Schloss Wachenheim: Die Strategie der kleinen Schritte
Wer bei Schloss Wachenheim an einen eher kleineren Hersteller von Weinen und Sekt denkt, der täuscht sich. 1.600 Mitarbeiter arbeiten für die Aktiengesellschaft an 10 Produktionsstandorten sowie in verschiedenen Vertriebsbüro. Der Umsatz der Trierer liegt bei 340 Millionen Euro, der Gewinn betrug zuletzt 13 Millionen Euro oder 0,96 Euro je Aktie.
Für das laufende Jahr rechnet die Gesellschaft mit einem stabilen Umsatz. Der Gewinn wird bei 14,5 Millionen Euro bis 16,5 Millionen Euro gesehen. Diese Prognose wird auf der virtuellen Frühjahrskonferenz des Equity Forums von den Vorständen Oliver Gloden und Boris Schlimbach bestätigt.
Aufgeteilt ist Schloss Wachenheim in die Teilkonzerne Deutschland, Frankreich und Ostmitteleuropa. Jeder Bereich hat dabei seine eigenen Schwerpunkte. In Frankreich dreht sich fast alles um Sekt, in Osteuropa werden auch Spirituosen nicht verachtet. Ergänzt wird das Portfolio immer mehr von nicht-alkoholischen Getränken und Kindergetränken.
Schloss Wachenheim setzt zudem verstärkt auf den Einzelhandel. In Deutschland, Polen und Tschechien betreibt man inzwischen rund 70 Weinfachgeschäfte - Tendenz steigend. An eine Hawesko mit 300 Jacques-Läden wird man nicht herankommen, aber das ist auch nicht das große Ziel. Vielmehr will man beständig in diesem Bereich wachsen, entweder durch Zukäufe oder durch Neueröffnungen. Davon kann man sich ein bis zwei pro Jahr vorstellen.
Insgesamt hält man bei den Trierern wenig von den ganz großen Sprüngen. Allerdings wagt man nun den Markteintritt in Großbritannien mit der Marke Eisberg, die man im Februar erworben hat. 2 Millionen Flaschen alkoholfreier Weine werden davon jährlich auf der Insel verkauft. Zudem möchte man weitere Produkte in Großbritannien im mittelpreisigen Segment in Eigenverantwortung positionieren und den Markt langsam weiter erschließen. Doch eine weitere internationale Expansion ist momentan nicht geplant.
An die höherpreisigen Sekt- und Weinmarken will sich Schloss Wachenheim nicht heranwagen. Dann müsste man einen zweistelligen Millionenbetrag für die Werbung ausgeben, das lehnt man ab. Man will Rotkäppchen und Henkell Freixenet nicht den Rang ablaufen. Das würde nicht zur Strategie der Gesellschaft passen. Man geht lieber den Weg des langen Atems und der kleinen Schritte.