Francotyp-Postalia: Vieles dreht sich um die Margen
Für Investoren von Francotyp-Postalia Holding (FP) waren die vergangenen zwölf Monate kein wirkliches Erfolgserlebnis. Damals wie heute notiert die Aktie der Berliner bei rund 3 Euro. In der Zwischenzeit ist jedoch einiges geschehen. Vor allem die bisweilen ungewöhnlichen Vorgänge rund um die Installation eines neuen Vorstandschefs bleiben Anlegern in Erinnerung und haben möglicherweise manches Vertrauen gekostet.
Der neue CEO, Carsten Lind, stellt sich in diesen Tagen der Öffentlichkeit auf der virtuellen Frühjahrskonferenz von Equity Forum. In einer ausführlichen Präsentation und anschließender Frage- und Antwort-Runde in englischer Sprache, obwohl alle Teilnehmer der deutschen Sprache mächtig waren, macht er deutlich, dass FP die Kosten reduzieren muss. 10 Millionen Euro sollen letztlich eingespart werden. Um dies zu erreichen, müssen rund 200 der etwa 1.000 Mitarbeiter gehen. Die Restrukturierung, die letztlich auch der Profitabilität dienen soll, wird sich bis ins kommende Jahr hinziehen. Für die entsprechenden Maßnahmen hat man 9 Millionen Euro eingeplant.
Hinsichtlich der künftigen Prognosen ist der CEO sehr vorsichtig. Man ist noch nicht sicher, wie das „neue Normal“ nach Corona aussehen wird. So kann man auch nicht wirklich sagen, wie sich die Margen nach den Kosteneinsparungen entwickeln werden. Für 2021 geht man bei FP von einem Umsatz zwischen 185 Millionen Euro und 196 Millionen Euro aus, das EBITDA soll bei 6 Millionen Euro bis 12 Millionen Euro liegen. Das ergibt eine Margenspanne von rund 3 Prozent bis 6 Prozent. Zum Vergleich: 2020 schaffte FP einen Umsatz von 195,9 Millionen Euro und ein EBITDA von 8,0 Millionen Euro, was einer Marge von rund 4 Prozent entspricht.
Größter Umsatzbringer mit rund 60 Prozent sind bei FP derzeit die Frankiermaschinen. Die Umsatztendenz geht hier jedoch abwärts, zuletzt gab es ein Minus von fast 10 Prozent auf 121,5 Millionen Euro. Lind führt dies unter anderem auf Corona zurück. Klar ist aber auch, dass Frankiermaschinen immer seltener zum Einsatz kommen, die Digitalisierung macht gerade in diesen Zeiten Fortschritte. Auf diesen Zug würde man gerne stärker aufspringen. Aktuell macht man in dem Bereich Software/Digitales und IoT einen Umsatz von 16,4 Millionen Euro (-4,1 Prozent).
Um hier wirklich zu wachsen, so Lind, muss man einen oder zwei Zukäufe tätigen. Dies sei aber derzeit nicht möglich, die Restrukturierung beansprucht alle Kapazitäten, die Integration einer anderen Gesellschaft wäre nicht zusätzlich zu bewältigen. Zudem fehlt offenbar der geeignete Zukaufskandidat.
Vorstandschef Lind setzt darauf, die Kunden zu migrieren, von der Frankiermaschine hin zu Software as a Service, zu den digitalen Services. So sollen Kunden gehalten werden und solche Dienste verkauft werden, die höhere Margen bringen.
Das ist sein Ziel: Er will die Margen steigern. Dass damit möglicherweise der Umsatz auch in den kommenden Jahren bei rund 200 Millionen Euro verbleiben wird, nimmt man dafür in Kauf.