Am Morgen: Deutsche Wohnen, Vonovia und Konjunkturzahlen im Fokus - Nord LB Kolumne
Die deutsche Wirtschaft ist in Q1 nach endgültigen Zahlen noch etwas stärker geschrumpft als nach einer ersten Schnellschätzung. Das BIP ging in den ersten drei Monaten des Jahres um 1,8% (Erstschätzung: -1,7%) gegenüber dem Vorquartal zurück, teilte das Statistische Bundesamt mit. Vor allem die Corona-Beschränkungen in der dritten Welle der Pandemie hätten dazu beigetragen, so die Statistiker. Damit liegt Deutschland deutlich hinter anderen Staaten, wie den USA (+1,6%) zurück. Aber selbst das BIP der Euro-Zone ist nur um 0,6% zurückgegangen.
Die Fortschritte bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie hat die Stimmung der Unternehmen in Deutschland unerwartet stark ansteigen lassen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex kletterte im Mai auf 99,2 (April: 96,6) Zähler und damit auf den höchsten Wert seit Mai 2019. Ökonomen hatten zwar mit einer Steigerung gerechnet, das Ausmaß aber unterschätzt. Sowohl die aktuelle Lagebeurteilung als auch die Erwartungen für die Geschäftsentwicklung der nächsten sechs Monate trugen dazu bei. Die Wiederaufnahme der steilen Anstiege seit Beginn dieses Jahres (mit Ausnahme des Monats März) macht durchaus Hoffnungen auf den weiteren Verlauf in 2021. Tatsache ist, dass die berechtigten Aussichten auf sukzessive Rücknahmen des Lockdowns und die zurückgehenden Infektionszahlen zunehmend die deutsche Wirtschaft optimistischer stimmen. Aufholprozesse sind bei Einzelhandel, Gaststätten und Hotels zu erwarten. Für Deutschland rechnen wir in 2021 mit einem BIP-Wachstum von 3,5%.
Die Sparquote der deutschen Haushalte ist in Q1 mit 23,2% auf einen neuen Rekordwert geklettert. Hintergrund sind vor allem die aufgrund der Pandemie fehlenden Konsummöglichkeiten. Die Einkommen werden etwa durch das Kurzarbeitergeld stabilisiert, während das Geld für ausgefallene Urlaubsreisen oder Restaurantbesuche oftmals gespart wird, hieß es vom Stat. Bundesamt. Im Schnitt der vergangenen zwei Jahrzehnte lag die Quote zwischen 9 und 11%.
Rentenmarkt
Unbeeindruckt von der unerwartet starken Stimmungsverbesserung der deutschen Unternehmen haben die Kurse der Bundesanleihen am Dienstag zulegen können. US-Staatsanleihen starteten mit leichten Gewinnen in den Dienstag und bauten diese im Handelsverlauf weiter aus.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt profitierte zunächst von nachlassenden Zinssorgen, positiven Signalen aus der Wirtschaft und einer möglichen Milliardenübernahme im Immobiliensektor. Was jedoch fehlte, waren Anschlusskäufe. So gab der DAX nach seinem Rekordhoch die Kursgewinne wieder größtenteils ab. Thema des Tages: die geplante Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia. DAX +0,18%, MDAX 0,00%, TecDAX +0,85%. Enttäuschende Konjunkturdaten haben die Kauflaune der US-Anleger gedämpft. Außerdem gingen wegen Engpässen bei Bauholz und anderen Materialien die Eigenheim-Verkäufe im April zurück. Gleichzeitig wurden die Zahlen für den Vormonat nach unten korrigiert. Der Preisanstieg bei Häusern hole das Thema Inflation wieder ins Bewusstsein zurück. Nikkei-225: freundlicher bei 28.683,33 Punkten.
Unternehmen
Deutsche Wohnen ist sich sicher, dass die geplante Übernahme durch Vonovia die nötige Zustimmung der Aktionäre finden wird. „Die 18 Mrd. EUR schwere Offerte sei fair und attraktiv”, hieß es. Die Übernahme kommt nur zustande, wenn mehr als 50% der Anteilseigner von Deutsche Wohnen ihre Papiere an Vonovia verkaufen. Um Rückendeckung durch den Berliner Senat für den Zusammenschluss zu bekommen, wollen die beiden Immobilienriesen dem Land Berlin 20.000 Wohnungen zum Kauf anbieten. Die Fusion der beiden Konzerne biete Berlin die Chance, rund 20.000 Wohnungen in kommunales Eigentum zu übernehmen, sagte der Regierende Bürgermeister Müller.
Devisen
Die Stimmungsaufhellung bei dt. Unternehmen hat auch dem Euro gutgetan. Er konnte seine Aufwärtsbewegung fortsetzen, wozu auch die freundlichen Aktienmärkte beigetragen haben.
Öl / Gold
Die Ölpreise zeigten sich wenig verändert vor dem Hintergrund einer Annäherung der Parteien im Atomkonflikt mit dem Iran. Dies könnte zu einer möglichen Lockerung der Sanktionen und damit zu einem erhöhten Ölangebot führen. Am Goldmarkt blieb es erneut recht ruhig.