ihrer Geldpolitik fest. EZB-Präsidentin Christine Lagarde zeichnete auf der Presskonferenz aber ein positiveres Konjunkturbild als nach der letzten geldpolitischen Sitzung. Dies spiegelt sich auch in den Projektionen wider, die von den EZB Experten leicht nach oben korrigiert wurden. Für 2021 rechnet man nun mit 4,6% und für 2022 mit 4,7% Wachstum (bisher: 4,0% bzw. 4,1%). Auch die Inflationsprojektionen wurden leicht angehoben. Für 2021 erwarten die Notenbanker einen Anstieg der Verbraucherpreise um 1,9% (bisher: 1,5%). Ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise dürfte der Anstieg nach Einschätzung der EZB Experten allerdings bei nur 1,1% liegen. Trotz des positiveren Ausblicks hält die EZB unverändert an ihrem Anleihekaufprogramm fest. Sie hält auch an „signifikant höheren“ Käufen für die nächsten drei Monate fest. Wobei die Marktaktivitäten im Sommer immer etwas niedriger sind und man sich ansprechend mit den Käufen etwas zurückhalten dürfte. In den USA sind die Verbraucherpreise erneut stärker als erwartet angestiegen, woraufhin die Renditen insbesondere von US-Staatsanleihen zeitweise merklich zulegten. Konkret hatten die Analysten im Durchschnitt mit einem Preisanstieg von 0,5% zum Vormonat gerechnet. Doch der Anstieg lag bei kräftigen 0,6% und brachte die Rate im Vergleich zum Vorjahr von 4,2% im April auf 5,0%. Noch stärker war der monatliche Anstieg bereinigt um Energie- und Nahrungsmittelpreise. Hier lag der Anstieg bei 0,7%, was die jährliche Rate auf 3,8% brachte. Der US-Arbeitsmarkt entspannt sich dagegen schrittweise weiter. Deutlich war vor allem die Korrektur bei den Arbeitslosengeldbeziehern insgesamt. Vermutlich spielte die Reduzierung der Unterstützungsleistungen hierbei eine Rolle.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern uneinheitlich, wobei sich die Kursgewinne und -verluste in recht engen Grenzen hielten. Tagesverlierer war der Leitindex in Italien, der um 0,4% nachgab. Die Schwankungsintensität an den Aktienmärkten war auch gestern wieder sehr gering. Daran änderte auch die Sitzung der Europäischen Zentralbank nichts. Wie erwartet beließen die Währungshüter den Leitzins unverändert. Die Geldpolitik bleibt unverändert expansiv, was die Aktienmärkte tendenziell weiterhin unterstützen dürfte. Der Dax dümpelte weiter vor sich hin. Am Ende blieb ein leichtes Minus von 0,1%. Tagesgewinner im deutschen Leitindex war am gestrigen Donnerstag die Aktie von Infineon mit einem Aufschlag von 2,2%. Die größten Abschläge verzeichnete die Aktie von Siemens Energy mit einem Verlust von 2,4%. Damit beläuft sich das Minus seit Anfang des Jahres 2021 mittlerweile schon auf fast 18%, womit Siemens Energy die mit Abstand schlechteste Dax-Aktie ist. Star des Tages war die Aktie von Aixtron, die nach einer Anhebung der Jahresprognose um 18,5% kletterte. Auf europäischer Sektorenebene waren vor allem Telekommunikationswerte gesucht, die im Schnitt um 1,2% stiegen. Werte aus dem Bereich Reise & Freizeit büßten dagegen als Tagesverlierer durchschnittlich 1,3% ein. Die US-Börsen tendierten freundlicher. Der S&P 500-Index (+0,5%) markierte mit 4.249 Punkten ein neues Rekordhoch, obwohl die US-Inflation im Mai auf Jahressicht um 5% nach oben kletterte. Die Rendite für die zehnjährigen US-Treasuries fiel jedoch recht deutlich auf 1,43%, was den Aktienmärkten tendenziell Rückenwind verleiht. Auf Sektorenebene stießen vor allem Pharmawerte auf rege Nachfrage (+1,7%), wohingegen Finanzaktien als Tagesverlierer im Schnitt 1,1% einbüßten. Die Börsen in Asien tendierten zum Wochenschluss bei zumeist geringen Kursausschlägen uneinheitlich.