Inflationsdaten weiter überraschend fest, aber langfristige Erwartungen konsolidieren- Commerzbank
Inflation ist weiter das Thema Nr. 1 an den Märkten, da die aktuellen Daten global stärker ausfallen als erwartet. Allerdings steigen die langfristigen Inflationserwartungen seit einigen Wochen nicht mehr parallel dazu. Offensichtlich blicken die Märkte durch den aktuellen Inflationsanstieg hindurch und preisen eine gewisse Inflationsberuhigung ein. Dies ist auch das, was die meisten Notenbank betonen – der Inflationsanstieg ist nur vorübergehend. Diese Prognose ist relativ sicher. Aber demnächst wird sich die Frage stellen, was nach der Inflationsberuhigung (ab etwa 2023) kommt. Hier ist die Unsicherheit zweifellos größer – die Märkte geben hier noch keine Antwort.
Anleihen
China: Verbraucherpreise (Mai), 3:30 Uhr
Deutschland: Handelsbilanz (April), 8:00 Uhr
Kanada: Zinsankündigung der Zentralbank, 16:00 Uhr
Am Rentenmarkt dominieren seit Ende Mai die Bullen und drücken die Renditen immer tiefer. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten gestern im Tief bei minus 0,23%, das sind vier Basispunkte weniger als noch am Montag. Unterstützung erhielten die steigenden Rentenkurse von der enttäuschenden deutschen Industrieproduktion für April. Auch wenn nach den am Montag bekanntgegebenen schwachen Auftragseingängen für die deutsche Industrie im April nun ebenfalls für die Produktion mit eher mäßigen Zahlen zu rechnen war, überraschte der Rückgang um 1,0% M/M doch die meisten. In den kommenden Monaten dürfte die Industrie das Wirtschaftswachstum in Deutschland eher bremsen, denn die bereits vorliegenden Zahlen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) zeigen einen deutlichen Rückgang der Autoproduktion im Mai an, so dass nach dem schwachen April auch im Mai mit einer noch niedrigeren Produktion zu rechnen ist. Der verantwortliche Mangel an Vorprodukten wird wohl noch einige Zeit anhalten und somit die Aktivität in Industrie und Baugewerbe weiter bremsen. Damit ruht alle Hoffnung für einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten und wohl auch im dritten Quartal auf den Dienstleistungssektoren. Die finalen Daten zum Euroraum BIP für das erste Quartal 2021 fielen mit einem Rückgang von 0,3% gegenüber dem Vorquartal deutlich besser aus als mit -0,6% in einer früheren Schätzung. Mit zwei Quartalsrückgängen hintereinander erfüllte die wirtschaftliche Entwicklung im gemeinsamen Währungsraum jedoch den Tatbestand einer Rezession. Das Handelsdefizit der USA verringerte sich im April gegenüber März um 6,1 Mrd. auf 68,9 Mrd. USD. Im März war das Defizit auf den Rekordwert von 75 Mrd. USD angewachsen.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Zwei Tage vor der Veröffentlichung der wichtigen US-Verbraucherpreisdaten und der EZB-Ratssitzung entwickelte sich der Handel an den europäischen Aktienbörsen weiter sehr verhalten. Allerdings war auch angesichts etwas schwächerer Konjunkturdaten kein Abgabedruck zu verspüren. Nach den letzten starken Kursavancen traten die Anleger bei den Automobilwerten nun etwas auf die Bremse, womit die Aktien von Daimler (-1,4%) und VW (VW Vz: -2,2%) in den unteren Bereich des Performancetableaus rückten. Gesucht waren an diesem Handelstag im deutschen Leitindex eher die Titel von defensiven Sektoren wie Merck KGaA (+1,8%) und Vonovia (+1,2%). Auch unter den Branchen im Euroraum gerieten die Gewinner der letzten Wochen auf die Abgabeseite. Die größten Verluste gab es bei Banken (-1,3%) und Automobilen (-1,1%), während insbesondere Titel des während der Pandemie schwer angeschlagenen Reise u. Freizeit-Sektors (+2,4%) deutlicher zulegen konnten. Immobilienaktien (+1,2%) waren ebenfalls gesucht. Auch an der Wall Street entwickelten sich die Indizes ähnlich wie am Vortag. Während der Dow Jones Industrial erneut etwas schwächer tendierte, konnte der Nasdaq 100 leicht zulegen. Angesichts der weiter steigenden Ölpreise waren die Aktien von Chevron (+0,9%) stärkste Einzeltitel im Leitindex (DJI). Noch stärker entwickelten sich im marktbreiten S&P 500 die Papiere von Exxon (+1,8%) und ConocoPhilips (+1,1%). Neben dem Energiesektor (+0,9%) konnten sich Gebrauchsgüter (+1,0%) am besten positionieren. Größere Verluste gab es nur bei den defensiven Branchen Basiskonsum und Versorger (jeweils -0,9%). In der Breite tendierten Impfstoffhersteller schwächer. Insbesondere Curevac (-12,6%) litten darunter, dass sich das Zulassungsverfahren für ihr Vakzin weiter verzögert. Auch an den asiatischen Börsen herrscht heute Morgen weiterhin eine deutliche Zurückhaltung vor.