US-Arbeitsmarkt: Der Personalmangel scheint die Erholung zu dämpfen - Nord LB
In den USA sind vor wenigen Minuten aktuelle Daten zu Beschäftigungssituation gemeldet worden. Den Zahlen der offiziellen US-Statistiker folgend sind in der Wirtschaft der Vereinigten Staaten im Berichtsmonat Mai 559.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Zudem wurden die Angaben zum Stellenaufbau in den beiden Vormonaten noch marginal – in der Summe um 27.000 Jobs – nach oben revidiert. Diese Zahlen zur Lage am US-Arbeitsmarkt sind für die Finanzmärkte eher eine leicht negative Überraschung. Es ist aber zu bedenken, dass die US-Wirtschaft derzeit mit einem akuten Personalmangel zu kämpfen hat.
Die jüngsten Unternehmensbefragungen belegen diese These immer eindeutiger. Die Firmen würden also mehr Arbeitskräfte einstellen wollen, finden aktuell aber einfach nicht genug neues Personal. Insofern sollte man die Entwicklungen beim Stellenaufbau im Mai sicherlich nicht zu negativ beurteilen. Der Aufschwung der US-Ökonomie kommt zunehmend auch am Arbeitsmarkt an. Die für die Unternehmen sehr unerfreulichen Probleme mit der Knappheit von verfügbarem Personal sind letztlich auch ein Resultat der Erholung der nordamerikanischen Wirtschaft.
Der Blick auf die Details der neuen Daten offenbart, dass in der Privatwirtschaft 492.000 zusätzliche Stellen entstanden sind. Vor allem bei den Firmen im Dienstleistungssektor hat es im Mai viele Neueinstellungen gegeben; hier sind in der Summe immerhin 489.000 Jobs aufgebaut worden. An dieser Stelle zeigen sich die Öffnungen der Wirtschaft nach der Coronavirus-Krise sehr klar; so sind in der Untergruppe Gastronomie- und Freizeit 292.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse entstanden. In der Produktion sind dagegen nur 23.000 Arbeitsplätze aufgebaut worden. Die Bauwirtschaft hat am aktuellen Rand sogar 20.000 Stellen abgebaut. Dies mag auch eine Folge der mangelnden Verfügbarkeit von Baustoffen sein. Staatliche Stellen haben im Mai 67.000 neue Jobs geschaffen.
Die separat erhobene Arbeitslosenquote ist im Berichtsmonat Mai auf 5,8% gefallen. An dieser Stelle mag sogar von einer gewissen positiven Überraschung gesprochen werden. Zudem konnten die durchschnittlichen Stundenlöhne am aktuellen Rand immerhin um 0,5% M/M zulegen. Die genaue Interpretation der Bewegungen bei dieser Zeitreihe ist bekanntlich immer etwas schwierig, es scheint sich aber doch zunehmend zu zeigen, dass die händeringend nach neuen Personal suchenden Unternehmen offenbar auch bereit sich, deutlich höhere Löhne zu zahlen.
Fazit: Die US-Arbeitsmarktdaten liefern am aktuellen Rand kein ganz klares Bild. Die Zahlen zum Stellenaufbau im Mai mögen auf den ersten Blick sogar als eher negative Überraschung angesehen werden. So sind „nur“ 559.000 zusätzliche Stellen entstanden. Allerdings behindert derzeit ein akuter Personalmangel die Erholung am US-Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote ist im Berichtsmonat Mai auf 5,8% gefallen. Zudem legten die Stundenlöhne um immerhin 0,5% M/M zu, was unter anderem auch eine Konsequenz des momentanen Personalmangels sein dürfte. In der Summe sollte man die Daten also nicht zu negativ beurteilen.