Am Morgen: AMS Osram, Immofinanz, S Immo und Broadcom im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Deutsche Unternehmen denken verstärkt über Preiserhöhungen nach. Dies treffe insbesondere für den Großhandel zu, wo der entsprechende Index auf 65 (April: 54) Punkte kletterte, wie das Ifo-Institut zu seiner Umfrage mitteilte. „Viele Unternehmen geben Preiserhöhungen auf der Beschaffungsseite weiter”, sagte Ifo-Experte Wohlrabe. „Zudem gibt es teilweise Nachholeffekte aufgrund früherer Preissenkungen während der Coronakrise.” In der Industrie liegt der Umfragewert bei 37 Zählern (+5), beim Bau bei 32 (+20) Punkten. Es gebe nur noch wenige Branchen, wo keine Preiserhöhungen vorgesehen seien. „Die starken Preissteigerungen bei vielen Rohstoffen ziehen sich letztendlich quer durch die gesamte Wirtschaft”, sagte Wohlrabe.
Die Einzelhändler in der Euro-Zone haben im April ein rückläufiges Geschäft verzeichnet. Hintergrund waren die strikten Corona-Beschränkungen. Das Absatzvolumen fiel überraschend stark um 3,1% zum Vormonat, teilte Eurostat mit. Im März waren die Absätze noch um 3,3% gewachsen, im Februar sogar um 4,2%. Im Vergleich zum April 2020 (1. Lockdown) gab es dagegen einen Zuwachs von 23,9%.
Am US-Arbeitsmarkt wurden im Mai 559.000 neue Jobs geschaffen. Obwohl dies nahezu eine Verdoppelung zum enttäuschenden Vormonat darstellt, blieb die Zahl unter den Erwartungen. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass derzeit ein akuter Personalmangel die Erholung am US-Arbeitsmarkt behindert. Die Arbeitslosenquote sank von 6,1% auf 5,8%.
Rentenmarkt
Der unter den Erwartungen liegende Stellenaufbau am USArbeitsmarkt im Mai hat bei den deutschen Staatsanleihen für Kursgewinne gesorgt. Die Beschäftigungszahlen dürften den Druck von der US-Notenbank nehmen, gegenzusteuern. Auch die US-Treasuries profitierten vom Arbeitsmarktbericht und erzielten deutliche Kursgewinne.
Aktienmarkt
Nach einem zunächst ruhigen Verlauf hat am Nachmittag der schwächer als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht zu weiteren Kursgewinnen am deutschen Aktienmarkt geführt. Im Verlauf schaffte es der DAX dabei auf ein erneutes Rekordhoch. DAX +0,39%, MDAX +0,67%, TecDAX +0,98%. Die US-Arbeitsmarktbericht hat die Sorgen vor einer möglichen Straffung der Geldpolitik in den Hintergrund gerückt und die Kurse an der Wall Street steigen lassen. Dow Jones +0,52%, S&P-500 +0,88%, Nasdaq-Comp. +1,47%. Der Nikkei startet freundlich in die Woche: 29.041 (+0,34%).
Unternehmen
Der Lichttechnikkonzern AMS Osram trennt sich von seinem Nordamerika-Geschäft mit Steuersystemen. Der langjährige Kunde und Partner Acuity Brands übernehme das Geschäft der Sparte Digital Systems (DS) mit 1.100 Mitarbeitern in den USA, Kanada und Mexiko, teilte das Unternehmen mit. Finanzielle Details wurden nicht genannt. Die Transaktion solle im Sommer abgeschlossen werden; hieß es. Die österreichische AMS, die Osram übernommen hatte, hatte früh deutlich gemacht, dass sie an der Digitalsparte kein strategisches Interesse besitzt.
Vorstand und Aufsichtsrat des österreichischen Immobilienkonzerns S Immo haben die Übernahmeofferte des Rivalen und Großaktionärs Immofinanz abgelehnt. Die Offerte sei unattraktiv und spiegele den Unternehmenswert nicht wider, sagte CEO Ettenauer. Immofinanz gestehe mit dem Angebot den Aktionären nicht einmal den Preis zu, mit dem der Konzern selbst S Immo in seinen Büchern führe, erklärte Ettenauer weiter. Der Vorstand lehne das Angebot daher entschieden ab und empfehle den Aktionären, ihre Anteilsscheine zu behalten, hieß es.
Der US-Chipkonzern Broadcom hat in Q2 des laufenden Geschäftsjahres die Erlöse um 15% auf 6,61 Mrd. US-$ gesteigert. Das adjusted EBITDA lag bei 3,96 (3,21) Mrd. US-$. Der Nettogewinn erhöhte sich auf 1,49 (0,563) Mrd. US-$. Für Q3 erwartet der Apple-Zulieferer einen über den Markterwartungen liegenden Umsatz von 6,75 Mrd. US-$.
Devisen
Der Euro hat sich vor dem Hintergrund des US-Arbeitsmarktberichtes leicht verbessern können.
Öl / Gold
Die Hoffnung auf eine Nachfrageerholung angesichts der verbesserten Corona-Lage in vielen Ländern ließ die Ölpreise weiter ansteigen. Ein schwächerer US-$ unterstützte zusätzlich. Nach den deutlichen Kursverlusten des Vortages hat sich der Goldpreis am Freitag gefangen und ca. 1% höher geschlossen.